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Aletsch Arena // Die große Unbekannte


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Der Große Aletschgletscher – mit 23 Kilometern Länge und fast 80 km² Fläche ist er der flächenmäßig größte Gletscher der Alpen. Im Schweizer Oberwallis liegt er inmitten eines beeindruckenden Bergpanoramas, flankiert von über 40 Viertausendern - darunter das Matterhorn, Eiger, Mönch und Jungfrau sowie die verschneiten Wipfel eines 1.000 Jahre alten Arvenwalds. Wenig verwunderlich, dass der Aletschgletscher und der Aletschwald seit 2001 Teil des UNESCO-Weltnaturerbes Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch sind. Und noch weniger verwunderlich, dass ausgerechnet die Aletschregion J.R.R. Tolkien zu den mystischen Landschaften des Hobbits und des Herrn der Ringe inspirierte.

Der Große Aletschgletscher hat die Landschaft über Jahrtausende geformt. Während der letzten Eiszeit vor etwa 18.000 Jahren bedeckte das Eis noch die Bergrücken, nur die Spitzen von Bettmerhorn und Eggishorn waren eisfrei. Auch im Aletschwald lassen sich Wachstum und Rückgang des Großen Aletschgletschers an der Natur ablesen. Vor rund 11.000 Jahren lag die Zunge des Eisriesen im Rhonetal, sein Rand reichte nahezu bis auf die Riederfurka. Seinen letzten Hochstand hatte der Große Aletschgletscher um 1860: Er war rund drei Kilometer länger als heute, der Gletscherrand lag im Bereich des Aletschwaldes ungefähr 200 m höher. Dieses Gebiet zeichnet sich noch immer als helles Band mit recht junger Vegetation in der Landschaft ab.

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Eingebettet zwischen Eggishorn, Bettmerhorn, Moosfluh und Hohfluh liegt auf einem Hochplateau auf 2.000 Metern die Aletsch Arena mit dem Skigebiet zum und am Gletscher. Der archaischen Schönheit des Aletschgletschers wird man sich am eindrücklichsten hoch oben auf den Gipfeln dieser Berge bewusst, sagt man hier. Die Ruhe ist tatsächlich unbeschreiblich: Die drei urigen Bergdörfer Riederalp, Bettmeralp und Fiescheralp sind vollkommen autofrei, hier sind Ski oder Snowboard das Fortbewegungsmittel der Wahl. Völlig zu Recht übrigens, denn Schnee gibt’s hier zuhauf – zusammen mit durchschnittlich 300 Sonnentagen im Jahr ergibt das eine famose Skiarena mit 104 Pistenkilometern. Und mittendrin: unzählige Möglichkeiten zum Freeriden mit traumhaften Powderlines. Ein Skitourengebiet der Extraklasse mit spektakulären Gipfelerlebnissen oder Touren auf dem Rücken des Gletschers. Dazu ein Park mit feinen Sprüngen und ordentlichen Boxen. Ein nahezu perfekter Hotspot für Wintersportler auf und jenseits der Pisten – und dennoch hierzulande nahezu unbekannt.

Vielleicht, weil man nicht hinkommt? Nein, das ist es definitiv nicht: In der Schweiz hat die Eisenbahn Tradition und jedes noch so kleine Dorf ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. In Fiesch hält sogar der weltberühmte Glacier Express, der von Zermatt über Andermatt und Chur nach St. Moritz fährt. Und der Zielbahnhof für die Aletsch Arena liegt direkt im Bergbahn-Gebäude. Das kann es also nicht sein.

Einer, der diesen riesigen Freeride-Spielplatz kennt wie seine Westentasche und der vielleicht eine Erklärung hat, warum die Aletsch Arena außerhalb der Schweiz nicht ähnliche Reaktionen wie die Erwähnung von Andermatt oder St. Moritz hervorruft, ist der Schweizer Fotograf und Filmemacher Silvano Zeiter. Er ist hier geboren und aufgewachsen – und passionierter Snowboarder. Seit langer Zeit lebt und dokumentiert er den Zeitgeist des Snowboardens hier, was ihn zu dem Fotografen geformt hat, der er heute ist: Künstlerisch anspruchsvoll, und immer mit einer Prise Humor. Heute lebt Silvano in Zürich und arbeitet auf der ganzen Welt, bleibt aber doch stets leidenschaftlicher Botschafter seiner Heimat: Er fotografierte in Japan, Kanada, Skandinavien und den USA – „von New York bis zum hinterletzten Städtchen in Montana“. Was diese exotischen Orte und vielen Reisen jedoch immer besonders für ihn gemacht hat, sind die Menschen, die er treffen durfte und die zum Teil Freunde fürs Leben wurden. „Immer am schönsten ist es aber, in die Schweiz zurückzukommen, hier zu leben und zu arbeiten.“ Aber: „In Sachen Vermarktung haben die Menschen hier noch einiges zu lernen“, grinst er.

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Vielleicht hat das auch damit zu tun, dass die Menschen in der Aletschregion gelassen und bodenständig sind. Obwohl sie bei dieser alpinen Kulisse ohne rot zu werden ordentlich auf den Putz hauen könnten: Selbst Silvano, dessen gesamtes Leben von der Aletsch Arena geprägt wurde, der hier zuerst Skifahren und dann Snowboarden lernte, der seit seiner Teenager-Zeit alle Winkel und Ecken der Region erkundete, wird von der schieren Schönheit dieser Umgebung stets aufs Neue überrascht.

Seit er in Zürich lebt, hat sich das Fieschertal und Wallis zu seinem Ruhepol und Rückzugsort entwickelt. Umso stärker und tiefergehender sind die Eindrücke, was sich auch in Silvanos Arbeit niederschlägt. Lag sein Fokus früher auf dem sportlichen Aspekt, auf dem Snowboarden, dem Berg, dem Pulverschnee, so legte er vor wenigen Jahren eine Serie von Gletscherfotografien vor und betitelte die Ausstellung „Heimat“. Diese Verbundenheit mit seinen Wurzeln fließt in jeden Aspekt seines Lebens ein und lässt ihn dermaßen engagiert den Reiseführer „spielen“, dass man gar nicht anders kann als angesteckt zu werden.

So ergeht es jedem, der bei Silvano eingeladen ist: Serviert bekommt man nicht nur Park und Pipe sowie die schönsten Powderlines der Aletsch Arena, sondern Familienanschluss im Hause Zeiter und Lebensgefühl – Raclette inklusive. Wer es nicht glaubt: „The Glacier Express“ anschauen. In der 5-teiligen Dokuserie geht Silvano gemeinsam mit Freunden auf einen Freeride-Trip mit dem Glacier Express von Zermatt bis nach St. Moritz. Und selbstverständlich ist ein Stopp in Fiesch und der Aletsch Arena drin. Silvanos Begeisterung für seine Heimat ist ansteckend, und das schlägt sich in „seiner“ Gästeliste nieder. Ob Nicolas Müller, Eero Ettala und Heikki Sorsa, Fredi Kalbermatten, die Jackson Brüder und mehrere Absinthe Crews: Etliche kamen schon in die Aletsch Arena und hatten hier viel Spaß und produktive Tage. Groß genug ist das Gebiet allemal, und spektakuläre Powderlines lassen sich zur Genüge finden. Ein Guide ist allerdings eine ernstzunehmende Empfehlung, schließlich befindet man sich auf einem Gletscher und wer sich nicht auskennt, findet sich schneller in einer brenzligen Situation wieder als ihm lieb ist.

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Wer das Glück hat, von Silvano selbst an die umwerfendsten Plätze der Aletsch Arena begleitet zu werden, wird kaum aus dem Staunen rauskommen. „Die Aussicht auf dem Eggishorn ist wahnsinnig schön und die Gletschergrotte direkt am Gletscher in der Marjela ebenso. Ist aber nicht unbedingt für Sonntagsfahrer gedacht… Das Gebiet jenseits der Moosfluh bis zum Aletschwald ist pure Magie fürr jeden.“ Und da wäre ja auch noch das Panorama mit Mönch, Eiger und Jungfrau. Und mit Matterhorn. All das zeigt und teilt Silvano mit Stolz, und er sagt dazu ganz einfach: „Wenn andere davon gestoked sind, bin ich es auch.“

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Er ist beileibe nicht der Einzige, der diesen Stoke in die Welt trägt. Auch Barbara Mäder, Leiterin Kommunikation/Marketing des World-Nature-Forum UNESCO-Welterbe Swiss Alps Jungfrau-Aletsch, stimmt mit ein: „Im Zentrum des UNESCO-Welterbes Swiss Alps Jungfrau-Aletsch thront das gewaltige Felsmassiv von Eiger, Mönch und Jungfrau mit der Gletscherlandschaft rund um den Großen Aletschgletscher. Dieser verleiht der Aletsch Arena ihren einzigartigen Zauber: Hier kann ich die Natur hautnah erleben, ohne die alpine Landschaft und Tierwelt zu beeinträchtigen. Ich liebe und unterstütze den naturnahen Tourismus in der Aletsch Arena.“ Wie jetzt, das Weltnaturerbe unterstützt den Tourismus im Skigebiet?

Ja, tut es. Denn in der Aletsch Arena wird versucht, Urlaub so umweltverträglich wie möglich zu gestalten. Den Menschen, die hier wohnen und arbeiten ist schmerzhaft klar, dass ihre Heimat, der Gletscher, durch den Klimawandel bedroht ist. 2090 wird es, so haben Forscher berechnet, nur noch einige kleine Reste des heute noch so eindrucksvollen Aletschgletschers geben – wenn die Erderwärmung fortschreitet wie bisher. Deshalb wird insbesondere auf eine klimafreundliche Anreise gesetzt: Wie schon gesagt liegt der Zielbahnhof direkt im Gebäude der Bergbahnen. Und dorthin kommt man komfortabel (und ohne Stau) mit den Schweizer Bahnen.

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Überhaupt wird aller Ortens Aufmerksamkeit und Bewusstsein für den bedrohten Gletscher geweckt: Es gibt geführte Gletschertouren, ein Pro Natura Zentrum auf der Riederalp – übrigens 1976 als erstes Naturschutzzentrum der Schweiz eröffnet, und ganz allgemein wird der Tourismus etwas langsamer und verträglicher organisiert als in den touristischen Hochburgen der Alpen. Diese grundsätzliche Verantwortlichkeit in Sachen Umweltschutz ist den Einheimischen in Fleisch und Blut übergegangen: „Bitte seid lieb zum Berg und lasst nichts rumliegen. Ich hab‘ schon einige PET-Flaschen und Chips-Packungen auf und neben den Pisten aufgesammelt. Das macht mich fassungslos und traurig“, gibt uns Silvano mit auf den Weg, als wir uns verabschieden.

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Voll der Sinneseindrücke trete ich den Heimweg an – mit der Bahn selbstverständlich – und lasse meine Gedanken schweifen. Wenn dieser Besuch hier bereits solche Spuren in mir hinterlassen hat, wie sehr muss diese ursprüngliche Landschaft erst einen geprägt haben wie Silvano, der hier aufgewachsen ist? Ich beschließe, diesem Punkt bei meinem nächsten Besuch hier ausführlicher nachzuspüren. Denn der nächste Besuch folgt bestimmt – am liebsten in der Zwischensaison, wurde mir geraten, wenn es schönen Powder hat und man gut carven kann.

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Infobox

ALETSCH ARENA

Die Ruhe ist unbeschreiblich auf dem sonnigen, autofreien Hochplateau der Aletsch Arena – und die Naturkulisse unwirklich schön: Mitten im UNESCO-Welterbe Swiss Alps Jungfrau-Aletsch haben sich die Bergdörfer Riederalp, Bettmeralp und Fiescheralp angesiedelt. Von der Haustür geht’s direkt auf die schneesicheren, weitläufigen Pisten – im Blick den 23 km langen Aletschgletscher und über 40 Viertausender. Wer es ruhig angehen lässt schnallt die Schneeschuhe oder Tourenski an und stapft los zu magischen Orten in der Bergeinsamkeit. Oder gondelt zu den View-Points Moosfluh, Bettmerhorn und Eggishorn, mit grandiosem Blick auf den imposanten, längsten Eisstrom der Alpen. Schneesicher bis weit in den April bei gleichzeitig ca. 300 Sonnentagen im Jahr, ist die Aletsch Arena mit ihren 104 Pistenkilometern und unzähligen Powderabfahrten eines der Top-Skigebiete der Alpen – wenn auch in Deutschland weitgehend unbekannt.

Die Wintersaison in der Aletsch Arena dauert 2020/21 vom 5. Dezember 2020 bis zum 10. April 2021.

Die meisten Unterkünfte liegen direkt an der Piste (vornehmlich Chalets und familiäre Hotels), ebenso Lebensmittel- und Sportgeschäfte, Restaurants, Apotheken… Transportmittel Nummer eins sind Ski und Schlitten – auch bei den Einheimischen. Denn: Die Bergregion ist vollkommen autofrei!

www.aletscharena.ch

// Anreise

Am besten und komfortabelsten mit der Bahn: Der Bahnhof befindet sich direkt im Bergbahn-Gebäude.

www.sbb.ch

// SILVANO ZEITER

aletsch 09Silvano Zeiter ist ein im Fieschertal, im Oberwallis geborener und aufgewachsener Fotograf. Geprägt wurde er sowohl in seinem Leben als auch in seiner Arbeit von seiner Heimat und der Snowboardkultur, die er seit vielen Jahren lebt und dokumentiert. Heute in Zürich ansässig, ist die Aletschregion sein Ruhepol und Rückzugsort, aus dem er Kraft und Inspiration für seine Aufträge auf der ganzen Welt schöpft.

 

 

aletsch 10"GEX", das neueste Fotobuch von Silvano Zeiter, ist auf seiner Website zu beziehen.

silvanozeiter.com




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