COLORADO...
Biketräume werden wahr im höchstgelegenen Bundesstaat der USA.
Vail, Telluride, Keystone und Winterpark – wer jetzt an Wintersport denkt, liegt falsch. Colorados superfeine Resorts werden erst wenn der Schnee geschmolzen ist richtig interessant. Dann zeigen die Amis, was ihre wahre Leidenschaft ist und übertreffen sich gegenseitig mit perfekt geshapten und vielseitigen Bikeparks.
Mit dem ambitionierten Ziel, den besten Bikepark Colorados zu finden, fliegen wir von München mit Sack und Pack nach Denver. Die Entscheidung, die Räder nicht mitzuschleppen, sondern statt der Gepäckgebühr lieber vor Ort Bikes zu leihen, haben wir definitiv nicht bereut. Ein Mietauto ist in dem fast 270.000 km² großen Bundesstaat allerdings unentbehrlich, die Preise sind aber wirklich fair und unser Anbieter, Alamo, legt sogar noch ein gratis Navi drauf, das uns auf der Reise des Öfteren vor Irrfahrten bewahrt.
Nach der ersten Nacht in einem einfachen, aber günstigen und sauberen Motel im Süden von Denver fahren wir früh am nächsten Tag raus aus der Stadt, nach Boulder. Im Trek Bicycle Store lassen wir uns mit Leihrädern ausstatten und nehmen gleich noch ein paar Tipps vom supernetten Personal mit und sogar Mark Eller, der Kommunikationschef von IMBA, der International Mountain Bicycling Association, schaut vorbei und klärt uns über die neusten Trails auf.
Weiter geht’s gen Westen ins zwei Stunden entfernte Keystone, wo unser Guide, Lloyd, schon auf uns wartet. Auf dem Weg nach oben erzählt uns Lloyd, der seit 17 Jahren hier lebt und arbeitet, dass jeden Tag ein anderer Teil der über 160 km an Trails überarbeitet wird und ständig neue Features eingebaut werden. Und tatsächlich gleiten wir die geschmeidigen Flow-Trails entlang, ohne einmal zu oft die Bremse betätigen zu müssen. Obwohl wir keine Sekunde mit unnötigen Pausen verschwenden, schaffen wir nur einen Bruchteil der Strecken zu befahren. Highlights sind definitiv die lichten Wäldchen, durch die man in perfekten Anliegern durchcruist und keine Sekunde an Bremswellen oder sonstige unangenehme Nebensächlichkeiten verschwenden muss. Bis wir uns am nächsten Tag losreißen können ist es schon nach Mittag und wir hinken in unserem Zeitplan hinterher.
Vail ist das nächste Ziel und wir sind uns fast sicher, dass es nicht noch besser werden kann. Tatsächlich sind wir erst einmal irritiert von der Unzugänglichkeit des Nobelskiortes, denn man kommt nur zu Fuß zur Gondel und muss das Auto, ganz untypisch amerikanisch, am Ortseingang abstellen. Auf dem Weg zu unserem Treffpunkt mit dem ortsansässigen Guide wundern wir uns über die Architektur Vails, die an Frankreich und Österreich erinnert und so gar nicht an Amerika. Tatsächlich wurde eine gesamte Straße identisch nach einem österreichischen Skiort nachgebaut. Anfängliches Fremdeln mit Vail vergeht uns allerdings schnell, als wir uns mit Jack (dem Guide) im höchsten Pump Track der Welt, auf 3145 m, aufwärmen. Die Höhenluft macht sich bemerkbar und wir sind nach wenigen Runden schon platt. Dann geht es aber erst los, von gemütlichen Fahrten mit herrlichem Ausblick über das Tal bis zu den anspruchsvollen Double Black Diamond Trails. Ein nagelneuer acht Meilen langer Flow-Trail führt uns durch einen lichten Espenwald, in dem wir uns wie in einer künstlichen Welt fühlen.
Zur Stärkung kehren wir, auf Empfehlung unseres Guides, im Eagle’s Nest an der Bergstation ein. Das Wildwood Smoked Pork Shoulder Sandwich vollendet den ohnehin schon perfekten Tag. Abends checken wir in das Vail Cascade Resort & Spa ein, da uns Vails Luxus ein bisschen zu Kopf gestiegen ist. Das Hotel bietet wirklich alle Annehmlichkeiten, die man sich als erschöpfter Biker nur so wünschen kann: Swimmingpool- und Jacuzzi-Landschaft mit Feuerstellen und Schaukelstühlen zum Entspannen und, wie immer und überall seit wir in Colorado gelandet sind, entspannte, nette Menschen. Nach zwei Tagen Lotterleben in Vail trennen wir uns schweren Herzens davon und treten den Roadtrip ins Herz der Berge, nach Telluride an.
Ein kurzer Stopp in Grand Junction, von dem wir auf dem Weg schon viel gehört haben, macht uns klar, dass wir hier eigentlich auch einen Tag einplanen hätten sollen. Die außerirdisch wirkenden Gesteinsformationen, auf deren Spines eindeutig die Spuren von Bikern auszumachen sind, sehen wahnsinnig verlockend aus. Die Straße nach Telluride wird immer kurviger und enger und je näher wir unserem nächsten Ziel kommen, desto dünner wird die Luft. Am Ende sind wir uns nicht mehr sicher, ob das Navi auch wirklich noch funktioniert, aber dann taucht es doch noch vor uns auf. Im Talschluss, umgeben von gigantischen Bergen, hat sich ein einmaliges Städtchen gebildet: Nobelvillen und Hippiebuden stehen nebeneinander und die Hauptstraße erinnert an einen Westernfilm. Die Gondel bringt nicht nur die Wanderer und Radler auf ihren Weg, sondern verbindet auch den unteren Stadtteil von Telluride mit der sogenannten Mountain Village. Da sie dadurch als öffentliches Verkehrsmittel dient ist sie gebührenfrei, wodurch Telluride mit Nordamerikas einzigem kostenlosen Bikepark aufwarten kann!
Das gesparte Geld können wird aber leider nicht zur Gänze in den gemütlichen Cafés und Bars der Stadt auf den Putz hauen, da die Unterkünfte durch die abgelegene Lage der Stadt, nicht gerade günstig sind. Camping ist aber auch hier eine Option, von der, nach Aussagen von Einheimischen, sogar die Bewohner von Telluride während der Sommermonate Gebrauch machen, um mit der Vermietung ihrer Häuser und Wohnungen an Touristen sich ihre Miete im Winter zu verdienen. Hier läuft eben alles etwas anders. Telluride ist auch Gastgeber von mehr als einem Dutzend Festivals im Jahr. Während unseres Aufenthaltes war gerade das Telluride Filmfestival in vollem Gange, bei dem sich auch bekannte Filmleute, wie George Clooney und Werner Herzog die Ehre geben; aber das nur am Rande. Rückblickend ist der Park in Mountain Village ist etwas „unamerikanischer“ als die anderen. Er ist durchwegs Maschinenlos errichtet worden und die Warnhinweise im Pan-Coaster oder im Worldcup sollte man besser befolgen um heil unten anzukommen. Es gibt allerdings auch einige blaue und rote Strecken auf denen man entspannt im Dorf ankommt und wer ein bisschen Single Trail surfen will ohne sich groß verausgaben zu müssen, dem können wir den Village Trail wärmstens empfehlen. Eine drei Meilen Runde durch die Wälder um Mountain Village mit Liftaufstieg. Anfänglich ein paar Meter eben bis leicht bergauf, dann 310 Höhnenmeter Abfahrt mitten durch die Wälder.
Nach einer langen Fahrt von Telluride wieder zurück Richtung Osten, ist unser vorletzter Stopp, auf der Suche nach dem besten Bikepark Colorados, Winterpark. Als Austragungsort der namhaften Colorado Crankworx und geshapt von der gleichen Crew wie der Park in Whistler setzt der Trestle Bikepark die Messlatte hoch an. Dass wir Einiges erwarten dürfen, ist uns spätestens klar, als wir den Shop und Verleih betreten. Reihe an Reihe sehen wir nur das Feinste an aktuellen DH-Modellen, bestückt mit den edelsten Parts, alles in top Zustand. Da fällt uns die Entscheidung nicht schwer, mit dem Liftticket auch nochmal Fahrrad zu wechseln; die Auswahl ist einfach zu verlockend. Wir sind froh über die Entscheidung, als wir das erste Mal den Rainmaker Trail runterrollen. Ein perfekter Kicker nach dem anderen, fast mehr Flugzeit als Bodenkontakt. Alles scheint hier auf Superlative abzuzielen: überdimensionale Anlieger, perfekt eingebundene Northshore-Elemente, Kicker und Drops in ungewohnten Dimensionen...einfach unglaubliche Vielfalt. Wer will sich schon in Whistler hinten anstellen, wenn man sich hier ausleben kann?!
Wie an jedem einzelnen Ort bisher, ist es auch ein sehr schwerer Abschied von Winterpark, doch wir müssen zurück nach Boulder, um die Leihräder abzuliefern. Die Mitarbeiter des Trek Bicycle Stores, wollen uns unbedingt noch den Valmont Bikepark zeigen, einen von der Stadt Boulder finanzierten Stadt-Bikepark. Eine ehemalige Parkanlage wurde zu einer riesigen Spielwiese für alle Arten von Radbegeisterten umfunktioniert. Es gibt alles, von Anfängerloops -- sogar für die ganz Kleinen auf dem Dreirad -- über Pumptracks in verschiedenen Größen, Cyclocross-Strecken, Single Tracks, bis hin zu Dual Slaloms und Dirt Jump Lines, die nach Größen (von xs bis xl) geordnet sind. Biker jeden Alters und mit den unterschiedlichsten Absichten tummeln sich hier – vom stereotypischen Amerikaner, der sein Auto nur zum Fernsehen verlässt, ist weit und breit nichts zu sehen. Das ist den Bewohnern von Boulder aber auch ein wichtiges Anliegen. Die Einwohner haben nicht nur mitten in der Stadt einen Bikepark gebaut, sondern auch den gesamten Grund rund um die Stadt gekauft und sichergestellt, dass er ihnen als Freizeit- und Erholungsfläche erhalten bleibt.
Für gesundes Essen ist auch gesorgt: Whole-Foods Supermärkte sind der Standard und mit absolut Nichts vergleichbar, was es bei uns in diese Richtung gibt. Als wir uns am nächsten Tag langsam losreißen müssen und unsere Sachen für den Rückflug packen, kommen wir zurück zu unserem eigentlichen Vorhaben: Welcher ist denn nun der beste Bikepark in Colorado? Das Urteil lautet: Man muss sie alle gefahren sein!! Wer nach Colorado kommt, sollte sich auf jeden Fall die Zeit nehmen, so viel wie möglich zu sehen, als nur an einem Spot abzuhängen. Die großartige Einstellung der Leute hier zu allen Arten von Radfahren und die Sorgfältigkeit, mit der in jedem Park die Trails gehegt und gepflegt werden, machen es unmöglich sich für nur einen zu entscheiden.
Empfehlenswert ist es, so wie wir, wenn möglich nicht während der Hauptsaison, sondern davor oder danach zu fahren, da es dann wunderbar ruhig in den Gebieten ist, aber trotzdem alles in Schuss gehalten wird. Ein besonderer Pluspunkt aller Bikeparks in Colorado ist ihre Vielseitigkeit, sodass auch sehr unterschiedliche Fahrer gemeinsam unterwegs sein können. Anders als in einigen Gebieten in Europa, in denen eine genaue Streckenerstbesichtigung unerlässlich ist, sind hier Hindernisse klar und deutlich gekennzeichnet und man kann sie zur Not auch umfahren. Diese Möglichkeiten sind besonders für Paare interessant, da so jeder auf seine Kosten kommt, ohne dass man getrennt biken muss.
Unserer Erfahrung nach können wir empfehlen:
Denver: The Commons at Denver Tech Center (Unterkunft)
www.thecommonsatdenvertech.com
Keystone: Keystone Resort, The Springs (Unterkunft)
www.keystoneresort.com
→ Keystone Bike Park
www.keystoneresort.com/activities/mountain-biking.aspx
Vail: Vail Cascade & Spa (Unterkunft)
www.vailcascade.com
→ Ski Base (Shop)
www.vailskibase.com
→ Vail Bike Park
www.vail.com/summer/activities/mountain-biking.aspx
Telluride: Mountain Reservations (Unterkunft)
www.mountainreservations.com
→ Latitude 38 – Tellurde Vacation Rentals (Unterkunft)
latitude38vacationrentals.com
→ Paragon Outdoors – Bootdoctors (Shop)
www.bootdoctors.com
→ Telluride Bike Park
www.mountain-village.co.us/index.aspx?NID=378
Winterpark: Zephyr Mountain Lodge (Unterkunft)
www.zephyrmountainlodge.com
→ Trestle Bike Park
trestlebikepark.com
Boulder: The Quality Inn, Bouder (Unterkunft)
www.qualityinnboulder.com
→ Trek Bicycle Store (Shop)
http://trekstorecolorado.com/
→ The Fix Bike Shop (Shop)
www.thefixbikes.com
→ Valmont Bikepark
bouldermountainbike.org/valmontbikepark
In vielen Orten gibt es auch die Möglichkeit zu campen, allerdings sind die Campingplätze oft nur in der Hauptsaison geöffnet und meistens etwas außerhalb angelegt.
Parköffnungszeiten:
Die Bikeparks haben unterschiedlich lange offen. Manche betreiben die Lifte nur von Juni bis Ende August und sind danach höchstens noch mit Guides und Shuttledienst befahrbar. Andere öffnen vor und nach Ende der Hauptsaison noch an den Wochenenden. Daher ist es höchst empfehlenswert vorab sicherzustellen, dass die ausgewählten Bikeparks auch in Betrieb sind, wenn man dort ankommt.