VAL D´ANNIVIERS

Freeriden im Herzen des Wallis

Bei dem Schlagwort Westalpen klingen jedem Freeride-Fanatiker die Ohren, und Orte wie Chamonix, Verbier oder Zermatt sind im Gespräch. Was es aber sonst noch an feinen Locations dort unten in den großen Bergen gibt, wissen die meisten Jungs und Mädels aus den Nordalpen aber nicht so genau – und irgendwie ist das auch gut so.

So wurde beim Freeride-Boom der letzten Jahre das kleine Skigebiet St.-Luc / Chandolin im Val d’ Anniviers mitten im Herzen des Wallis immer etwas außen vor gelassen und konnte sich zu einer der letzten Freeride-Perlen der europäischen Alpen entwickeln. Grund genug für die Skifahrer Claudia Rudolph, Jochen Reiser und den Boarder Matthias Jorda zusammen mit Fotograf Christoph Jorda letzte Saison einen Abstecher in dieses bezaubernde Freeride-Areal zu unternehmen.

Während sich im vergangenen Januar der gravierende Schneemangel in den gesamten Alpen immer weiter ausbreitete, herrschten in Chandolin noch tiefste Winterverhältnisse, die Powderturns und Cliffdrops möglich machten: ideale Bedingungen für ein erfolgreiches Fotoshooting am Berg. Egal ob es um Powderturns an etwas exponierten Stellen, Cliffjumps ohne Anlauf oder um eine der endlosen Blitzlicht-Sessions bis spät in die Nacht ging – die Crew hatte in dieser Woche jede Menge Spaß.

Denn mit was kann ein Freeskier-Herz mehr belohnt werden, als mit einem Ausblick auf ein gigantisches Wolkenmeer über dem Rhonetal nach getaner Arbeit.

Das heimliche Highlight unserer erlebnisreichen Tage war jedoch der traditionelle Finalrun am „Secret Spot“, der uns direkt zurück zur Haustüre unserer Unterkunft, dem romantischen Grand Hotel, führte. Es versteht hoffentlich jeder, dass wir diese Perle nicht so einfach preisgeben.

Wenn ihr jedoch trotzdem Blut geleckt habt und in Chandolin auf Entdeckungstour gehen wollt, greift einfach auf professionelle Hilfe zurück. Die snowacademy nimmt euch gerne auf eines ihrer Freeride-Camps im Val d’ Anniviers mit. Schließlich kennt Jochen dieses Gebiet seit über 20 Jahren, und er und seine Guides werden immer wieder frischen Powder für euch finden. Dass St.-Luc / Chandolin gänzlich unbekannt ist, wäre jetzt vielleicht ein bisschen übertrieben, denn schließlich sollte der mittlerweile zum FWQ aufgestiegene First Track Freeride Contest dem ein oder anderen Szenekenner ein Begriff sein.

Dennoch scheint dies keine großen Auswirkungen auf die Freeski-Population gehabt zu haben, und so sieht man dort außer ein paar wenigen einheimischen Locals selten andere Freerider im Gelände. Ok, vielleicht mag das auch an den vielen recht unkonventionellen Poma Tellerliften und der etwas abseitigen Lage liegen, aber genau das macht den Flair dieses Freeride-Paradieses aus. Denn wenn die groben Felsformationen erst einmal mit einer guten Grundlage an Schnee bedeckt sind, breiten sich unendliche Freeride-Varianten vor einem aus, die man nur mit wenigen Gleichgesinnten teilen muss.

Das Skigebiet ist von zwei unterschiedlichen Ausgangspunkten aus zu erreichen: die Hauptverbindung der Standseilbahn Funiculaire startet mitten im Dorfzentrum von St.-Luc, während man von dem vier Kilometer entfernten Chandolin ebenfalls einen bequemen Access zum Gebiet per Sessellift hat. Oben angekommen bleiben keine Freeride-Wünsche unbefriedigt, und für jede Zielgruppe findet sich das passende Terrain. Egal ob für ein paar mellow Powderruns am Col d’ Ombrintses oder ein paar Backcountry Kicker am Fuße des Touno.

Das absolute Highlight dieses kleinen Familienskigebiets ist jedoch die Liaison, ein Grat, der St.-Luc von Chandolin trennt und mit zahlreichen Runs in absoluter Big Mountain Manier gespickt ist. Zugang bekommt ihr direkt vom Ausstieg des Col d’ Ombrintses. Aber Achtung: Dieses Terrain ist nur was für die großen Jungs unter euch, und neben der nötigen Berg- und Schneeerfahrung ist auch ein bisschen Ortskenntnis von Nöten, denn nicht jede Line hat auch einen Ausgang. Also besser vor dem ersten Run einmal das Gelände bequem von der Terrasse der Tsape Hütte am Gegenhang aus checken und gut merken. Ihr wärt nicht die Ersten, die in der Liaison hängen bleiben!

Für alle Jungs und Mädels, die große Berge lieben und sich in diesen auch bewegen können, bietet St.-Luc / Chandolin ein wahres Paradies an Freeride-Möglichkeiten mit typischem Schweizer Skiflair. Wie ihr seht, gibt es also mehr als nur ein Grund im Winter mal einen Abstecher ins Unterwallis zu machen.

Text: Jochen Reiser, Fotos: Christoph Jorda

FACTS GEBIET:
Skigebiet: St. - Luc / Chandolin
Höhenlage: 1.650 – 3.000 Meter
Saison: Dezember - April
Anlagen: 1 Standseilbahn, 2 Sessellifte, 13 Schlepplifte, 1 Funpark
Tageskarte: Erwachsene SFR 49,-
Jugendliche / Studenten SFR 42,-(Jahrgang 1986-1994)
Saisonkarte: Erwachsene SFR 790,-
Jugendliche / Studenten SFR 670,- (Jahrgang 1986-1994)
Talort: Sierre
Anreise: über das Rhonetal von Sion, in Sierre abbiegen in das Val d’ Anniviers, über Vissoie nach St.-Luc (5 km weiter liegt Chandolin). Der nächstgelegene Bahnhof befindet sich in Sierre. Von dort per Postbus nach St.-Luc / Chandolin.
Webseite: www.rma.ch
Backcountry: Viele sehr gut zugängige Backcountry-Möglichkeiten am Rande des Gebietes bis hin zu unzähligen Tourenvarianten im näheren Umfeld. Zugang zu Bella Tola, Touno, Rothorn, Schwarzhorn. Bester Big Mountain Access ist der Grat zwischen St.-Luc und Chandolin.
Guiding: Angebote für geführte Freeride-Touren in St.-Luc / Chandolin unter: www.snowacademy.de
FACTS CLAUDI:
Name: Claudia Rudolph
Beruf: Freeskier, Freeride Guide, Sportsmodel
Disziplin: Big Mountain
Sponsoren: Salomon
FACTS JOCHEN:
Name: Jochen Reiser
Beruf: Freeskier, Freeride Guide
Disziplin: Big Mountain, Telemark
Sponsoren: Salomon, Adidas Eyewear, Pieps, Ortema, Toko, Powerbar, Hessingpark Clinic.