bergstolz

Lötschental, das magische Tal.


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Wie kommt man als gebürtiger Biebertaler ins abgeschiedene Lötschental – und lässt sich dort seit inzwischen acht Jahren nieder? Als Freerider und staatlich geprüfter Berg- und Skiführer fällt Lutz Fleck die Antwort natürlich nicht schwer.

Die Gegend um das majestätische Bietschhorn gilt immerhin als Geheimtipp in der Freeride-Szene, im Sommer bietet sie vielfältige Klettermöglichkeiten. „Das Lötschental wird oft ‚das Tal der Täler’ oder ‚das magische Tal’ genannt. Auch mich hat es mit seiner imposanten Bergkulisse in den Bann gezogen und ist für mich zu einer neuen Heimat geworden. Hier fühle ich mich wohl und werde akzeptiert.“

Mit Ski durch unberührten Schnee zu ziehen, ist Lutz’ große Leidenschaft. Seit über elf Jahren ist der 40-Jährige als Bergführer und Skilehrer Sommer wie Winter in den Bergen unterwegs. Seit 2009 ist Lutz Mitglied im Lehrteam „Variante“ des Deutschen Skilehrerverbandes. Seine Passion ist das Freeriden – die Befahrung der Matterhorn-Ostwand, der Lenzspitze oder der Monterosa Ostwand gehören zu den extremen Varianten des Freeridens. Er beherrscht sie. Beim Heliski in Sibirien oder in Kanada ist Lutz anzutreffen sowie beim Klettern in Spanien, Italien, Frankreich, Thailand und vielen weiteren Orten. Er kennt nicht nur die extremen Routen auf den Kontinenten, er verfügt auch über beste Kontakte und ein großes Know How im Berg- und Skisport.

Mit Begeisterung ist Lutz in seiner walisischen Wahlheimat unterwegs, wo er sich sehr gut auskennt und immer weiß, wo der beste Schnee zu finden ist. Wenn man ihm zuhört, glaubt man, er rede von einem kleinen Paradies. Und wenn man dem Lötschental dann selbst einen Besuch abstattet, weiß man, dass Lutz nicht übertrieben hat.

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Lutz ist Mitglied des Marmot PRO Riders Team, und als solches hat er seine Teamkollegen – unter anderem die Freeride Pros Roman Rohrmoser, Alex Hoffmann, Dani Regensburger, Michi Trojer und Lisa Horst, den mehrfachen deutschen Meister im Skibergsteigen, Toni Steurer, sowie die jüngste deutsche Bergführerin, Nina Schlesener – zu einem spätwinterlichen Besuch ins Lötschental eingeladen. Wir zögern nicht lange und sagen gespannt zu – es ist für alle das erste Mal, dass wir diesen malerischen Winkel im Wallis erkunden dürfen.

Die Straße endet in Kandersteg, vor und neben uns nur unpassierbare, schroffe Berge, doch laut Navi geht es immer noch weiter gerade aus. Auf einmal steht man auf dem Autoverlad, kurz darauf geht es durch einen finsteren Tunnel, rund 15 Minuten später wird man in Goppenstein wieder ausgespuckt. Ein zweiter Zugang führt von Süden durch das Rhône-Tal, ansonsten ist das zwischen den Berner und Walliser Alpen eingebettete Lötschental nicht mit dem Auto zugänglich.

Vielleicht ist es diese Abgeschiedenheit, die das Lötschental so einzigartig macht. Keine Hotelburgen, keine Autoschlangen, keine Hektik. Stattdessen: Ruhe und walisische Ursprünglichkeit. Die Jahrhunderte alten Holzhütten, charakteristisch für das gesamte Tal, strahlen mit ihren groben, dunklen Balken eine Gelassenheit aus, die sofort ansteckend ist. Die steil in den Himmel ragenden Berge ringsum, allen voran das Bietschhorn (3.934 Meter), leuchten in der Abendsonne und heißen uns willkommen. Das Lötschental ist ein Ort der Begegnung – zwischen seinen Bewohnern und seinen Besuchern ebenso wie zwischen Menschen und Natur.

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Es ist Ende März, bei der Anfahrt zeigt das Thermometer im Tal über 20 Grad an, trotzdem sind dank seiner hohen Lage sowohl die Nord- als auch die Südhänge des Lötschentals noch schneebedeckt und verheißen unserer Reisegruppe vier ausgezeichnete Frühjahrsskitage. Früh am nächsten Morgen geht’s los, dank der Lauchernalp Bergbahn können wir am Hockenhorngrat direkt auf 3.111 Metern loslegen, ein absolutes Plus in dieser Jahreszeit. Dies ist der Ausgangspunkt für unzählige Touren in allen Schwierigkeitsgraden und Längen ebenso wie für spektakuläre Freeride-Abfahrten.

Wir starten an der Milibachpiste und steigen auf in Richtung Osten zum Tennbachgletscher, mit schöner Sicht auf das Bietschhorn, die Lonzahörner, das Lötschentaler Breithorn, das Sattelhorn (ein sehr markanter Berg über der Lötschenlücke) und das Aletschhorn. Von dort geht es in ca. 2 Stunden zum Elwertätsch. Die Abfahrt über den Tellin zur Tellialp und weiter bis Blatten scheint kein Ende zu nehmen, wir können unser Abfahrtsglück kaum fassen. Bester Firn und, wir sind selbst überrascht, auch der ein oder andere Powder-Hang ist noch dabei! Was für ein Auftakt!

Auch die 1.845 Höhenmeter lange Abfahrt vom Hockenhorngrat über die Lötschenpass-Hütte nach Ferden am nächsten Tag lässt die Oberschenkel brennen – gut, dass wir direkt auf der Sonnenterrasse des Hotel Ambord unsere Ski abschnallen und uns von Gastwirt Fabi mit Kaffee und Kuchen verwöhnen lassen können! Frisch gestärkt, geht es mit der Bahn wieder hoch zum Hockenhorngrad. Denn nach Osten und Westen gibt es unzählige Variationen um bis Wiler oder Ferden zu fahren oder auf die Lauchernalp zurück zu kommen.

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Lutz legt ein ganz schönes Tempo vor und man merkt, dass er kein Freund großer Pausen ist. Scheiß Bergführer denk ich, den ganzen Winter nur auf Ski unterwegs, und uns hier schinden. Aber wie soll ich ihm von meinen brennenden Oberschenkeln und unglaublichen Durst erzählen, wenn der Bergfex einfach nie stehenbleibt. Lutz´s Varianten enden entweder immer direkt bei der Bahn oder an Haltestellen des Postautos unten im Tal. Sitzen kann ja so schön sein!

Für den dritten Tag im „Tal der Täler“ hat Lutz seine Lieblingstour für uns bereit. Aus­gangspunkt ist wieder der Hockenhorngrat, von dem es zunächst über schöne Hänge entspannt zur Lötschenpasshütte geht. Heute hat er es plötzlich gar nicht mehr so eilig und gönnt uns schon auf der Lötschenpasshütte den ersten Kaffee. Von hier steigen wir ca. 45 min. zur Gitzifurggu auf. Die Anschließende 2000 Höhenmeter Traumabfahrt guided uns Lutz über super Hänge direkt nach Leukerbad. Ein besseres Verhältnis von Aufstiegs- und Abfahrtsmetern haben wir wohl nur selten erlebt. Da wir heute scheinbar im „schon-Deine-Oberschenkel-Porgramm“ unterwegs sind, steuert Lutz die Lindneralpentherme an und uns erschließt sich schnell, warum Lutz heut morgen, neben dem LVS-Check auch die Rucksäcke auf Badeklamotten hin überprüft hat. Also raus aus den Freerideklamotten und ab ins Thermalwasser.

Wie wir so nebeneinander durch den aufsteigenden Dampf auf die imposannte Bergwelt blicken erzählt mir Lutz noch von einem ganz besonderen Schmankerl: Ein echter Skitouren-Klassiker der Region führt vor der atemberaubenden Kulisse von Eiger, Mönch und Jungfrau, vom Jungfraujoch (3.354 Meter) über den Aletsch-Gletscher - den größten Gletscher der Alpen – nach Blatten im Lötschental. Als Übernachtungsstationen für die 2-Tages-Skitour bieten sich die Holandiahütte oder die Anenhütte an. Das ganze kannst du super als Freeridetour machen. Die Anstiege sind leicht und überschaubar, aber die Abfahrt hammer. „Und wenn Du das Gebiet rund um die Jungfrau und den Großen Aletschgletscher, das übrigens von der UNESCO 2001 zum Welterbe ernannt wurde, einmal gesehen hast, willst Du immer wieder hin“, schwärmt mir Lutz vor.

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Und für wen es noch ein bisschen mehr sein soll, für den steht auch der Aufstieg in die Lüfte offen. Als Heliski-Revier bietet das Lötschental einzigartige Möglichkeiten, zum Beispiel zur 3.962 Meter hoch gelegenen Äbni Flue. Die Abfahrt durch die Lötschlücke bietet spektakuläre Ausblicke auf das bezaubernde Panorama des Berner Oberlandes. Auch der Petersgrat (3.134 Meter) ist ein beliebtes Anflugziel, die Abfahrt durchs Fafflertäli zurück ins Lötschental bietet spektakuläre Rides durch traumhafte Hänge.

Während der drei Tage, die wir im Lötschental verbringen, können wir nur einen Bruchteil der Freeride- und Skitourenmöglichkeiten erkunden, die zahlreichen weiteren grandiosen Rides müssen wir leider auf den nächsten Besuch verschieben. Als uns der Autoverlad am nächsten Tag wieder in die „normale Welt“ entlässt, ist eins klar – hier müssen wir wieder her. Der magische Zauber des Lötschentals hat auch uns gepackt und wirkt noch lange nach.
Text: Sarah Seeger Fotos: Peter Musch, Christian Weierman

Lötschental – Info

Anreise:
Entweder von Norden über Bern – Spiez – Kandersteg und dann mit dem Autoverlad nach Goppenstein. Der Autoverlad verkehrt alle 30 Minuten zwischen Kandersteg und Goppenstein. Oder von Süden via Lausanne – Sion – Steg – Goppenstein. Von Bern aus kann man auch bequem mit dem Zug anreisen.

Unterkunft:
In den fünf Gemeinden des Lötschentals – Ferden, Kippel, Wiler, Ried und Blatten – gibt es zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten. Auskünfte erteilt das Tourismusbüro Lötschental in Wiler. Besonders empfehlenswert: Das Hotel Ambord in Ferden, das mit seiner überwältigenden Gastlichkeit und der ausgezeichneten Küche überzeugt.

Weitere Infos:
Allgemein: www.loetschental.ch
Lauchernalp Bergbahnen: www.lauchernalp.ch
Bergschule Summit Spirit / Lutz Fleck: www.summitspirit.com

Literatur:
Freeride Map Lötschental, bestellbar auf www.freeride-map.com, 19,50 €.

Video:
Marmot Rides Lötschental, zu sehen auf www.marmot.eu






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