HELDEN HANS „No Way“ REY
Hans Rey – der weltweit bekannteste Mountainbiketrialer. Seit 30 Jahren im Geschäft, eine riesige Fangemeinde, trotzdem ein richtig bodenständiger Typ. Ihn zeichnet durch seine gesamte Karriere hindurch sein exzellentes Fahrkönnen aus, das er auch als erster (von mittlerweile sehr vielen) in Filmen zeigte. Hans Rey – eine Legende.
Hans wuchs in Emmendingen im Schwarzwald auf. Mit 12 Jahren entdeckten er und seine Freunde Motorrad-Trial. Beim ansässigen Trialclub faszinierten sie die Tricks, die die Fahrer mit ihren Maschinen zustande brachten. Eines Tages veranstaltete der Club einen Fahrradgeschicklichkeits-Wettbewerb, da mussten sie natürlich teilnehmen. Dieser Bewerb war der eigentliche Startschuss zu Hans' sportlicher Karriere: die Jungs hatten so viel Spaß dabei, dass sie nicht mehr damit aufhörten. "Wir konnten uns kein Motorrad leisten, deshalb versuchten wir, die Stunts der Motorradtrial-Fahrer mit unseren Schrottbikes nachzumachen", erinnert sich Hans im Interview.
Schon bald entwickelt sich eine Szene mit ungefähr 50 Kids, die alle nur mehr Trialbiken wollten. Dass Hans dafür ein außerordentliches Talent besaß, zeigte sich sehr schnell: er startete in Wettbewerben und legte hier den Grundstein für sein exzellentes Fahrkönnen. In den Jahren 1982-1985 gewann er den deutschen Meistertitel im Trial und etablierte sich in der Szene. Trialbiken war eine europäische Sportart, in der schon bald auch ein Europa- und Weltmeistertitel ausgeschrieben wurden. Hans meinte aber, er wäre schon zu alt dafür und dachte es wäre wohl besser, was Gescheites zu lernen.
Der Sport war ein reiner Amateursport und so schrieb er sich an der Uni ein, um im Herbst sein Studium anzutreten. Wie so oft, kam es ein wenig anders. Kevin Norton, der damalige nordamerikanische Trialchampion, der zu einigen Bewerben nach Europa gekommen und schon Profi war, sprach ihn an und erzählte ihm, dass es in Amerika diese neue Sportart Mountainbiken gab. Im Rahmen der MTB-Rennen wurden oft auch Geschicklichkeitsbewerbe ausgetragen – Trial eben. Hier gäbe es die Möglichkeit, an Sponsoren ran zu kommen. "Kevin hat gemeint, ich soll in die USA kommen und an ein paar Veranstaltungen teilnehmen. Das hab ich gemacht. Und so wartet die Hochschule bis heute darauf, dass der Student Hans Rey im Hörsaal aufkreuzt", lacht er.
Er ging mit Kevin Norton in die USA und der stellte ihn bei einigen Firmen vor. Die Sponsoren stellten sich ziemlich schnell ein – und blieben teilweise bis heute: der Bike-Hersteller GT und der Schweizer Uhrenhersteller Swatch zum Beispiel. Auf dessen Einladung kam Hans zu einem Show-Event nach New York und überzeugte vom Fleck weg. Dass diese langjährigen Partnerschaften noch immer aufrecht sind, zeugt von der Professionalität und Loyalität, die er schon damals mit nur 22 Jahren an den Tag legte.
Seine Bekanntheit und die Größe seiner Auftritte wuchsen zusammen mit dem MTB-Hype, der in Amerika ausgebrochen war. Eigentlich wollte er nur ein Jahr bleiben, daraus sind dann doch ein paar mehr geworden – seit 1993 lebt er mit Frau und Hund in Laguna Beach und genießt das kalifornische Leben, wenn er denn überhaupt mal zuhause ist. Denn eigentlich ist er ständig unterwegs, auf der Suche nach neuen, spannenden Abenteuern. Mit seinen Stunts hat er sich Anfang der 1990er eine riesige Fangemeinde erobert, unvergessen sein TV-Auftritt bei "Wetten dass?" vor 40 Millionen Zuschauern, legendär seine Auftritt bei den ersten X-Games 1995 und als Actionshowact bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta. Parallel begann er zusätzlich, seine Bike-Abenteuer in Filmen zu zeigen. 1993 kam "Level Vibes" raus, der Streifen wurde in Jamaika gedreht und zeigt atemberaubende Aufnahmen im Dschungel und in Wasserfällen. Jedes Jahr erschien seither ein neuer Film, der Biken und Bikestunts in unfassbarer Kulisse in Szene setzt: mit dem von ihm 1995 gegründeten Adventure Team reiste Hans nach Peru auf den Machu Pichu, nach Neuseeland und Südafrika. Seine aktuellsten Projekte führten ihn mit Danny MacAskill auf den Kilimandscharo und mit Steve Peat nach Island. Der Freeridepionier und Trialchampion – in seiner Sammlung befinden sich deutsche, schweizerische, amerikanische und mehrere Weltmeistertitel, dazu X-Games-Silber 1995 – engagiert sich mit seiner Frau Carmen auch sozial, auch hier bildet seine Leidenschaft zum Fahrrad die Basis: Sie gründeten die "Wheels4Life"-Stiftung, die Gelder in der Bikeindustrie sammelt und dafür Fahrräder für Hilfsprojekte kauft und spendet.
Trotz all seiner Erfolge ist Hans Rey der sympathische Typ geblieben, der für jeden Spaß zu haben ist und für den das Bike immer noch sein Lebensinhalt ist. Mit seinen Freunden vom Laguna Rads Cycling Club fährt er die Trails, die sie zusammen vorher geshaped haben – sein eigener endet direkt hinterm Haus. Auch in seinem Bonsaigarten vor dem Haus kann er die Finger nicht vom Bike lassen und liefert uns, locker von Stein zu Stein hüpfend, eine private Trialshow. Er hats eindeutig immer noch drauf! Als er anschließend das Garagentor öffnet, breiten sich 30 Jahre Bike-Geschichte vor uns Besuchern aus: Bikes, Rahmen und Trophäen aus allen Epochen seiner Karriere, und zu jedem Teil gibt es eine Geschichte. Und so sitzen wir noch eine ganze Zeit lang bei Hans "No Way" Rey bei einem Bier und plaudern über alte Zeiten, während die Sonne über dem Pazifik untergeht.