Signature Trails
Der Karnische Grenzkamm trennt Österreich von Italien und war einst der Schauplatz einer verlustreichen Schlacht. Mittlerweile verbindet er mehr als dass er trennt. Uns öffnet er den Blick auf die Ost- und Südtiroler Berge und vor allem eröffnet er uns den schmalen Weg hinab ins Tal nach Sexten –über die Demuthpassage.
Von Erinnerungen
Die Karnischen Alpen zählen zu den geologisch spannendsten Gebieten der Welt. Etwa 1.300m mächtige Korallenriffe wechseln sich ab mit einzigartigen Tiefseekalken. Diese Kalkmassive sind mit mehr als 400 Millionen Jahren um ein Vielfaches älter als die meisten Teile der Alpen. Hier verläuft auch die Periadritische Naht – die geologische Grenze zwischen afrikanischer und europäischer Platte. Doch für uns geht es heute weniger um Geschichte und auch weniger um Geologie, selbst wenn wir diese um uns spüren. Für uns geht es um Trails und den Blick bis weit hinein in die Dolomiten.
Bis zum Traileinstieg können wir einen großen Teil des Uphills mit der Helmbahn hinter uns bringen. Danach erreichen wir nach einigen Höhenmetern die Hahnspielhütte, eine kurze Verschnaufpause bei einem Cappuccino ist ein absolutes Muss, der Blick über die Sextner Bergsonnenuhr ist einfach traumhaft. Der weitere Anstieg zur Sillianer Hütte fordert noch sehr. Gerade das letzte Stück hinauf zur Hütte hat es in sich.
An der Hütte legen wir eine kurze Pause ein und ich erinnere mich, wie wir hier oben mit einem ehemaligen Kollegen seine Verabschiedung feierten. Wir fuhren die gleiche Tour wie heute, nur ohne Bahn und nächtigten auf der Hütte. Da uns das Lager irgend-wann zu eng wurde, schlief ich auf dem Gang, ein Kollege auf den Sitzsäcken im Wintergarten. Und irgendwie war das alles ziemlich gut. Die Hütte war damals bewirt-schaftet von jungen Erwachsenen, die gerade Semesterferien hatten.
Im Fokus
Nach dem Kaffee brechen wir auf und spätestens hier am Traileinstieg müssen wir uns fokussieren. Beeindruckend zieht sich der technische Trail an der Bergflanke teils aus-gesetzt entlang. Unsere ganze Konzentration ist notwendig und vielleicht gerade des-halb fühlt es sich so gut an. Wir sind ganz im hier und jetzt, ganz auf diesem Weg, in dieser Situation. Flow also abseits von Flowtrails.
Kilometerlang zieht sich die Demuthpassage dahin bis zum Kniebergsattel an die Grenze zur Region Veneto. Von hier führt ein alter Militärweg bis zur Nemes-Almhütte, von welcher wir noch einen kleinen Aufstieg bis zur Klammbachalmhütte meistern müssen. Nach einer kurzen Rast haben wir noch einen weiteren Trail vor uns. Der Erla-Trail ist einer von mehreren neuen Trails hier in Sexten und zieht sich mit immer wieder atemberauben-den Blicken in die Dolomiten hinab ins Tal. Dieser Trail lädt zum „Austoben“ ein, doch einige Wurzelpassagen lassen den Trail bei Nässe zu einer kleinen Herausforde-rung werden. Das Bike-Vergnügen endet an der Talstation der „Drei Zinnen Bahn“. Nach einer kurzen Rast bei der Hütte „Zin Fux“ oder im „Hennstoll“ führt ein Weg zum Ausgangspunkt zur Talstation der Helmbahn. Die Region investiert seit zwei Jahren nach und nach in die Entwick-lung der Bike-Infrastruktur. So entstanden der Erla- und der Standschützentrail, sowie ein umfangreiches Übungs-gelände – alles an der Talstation der „Drei Zinnen Bahn“.
Foto: Felix Saller // Text: Norman Bielig