COLD RUSH - Colorado
„Auf der Suche nach dem weissen Gold in Colorado | Coldrush“
Text: Birgit Ertl | Fotos: Nick Skrocki & Birgit Ertl
Lange mussten wir nicht suchen, als wir letzten Winter nach Colorado reisten. Der letzte Winter in den USA war der schneereichste seit Jahrzehnten.
Die Saison in Österreich/Europa lässt leider wieder einmal ziemlich zu wünschen übrig. In Colorado jedoch müssen einige Schigebiete tageweise schließen, weil sie mit den Schneemassen nicht fertig werden. Deshalb buchen wir kurzfristig Tickets nach Denver.
Von den Berichten über die Schneemassen in manchen Schigebieten inspiriert, machen wir es uns zum Ziel, genau diese zu erkunden – erster Stopp: Crested Butte.
CRESTED BUTTE
Mit unserem typisch amerikanischen Mietauto, einem Ford Escape, fahren wir los. Wir fahren am späten Nachmittag. Es wird langsam dunkel. Besonders im Finsteren muss man auf den Strassen in Colorado sehr aufpassen. Unzählige Male müssen wir ganzen Herden von Wild ausweichen. Man fährt durch unberührte Natur. Nur manchmal durchquert man kleine Siedlungen, wo man zumindest tanken kann. Circa vier Stunden süd-westlich von Denver befindet sich ein kleiner Ort, der nicht wirklich wie ein Schigebiet aussieht, sondern eher an einen Ort erinnert, den wir aus modernen Westernfilmen kennen. Auf der Ortstafel steht jedoch in großen Buchstaben “Crested Butte”. Bald wird uns klar, dass Crested Butte und Crested Butte Resort zwei verschiedene, ein paar Kilometer voneinander entfernte Orte sind. Obwohl nur ein paar Minuten Autofahrt zwischen diesen Orten liegen, trennen sie Welten. Unser Ziel, das Skiresort, wirkt modern, mit riesigen Hotelanlagen.
In der Früh holen wir uns Liftkarten und erkunden das Schigebiet. Wir treffen Eric, einen Freund, mit dem ich in Neuseeland gearbeitet habe. Er ist ein Crested Butte Local und tourt mit uns durch das Schigebiet. Wir sind begeistert von den "Treeruns". Noch nie sind wir so anspruchsvolle, steile Abfahrten im Wald gefahren.
Das Gelände in Crested Butte ist extrem abwechslungsreich. Freies Gelände über der Baumgrenze, Wald, perfekte Pisten, ein kleiner Park - es ist alles geboten! Auch wenn es nicht so aussieht, wir sind in der Wildnis von Colorado. Das merkt man an den Kratzspuren der Bären an den Bäumen neben der Piste.
TELLURIDE
Das nächste Ziel unserer Reise ist Telluride, ca. 3 Stunden von Crested Butte entfernt. Wieder fahren wir den Großteil der Strecke durch unberührte Natur. Telluride erinnert an einen Goldgräber Ort. Wie in Crested Butte, fühlt man sich auch hier, in die Vergangenheit versetzt. Telluride begrüßt uns mit Bluebird Wetter und, wie es letzte Saison in Colorado so üblich war, mit Unmengen Neuschnee.
Nach einigen kurzen Hikes von ca. 15min machen wir Pause, die Höhe macht uns zu schaffen. Der Ort liegt auf 2667m, der höchste Gipfel ist 4010m. Wir stärken uns bei einer kleinen Hütte am Berg, die nicht nur die Schifahrer und Snowboarder zum Jausnen nutzen.
Später, am selben Tag, erkunden wir auch noch das Apres-Ski Leben von Telluride. Wer jetzt, wie bei uns Zuhause in Österreich übliche Apres-Ski Musik und Saufgelage erwartet, irrt gewaltig. Ganz gemütlich relaxen hier die Leute bei Live-Musik einer Country Band, Lagerfeuer und einer kleinen Bar.
SILVERTON MOUNTAIN
Das absolute Highlight unserer Reise ist Silverton Mountain! Versteckt im Süden Colorados, nur eine Stunde von der Grenze zu New Mexico, finden wir einen alten, ziemlich heruntergekommenen Zweiersessellift. Will man Schifahren, muss man sich in der Talstation des Liftes, einem Zelt, anmelden. Dort kauft man das Liftticket und mit dem Ticket um 160 Dollar mietet man auch einen Guide - ohne Guide kein Schifahren in Silverton Mountain.
Bevor wir starten werden wir in Gruppen eingeteilt, je nachdem wie stark wir uns selbst konditionell und schitechnisch einschätzen. Danach geht es mit dem Zweiersessel auf den Berg. Von der Bergstation hiked man dann zu den verschiedenen Runs. Um nicht an einem Tag den ganzen Powder zu verfahren, sondern auch für die Gäste der nächsten Tage etwas übrig zu lassen, machen die Guides in Silverton so genanntes “Snow Farming”. Keine der Gruppen quert unsinnig oder fährt über den ganzen Hang verteilt. Das System funktioniert. Wir fahren den ganzen Tag unverspurte Abfahrten und trotzdem bleiben weite Teile des Gebietes unberührt.
Fünf Abfahrten schaffen wir an diesem Tag, die uns allerdings nie zum Lift zurück bringen, sondern immer zu einer Straße. Von dort holt uns nach jedem Run ein Shuttle ab und bringt uns wieder zum Sessellift zurück. Glücklich aber fix und fertig packen wir unsere Sachen und machen uns zurück auf den Weg nach Denver, von wo wir zurück nach München fliegen. Unsere Reise nach Colorado war wunderschön und extrem beeindruckend, mit einem bitterem Beigeschmack. Auch in den Schigebieten ist die in Amerika so stark präsente Zweiklassengesellschaft all gegenwärtig. Schifahren ist ein Elitesport. Wer es sich leisten will muss entweder zur gut verdienenden Oberschicht gehören oder Schifahren zum Lebensmittelpunkt machen.
INFO BOX
Der Bundesstaat Colorado wird von den Rocky Mountains durchzogen und ist mit einer mittleren Höhe von 2.073 Metern der höchstgelegene Bundesstaat der USA.
ANREISE- Mit dem Flugzeug München – Denver ab ca. 600 Euro (Dauer ungefähr 11 Stunden, Zeitverschiebung -8 Stunden)
- Mit dem Mietauto über den US Hwy 285 S – US 50 W – CO 135 N nach Crested Butte (ca. 4,5 Stunden); von dort über CO 135 S – US 50 W – US 550 S – CO 62 W – CO 145 S nach Telluride (ca. 3,5 Stunden); von Telluride über CO 145 N – CO 62 E – US 50 S – State Hwy 110 nach Silverton Mountain (ca. 2 Stunden).
SKIFAHREN
- Eine Saisonkarte in Crested Butte kostet im Vorverkauf knapp 700 Dollar, ein Tagesticket schlägt mit bis zu 114 Dollar zu Buche. Beinahe ein Schnäppchen im Vergleich zu Telluride, wo ein Liftticket in der Hauptsaison 133 Dollar kostet – pro Tag, versteht sich. Der Season Pass in Silverton Mountain beinhaltet Guided Skiing, Rabatte auf Heliflüge und einiges mehr – das Paket zu ebenfalls knapp 700 Dollar. Das Guided-Only-Skiing-Tagesticket kommt auf 179 Dollar, ein Unguided-Skiing-Ticket auf 69 Dollar. Das gibts aber nur in der Nebensaison.