bergstolz

Escaping Covid-19


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11. März 2020: Hans und ich sitzen bereits angeschnallt im Flugzeug von Los Angeles nach London Heathrow, die Türen sind geschlossen und wir warten darauf, dass es los geht. Dann die Durchsage des Kapitäns, dass soeben vonseiten der USA ein Einreiseverbot für aus Europa kommende Personen ausgesprochen wurde. Das Vereinigte Königreich ist davon zwar ausgenommen, aber wie lange noch? Alle Passagiere an Bord, die unter diesen Voraussetzungen nicht nach London fliegen wollten, dürften das Flugzeug jetzt verlassen. Die Entscheidung musste schnell fallen – gehen oder bleiben? Hans und ich steigen aus.

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Nur wenige Tage später fährt auch Kalifornien das öffentliche Leben runter – wir hatten die richtige Entscheidung getroffen. Statt unseres Übersee-Trips wollten wir per Wohnmobil einen Working Roadtrip unternehmen – fällt jetzt auch erstmal ins Wasser, stattdessen heißt es für uns zuhause bleiben… Einige Wochen und erste Lockerungen in Kalifornien später: Die Strände und Trails sind dermaßen übervölkert, dass Social Distancing beinahe ein Ding der Unmöglichkeit ist. Wir entscheiden, dem Irrsinn zu entfliehen und machen uns mit dem Womo auf in Richtung Wilder Westen. Wir wollen biken, wandern und Freunde besuchen, und das alles mit der sich konstant verändernden, atemberaubenden Landschaft krönen. Das Gefühl von Freiheit sollte umso süßer schmecken nach den langen Wochen des Lockdowns…
Bikes, Ausrüstung, Essen, ausreichend Bier und Wein, um die Titanic zu versenken und West Highland Terrier Kobe werden verladen und auf gehts ins Monument Valley nach Utah. Eine lange Autofahrt später erreichen wir unseren ersten Stopp kurz vor Sonnenuntergang. Kaum ist die Sonne verschwunden taucht der orangefarbene Mond die Landschaft in pinkes Licht. Es war Hans’ Geburtstag und wir feiern unter dem grandiosen Himmelszelt.
Am nächsten Tag stoppen wir an den “Gooseneck Bends”, den hufeisenförmigen Felsformationen und Canyons, die der Colorado River über viele tausend Jahre in die Landschaft gefräst hat – unsere erste Shooting Location. Ich kann kaum atmen, sosehr versetzt mich Hans’ sprichwörtlicher Ritt auf der Rasierklinge in Angst und Schrecken. Immer noch näher wagt er sich an den Abgrund. Als er auch noch damit beginnt, von Felsen zu Felsen zu springen, kann ich nur mehr mit geschlossenen Augen auf den Auslöser drücken. Nächster Stopp unserer Reise sollte ein Besuch bei unserem langjährigen Wegbegleiter Bill Freeman sein, der sich in Mancos niedergelassen und als Fotograf mit Hans schon viele Male gearbeitet hatte. Ein BBQ und einen von Blitzen taghell erleuchteten Nachthimmel später war es Zeit, schlafen zu gehen – Hans und Bill wollten am kommenden Morgen biken.
Während die beiden auf den Trails ihren Spaß hatten, erkundete ich die Gegend mit Kobe und Bills Hündin Jasmin. Das sollte aber nur das Aufwärmen sein, denn am nächsten Tag standen die bekannten “Phil’s World Trails” bei Cortez am Programm. Hans und Bill trafen sich mit dem Local Honzo, der Hans ziemlich beein-druckte mit der Art und Weise, wie er an den beiden dranblieb und mithielt. Die Trails selbst bieten alles: Steinige, anspruchsvoll steile und technische Passagen genauso wie smoothe Dirtlines mit viel Flow. Es war Zeit, Abschied zu nehmen – Telluride in Colorado sollte unser nächster Halt werden. Die alte Minenstadt empfing uns mit strahlendem Sonnenschein und Fun Rides am Bear Creek Trail entlang des Flusses – obwohl durchaus Konzentration gefragt war aufgrund des abwechslungsweise losen und rutschigen Untergrunds. Die Ingram Falls durchweichten uns, wofür wir aber mit den fantastischen Ausblicken mehr als belohnt wurden. Mein Highlight des Tages aber war, dass ich endlich meine Furcht überwinden konnte, mit dem Bike durch Flüsse zu fahren – yippieh! Nur ein Tal weiter, in Ouray, fanden wir uns im Schnee wieder. Das wunderhübsch erhaltene Städtchen präsentierte sich mit schneebedeckten Berggipfeln am Horizont, die sich malerisch gegen den blauen Himmel abhoben. Unsere Reiseroute führte zurück nach Utah, diesmal nach Moab, wo wir Greg Herbold genannt HB, besuchen wollten. HB nennt Slick Rock sein Hometerrain – weltbekannt für den Trail, der einfach mit Farbmarkierungen auf die Felsen gezeichnet wurde. Gefordert sind hier nicht nur technisches Können und eine ordentliche Portion Mut, sondern auch Ausdauer – das E-Bike erleichtert zumindest den Ausdauerteil ein wenig. “Slick Rock” ist übrigens ein Oxymoron – der Untergrund hat dermaßen viel Grip, dass man fast senkrechte Wände raufgehen kann. Herausgefunden hatte ich das am Morgen bei einer Wanderung durch den Arches National Park. Hier ist Fahrradfahren strengstens verboten, für den Fußmarsch wird man dafür am laufenden Band mit atemberaubenden Panoramen belohnt.
Von HB und seiner Frau Deborah fuhren wir direkt hi-naus zum Wilson’s Arch, einem riesigen, natürlichen Bogen, der nicht im Nationalpark lag. Biken erlaubt!Hans holt das Trial Bike raus und wir klettern den unglaublich steilen Hang rauf. Mein Kamerarucksack zieht ständig nach hinten – anstrengend!

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Das Spektakel, das Hans und die Landschaft bieten, war jedoch alle Mühe wert! Hier entstehen ein paar meiner All-time-favourite Bilder, und ich beglückwünsche mich selbst – am Rücken liegend oder über einer Kante wippend – ein Model zu haben, das, scheinbar furchtlos über Hunderten Metern Abgrund von einem Fels-vorsprung zum nächsten springend, an den steilsten Klippen entlangbalancierend oder 180s hoch über dem Talboden auf eine schmale Spine zaubernd, dieser beeindruckenden Umgebung ebenso filmreife Action entgegenhalten kann.
Nach diesem epischen Shooting fuhren wir weiter zum Marble Canyon und Lees Ranch. Lees Ranch, die heute ein Museum ist, war früher der Standort einer Fähre über den Colorado River – lange vor der Errichtung gigantischer Stahlbrücken. Zu Fuß nähern wir uns durch den Obstgarten, die Bäume beugen sich unter der Last auf ihren Ästen. Wir folgen einem Trail zum Paria River, an verlassenen Landwirtschaftsmaschinen und alten Trucks vorbei. In der Hitze entscheidet Kobe, dass er nicht mehr auf dem Trail weitergeht und springt kurzerhand ins Wasser. Was bleibt uns anderes übrig, als ihm zu folgen? Eine sehr willkommene Abkühlung, zu der uns unser Terrier gezwungen hat! Die Nacht verbringen wir direkt an der Stelle, an der sich Paria und Colorado River vereinigen. Mutterseelenallein planschen wir im kristallklaren Wasser und genießen die Natur, bis der Sonnenuntergang dem Halbdunkel weicht und dieses wiederum dem Mondlicht. Das perfekte Ende eines perfekten Tages. Unser Roadtrip neigt sich seinem Ende zu, und so nähern wir uns dem letzten Programmpunkt der Reise: Zion National Park. Auf dem langen Weg dorthin verbringen wir in Lake Powell die Nacht. Wir finden den perfekten Platz auf einem Hochplateau, nur einen Steinwurf von der Red Bull Rampage Location entfernt, und fühlen uns vollkommen allein. Hier ging einer meiner Herzenswünsche für die Reise in Erfüllung: Eine Nacht an einem Ort, an dem keinerlei Lichtverschmutzung die Strahlkraft der Sterne schmälern würde. Am Morgen setzen wir Kobe in Zion bei Steve Peterson und seiner Frau Linda ab, und machen uns auf unseren E-Bikes auf den Weg in den Nationalpark. Unzählige Highlights spicken diesen Tag, sei es zuerst die Wanderung zu den Emerald Pools oder der anschließende Trek zu den Narrows, einem engen Canyon. Wir dachten, der Weg würde am Virgin River entlangführen, aber falsch gedacht: Er verläuft direkt im Fluss! Am kommenden Morgen erfüllte sich Hans den Traum von den Grafton Trails, die schon ewig auf seiner Wunschliste standen. Er zog mit Steve los und kam zurück, wie ich ihn noch nie zuvor gesehen hatte: Auf wackligen Beinen, dehydriert und unterzuckert, sein Gesicht schwarz vor Dreck. Eine Cola, ein Eispack im Nacken, mehr Wasser und eine Portion Pasta später, erzählte er mir von den Trails: Nichts für Anfänger, aber unzählige spaßige und technische Trails, mit durchaus anspruchsvollen Passagen aus glitschigen Felsen und Sand. Den Fahrersitz retour nach Kalifornien überließ er schließlich mir… Dieser Roadtrip war Arbeit – und dennoch unsere Flucht vor dem Eingesperrtsein zu Hause und all den Spannungen und Ängsten, die eine Pandemie für die Welt bringt. Wir fühlten uns frei, unendlich weit entfernt von den Problemen der Welt und ließen es zu, dass die Natur uns einfach schluckte. Wir konnten Covid – zumindest für ein paar Tage – entkommen.

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Infobox

// REISEROUTE
Los Angeles, Kalifornien – Monument Valley, Utah – Mancos, Colorado – Telluride, Colorado –Moab, Utah – Lees Ferry, Arizona – Lake Powell, Utah – Zion National Park, Utah – Los Angeles: mehr als 1.600 Meilen (= mehr als 2.500 km) Strecke im Wohnmobil

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// HANS REY
Hans „No Way“ Rey ist vielfacher MTB-Trial Champion und einer der Pioniere des Trial- und Mountainbike-sports. Seinen Beinamen „No Way“ hat er sich dabei mehr als redlich verdient, indem er einem Millionenpu-blikum die fast grenzenlosen Möglichkeiten des Sports aufzeigte. 1999 nimmt ihn die Mountainbike Hall of Fame auf. Hans lebt und arbeitet seit mehr als 30 Jahren in Kalifornien – von und mit dem Mountainbike.

hans rey

Es gibt sie, und jeder von uns kennt sie: Die perfek-ten Momente, in denen wir einfach nur glücklich und im Hier und Jetzt sind, den Flow spüren und sich unser Grinsen von einem Ohr zum anderen zieht. Und es gibt die Orte, an denen sich diese perfekten Momente häufiger einstellen als woanders. Und dann gibt es noch diese sehr seltenen, sehr speziellen Orte. Die Orte, die wir uns hinter vorgehaltener Hand als „Geheimtipp“ zuflüstern. Diese Orte faszinieren uns und ziehen uns immer wieder an, sie zeigen sich uns immer wieder überraschend neu und anders. Und doch bleibt eines stets gleich: Die perfekten Momente reihen sich hier aneinander wie an einer Perlenkette. Es sind diese Orte, die einen, wieder zuhause angekommen, durch den grauen Alltag bringen. Einer dieser sagenhaften Orte ist Engelberg. Engelberg – ein Geheimtipp? Unter Skifahrern sicher nicht, zählt der Ort in der Zentralschweiz doch seit Jahren zu den angesagtesten Freeridespots der Alpen. In Sachen Bike verhält es sich aber noch etwas anders: Dank seines abwechslungsreichen Trailangebots hat sich Engelberg in den letzten Jahren als Bike-Destination in der Zentralschweiz zwar etabliert, der Rest der Welt hat die Flowtrails allerdings noch nicht am Schirm. Dabei haben das Engelbergtal und seine Umgebung für wirklich jeden Bike-Geschmack das Passende im Angebot: Das weitläufige Trailnetz führt über Wiesen, durch Wälder und bis in hochalpine Gegenden, Flowtrails gibt es genauso zuhauf wie anspruchsvolle XC- oder Enduro-Tagestouren. Ob Routen mit oder ohne Bergbahntransport, Flowtrails oder knackige Aufstiege, die Touren rund um Engelberg lassen keine Wünsche offen. Mit insgesamt vier Trails, die exklusiv Bikern vorbehalten sind, bietet Engelberg die besten Voraussetzungen für puren Abfahrtsspaß. Alle anderen Wege werden als Shared Trail geführt. Wer so viele Tiefenmeter wie möglich unter die Reifen bringen will, der nutzt das MTB Shuttle der Bikeschule Engelberg. Die Locals kennen alle Anfahrtsorte und zeigen ihren Gästen die stärksten Trails der Region: Engelberg, Nidwalden, Obwalden, Luzern, Uri – kurze Anfahrtswege, maximaler Abfahrtsspaß! Neben dem MTB Shuttle kann man auch die Bahninfrastruktur nutzen, um Höhenmeter zu sparen. Besonderes Highlight sind da die Buiräbähnli: Eigentlich als Transportmittel für die Bauern gedacht, dürfen auch Biker gerne aufsitzen. Für Abwechslung von der Bike-Action ist ebenfalls gesorgt: Sechs Klettersteige für jedes Level und Klettergärten, mehr als 500km Wanderwege oder auch ein kleiner Ausflug nach Luzern oder an den Vierwalstättersee zum Baden, Kajaken oder SUP lassen definitiv keine Langeweile aufkommen. Wer in Sachen Unterkunft ganz sicher gehen will, der achtet auf das „We love bike“-Label. Viele Betriebe bieten Services wie Reparatur-Werkstatt, Waschplatz, Vermietungen, Ladestationen etc. an. Engelberg ist eine zertifizierte Familiendestination mit viel Spaß und Action auch für Kinder. Highlights sind unter anderem der Alpenspielplatz auf Brunni oder der Schmuggli und Säumer Spielplatz auf Trübsee. Dieser ist gleich am Fuß der Biketrails am Jochpass, sodass Mama und Papa abwechselnd zwischendurch auch mal eine Runde drehen können. Eine Woche reicht niemals, um alle Trails im Resort und rund um Engelberg abzufahren. Aber es reicht schon ein Tag, um in Engelberg diesen perfekten Moment zu erleben, in dem man einfach nur glücklich den Flow im Hier und Jetzt spürt. Vorzugsweise auf einem Trail. www.engelberg.ch

 

Foto: Carmen Freeman-Rey & Bill Freeman // Text: Carmen Freeman-Rey




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