bergstolz

Auf Ski durch den Balkan – Albanien & Kosovo


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„Wo wollt ihr drei Ladies denn mit so viel Sperrgepäck alleine hin?“ Das Bodenpersonal am Flughafen in München wirkt etwas verwundert, als wir vollbepackt mit unseren Taschen und Skisäcken zum Check-In Schalter kommen. Endlich geht unser jährliches Skiabenteuer ins Ungewisse wieder los, wir können es kaum erwarten dieses Mal die wilden Berge des Balkans zu entdecken.

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[ALBANIEN]: HELISKIING IN UNBERÜRHTERM TERRAIN

Der erste Teil unserer Reise führt uns von Pristina im Kosovo über die westliche Grenze nach Albanien in den Nationalpark Valbonatal. Nach einer dreistündigen Taxifahrt mit leichten Sprachbarrieren und Platzproblemen (ein VW Kombi ist anscheinend nicht geeignet für vier Personen und sechs große Gepäckstücke ;-P), kommen wir endlich früh morgens in unserer Lodge an, wo wir vom Heliski Albania Team, im Halbschlaf, aber super herzlich empfangen werden.

Sechs Stunden später sitzen wir bereits im Helikopter, der zu unserem allerersten Heliskiing Run abhebt und uns inmitten der unberührten albanischen Berge absetzt. Nachdem Pilot Detlef mit seiner Maschine weiterzieht und langsam Stille einkehrt, können wir den Moment erst so richtig begreifen und genießen. Endlich sind wir da - ganz oben am Gipfel mit traumhaftem Blick auf das unendlich wirkende Bergmassiv. Nur wir, unsere Skier und unser italienischer Guide ‚Mose‘, der vermutlich noch nicht ganz weiß wie lustig es mit drei skiverrückten Ladies werden kann. Wir haben die Berge hier für uns alleine, und das große Glück, uns jede Fahrt einen neuen unberührten Hang aussuchen zu können. Einsame Gipfel und dann auch noch zahlreiche Erstbefahrungen, das ist definitiv mehr als wir uns je erwartet hätten. Doch als wäre das noch nicht genug, dürfen wir auch noch ein paar unserer Abfahrten offiziell benennen, da diese noch niemand zuvor mit Skiern bezwungen hat. Ab sofort gibt es also im Albanischen Valbonatal einen Run namens „Peaks & Rosy Cheeks“ und eine „burning legs“ Rinne (der Name ist Programm) - welche gleich im Anschluss in die Karte des Teams eingetragen werden.

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Zurück im Hubschrauber und wieder am Weg nach oben, werden von Mose und Detlef die nächsten potenziellen Rinnen genau studiert, um die spektakulärsten Hänge des Tages zu finden. Sobald die Wahl getroffen ist geht es schon los mit dem Landeanflug auf ein nicht wirklich großes Gipfelplateau, das dort oben eher begrenzten Spielraum für uns vier lässt. Für manch andere mag dies keine große Sache mehr sein, für uns jedoch bedeutet es Nervenkitzel pur und einen Endorphin-Überschuss der vermutlich für einen Monat ausreicht. Jeder Flug ist auf’s Neue ein absolutes Abenteuer und eine Art Überraschungsei, da man nie weiß, was man bekommt.

Ganz nach dem Motto: steil bergauf und steil bergab. Vom Abseilen in die nächste Rinne bis zum Bootpacking Aufstieg in einen bisher unbekannten Hang, ist alles mit dabei. Wer die Serie ‚How I met your mother‘ kennt, der würde uns diese Tage vermutlich in die Kategorie ‚woo-girls‘ einstufen, da wir aus dem Staunen nicht herauskommen und jede Minute unseres Skitrips feiern. Bei Sonnenschein und guten Schneeverhältnissen führt uns die letzte Abfahrt des Tages bis ins Tal direkt vor die Tür der Unterkunft, wo schon mit Bier und BBQ auf uns gewartet wird. Gefühlt im Ski-Paradies angekommen, lassen wir den Tag mit dem gesamten Team ausklingen und genießen die Einsamkeit und wunderschöne Natur um uns herum, die uns für den nächsten Skitag wieder bereitsteht. Die Einheimischen nennen die albanischen Alpen auch Bjeshkët e Nemuna, was übersetzt so viel bedeutet wie „Verfluchte Berge“. Für uns ist dieser Platz hier aber alles andere als verflucht und ein großer Segen, dass wir das alles erleben dürfen. Die Imposanz des Gebirges erinnert irgendwie ein bisschen an Alaska (auch wenn wir dort leider NOCH nicht waren – bei einem Lottogewinn aber auf jeden Fall auf unserer Liste steht) und die Weitläufigkeit und Einsamkeit lässt uns direkt etwas demütig werden.

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Die ersten paar Tage erkunden wir also das Gebiet rund um das Valbonatal und nutzen unsere Heli-Minuten bis zum Ende aus, bevor es für uns dann weiter in den Kosovo geht. Die Zeit vergeht bekanntlich viel zu schnell, und wir werden die außerordentliche Gastfreundschaft und den familiären Umgang untereinander auf alle Fälle sehr vermissen. Mit einem weinenden und einem lachenden Auge packen wir unsere sieben Sachen und machen uns bereit für die Weiterreise in den benachbarten Kosovo.

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[KOSOVO]: DIE „KATZE“ SCHNURRTE NUR FÜR UNS

Nach unglaublichen Tagen in Albanien geht es für uns, mit Sebo und Hamda von Lynx Freeride, per Auto (wieder viel zu klein für so viele Personen und Gepäck) weiter nach Junik. Die Straßen werden immer unwegsamer und schon bald müssen wir unsere Reise im Jeep fortsetzen. Es geht hinauf in die Bergwelt der Gjeravica, dem höchsten Berg des Kosovos. Die letzten paar Kilometer des Weges können wir nur noch mit der Snowcat (oder Pistenraupe – welches Tier auch immer man bevorzugt) bewältigen, da auch die Jeeps hier an ihre Grenzen stoßen. Das ein oder andere Mal müssen die Jungs raus und Felsen sowie abgebrochene Bäume vom Weg entfernen.

Sebo erzählt uns, dass sie manchmal mehrere Stunden brauchen, bis sie die Lodge auf 1.750 m erreichen. Immer wieder zeigen uns die Einheimischen Spuren im Schnee und erzählen uns, dass die Bären heuer bereits im Februar aus dem Winterschlaf erwacht sind. Wir drei schauen uns verdutzt an, fragen aber besser nicht weiter nach. Spät abends erreichen wir mit müden Augen die Lodge und fallen in unser lang ersehntes Bett, da früh morgens bereits der nächste Skitag am Programm steht. Gestärkt und voll motiviert geht es am ersten Tag mit der Snowcat los in die Berge. Unser Fahrer Hamda hat seine Katze voll unter Kontrolle und bahnt sich bei jeder Fahrt neue Straßen in den Schnee. Zwar um einiges langsamer als mit dem Heli, aber mit mindestens genauso viel Spaß, erkunden wir die Gegend um Gjeravica, vorbei an leerstehenden Hütten, die nur im Sommer genutzt werden.

Überall wo wir mit der Maschine nicht mehr weiter kommen stapfen wir zu Fuß weiter nach oben, um die lohnenden Gipfel zu erreichen. Wetter und Schnee sind glücklicherweise wieder auf unserer Seite, und Sebo weiß gottseidank ganz genau, wo sich die guten Hänge und der Powder verstecken. Eine tolle Abfahrt folgt der nächsten und immer wieder aufs Neue können wir uns am Weg nach oben entscheiden, welchen Weg die Katze für uns einschlagen soll.

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Ein absolutes Highlight der gesamten Reise ist für uns die Nacht, in der wir zum ersten Mal ‚Full Moon Skiing‘ probieren können. Draußen ist es bereits stockdunkel, wir haben einen ganzen Tag Skifahren in den Beinen, und haben beim Abendessen wieder richtig reingehauen (Tipp am Rande: Man wird den ganzen Tag über verköstigt, bis man nicht mehr kann; Die Reise ist also nicht geeignet für diverse Diäten). Alles Dinge die uns aber nicht davon abhalten, endlich um 22:00 wieder in die Katze zu steigen, und im Scheinwerferlicht gemütlich auf den Berg zu fahren. Oben angekommen beobachten wir das Schauspiel eines Mondaufganges und können es kaum erwarten, endlich im Vollmondschein abzufahren. Die ‚Woo-Geräusche‘ der Abfahrt kann man sich bestimmt vorstellen, als wir auch noch unerwartet super Pulverschnee finden. Ein Erlebnis das wir bestimmt nie vergessen werden und das uns immer an die großartige Lynx Freeride Crew erinnern wird.

Wie bereits erwähnt mangelt es die gesamte Reise über nie an Verpflegung und köstlichem Essen. In der Lodge bleibt neben Palatschinken- und Pizzaparties kein ernährungstechnischer Wunsch unerfüllt, und man fühlt sich am Ende jedes Tages, als hätte man ein ganzes Allinclusive-Buffet verdrückt.

Mittlerweile sind auch noch andere gesellige Freerider in der Lodge angekommen und wir vertreiben uns die Abende mit Karten spielen und Alltagsgeschichten, da das W-LAN pro Tag gute zehn Sekunden funktioniert. Und um ehrlich zu sein, das tut mal richtig gut fernab der schnelllebigen Zeit.

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Nach sieben Tagen Skifahren heißt es für uns: Zelte abbrechen und zurück in die Zivilisation. Ein bisschen Kultur schadet nie, weshalb wir den letzten Tag in Prizren verbringen. Ein wunderschönes, kleines Städtchen, das uns die dortige Lebensweise noch einmal näherbringt.

Wie jedes Abenteuer, hat leider auch dieses irgendwann ein Ende. Und so packen wir wieder einmal unsere Taschen und begeben uns auf den Weg zum Flughafen nach Pristina. Mit unzähligen neuen Erlebnissen und großartigen Momenten im Gepäck geht es zurück in die Heimat, in der wir noch lange an unsere Reise durch den Balkan denken werden. Eines wissen wir genau: der Osten hat auf ein Neues unser Herz erobert und wird uns so schnell nicht loslassen.

DDanke an Alle, die diese Reise zu einer unvergesslichen gemacht haben – und danke an unsere Chefs, die jedes Jahr wieder viel Verständnis für unsere Urlaubsplanungen zeigen!

Infobox

infobox map kosovo

// ANREISE

Mit dem Flugzeug von München direkt nach Pristina ab ca. 220 € (Flugdauer 1,5h) Für Österreicher ist kein Visum notwendig

// UNTERKÜNFTE

Die Unterkünfte sind beschränkt in den abgelegenen Tälern.

Hotel Margjeka Valbonatal
www.hotelmargjeka.al

Hotel Grand Gjeravica Kosovo
www.grandhotelgjeravica.com

Hotel Tiffany in Prizren
Road Marin Barleti nr. 16 2000 Prizren - Kosovo
www.hoteltiffanyprizren.com

// ESSEN

Die Unterkünfte in den Bergen bieten alle eine Vollpension an und glaubt uns, verhungert ist dort bestimmt noch keiner! Die Köche zaubern jeden Tag Köstlichkeiten auf die Teller, wo für jeden Geschmack etwas dabei ist. Als Vegetarier sollten man ihnen zu Anfang nur nochmal sagen, dass Huhn nicht vegetarisch ist.

// LIFE HACKS

Unbedingt Bargeld mitnehmen, da Geldautomaten oft nicht funktionieren. Im Kosovo wird mit Euro bezahlt, in Albanien mit Lek, wobei auch oft Euro angenommen wird. Die mitteleuropäische Pünktlichkeit und Genauigkeit können zu Hause gelassen werden, im Balkan ticken die Uhren einfach anders. Das entschleunigt ungemein.

// ORGANISATORISCHES

Heliski Albania
www.heliskialbania.com

Lynx Freeride
www.lynxfreeride.com

www.peaksandrosycheeks.com

Instagram: @peaks.and.rosycheeks




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