bergstolz

Trans Hong Kong


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Urban Mountain Bike Adventure mit Hans Rey & Martin Maes

Hong Kong – eine Stadt mit tausend Gesichtern, so viel mehr als die eine Hauptinsel. Ein Ort voller Gegensätze, die es zwischen glitzernden Wolkenkratzern und kleinen Gassenmärkten aufzuspüren gilt. Genau das ist unser Ziel: Dieser ikonischen Stadt mit ihren Monolithen aus Stahl, Glas und Beton vor grünen Bergen und Inseln mittels E-MTB auf den Zahn zu fühlen.

Monatelang planten wir den Trip nach Hong Kong, bevor es im November 2019 endlich soweit war. Plötzlich waren unsere Reisepläne aber zu hinterfragen: Konnten wir angesichts der anhaltenden sozialen Unruhen eine Film- und Fotostory in Hong Kong verantworten? Nach reiflicher Überlegung: Ja, wir würden fahren. Wir waren aber darauf vorbereitet, notfalls spontan unsere Pläne umzuwerfen.

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Hong Kong - eine Stadt mit 1.000 Gesichtern

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Das letzte Mal, als Hans und ich nach Hong Kong flogen, landeten wir noch am alten internationalen Flughafen Kai Tak: Vom landenden Flugzeug aus hätte man die Wäsche der Bewohner auf ihren Balkonen berühren können. Heute schwebt man auf der eigens dafür aufgeschütteten Insel in Chek Lap Kok ein. Hans hätte am liebsten gleich losgelegt, aber er musste sich noch bis zum nächsten morgen gedulden, um aufs Bike zu steigen.

Der erste Tag sollte dem Tin Man Trail in den New Territories gehören. Von Hong Kong Island und Kowloon aus besiedelten die Einwohner bald das gesamte Gebiet, im Norden bis zur Grenze an das chinesische Festland und im Süden bis hin zu den Inseln Lamma und Lantau. Heute leben 7,5 Millionen Menschen im Großraum Hong Kong – und davon die Hälfte in den New Territories.

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Hans hatte geplant, ein paar der dortigen Trails zu fahren, beginnend bei Tai Mo Shan, der bis auf 957 Meter Seehöhe führt. Für diesen Zweck holte er sich Tiger mit ins Boot: Ein Local, der mit Hans’ Videos groß geworden ist. Tiger fährt Rennen und führt eine kleine Bike-Werkstatt aus seiner Wohnung heraus. Er zeigte Hans ein Netzwerk aus gebauten Strecken, von Tai Mo Shan nordwärts und in Richtung Westen auf dem Ho Pui Contour Trail bis ans chinesische Festland. Es bleibt genug Zeit, um die eindrucksvolle Landschaft zu bewundern: Die Strecken schlängeln sich durch subtropische Vegetation, Wälder exotischer Pflanzen oder Bambusmangroven, queren Flussläufe und bieten Ausblicke auf Wasserfälle.

Hans und Tiger beendeten ihre gemeinsame Ausfahrt im Westen auf dem Tin Fu Tsai, “Tin Man”, oder wie ihn die Locals nennen “Yuen Long Tsai” Trail. Dieser ist der populärste in Hong Kongs Mountainbike Szene, mehr als 1.400 super flowige Tiefenmeter. Am nächsten Tag stand Kowloon mit Martin Maes am Programm. Der riesige Stadtteil, der den alten Flughafen beherbergte, war ein einziges Gewirr aus Gässchen mit kleinen Shops, die billige Elektronik verkaufen und unzähligen Straßenmärkten. Heute ist hier eine neue Welt entstanden: Glitzernde Gebäude motzen die Insel auf, es gibt eine Strandpromenade und die „Avenue of the Stars“. Das Geld folgte und so stehen heute Banken, Versicherungen, elegante Boutiquen und fancy Hotels dort, wo früher arme Leute ihre Wäsche auf den Balkonen vom Flugzeugwind trocknen ließen.

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Wir starten am Suicide Cliff, dem wahrscheinlich beeindruckendsten Aussichtspunkt in ganz Hong Kong. Dort stehend überblickt man im 360°-Panorama die gesamte Stadt und sieht sogar bis nach Shenzhen auf Hong Kong - eine Stadt mit 1.000 Gesichtern dem Festland. Suicide Cliff heißt es übrigens nicht aufgrund der vielen Selbstmorde, sondern weil klettern oder biken hier für Nicht-Experten regelrecht selbstmörderisch wäre: Die Trails sind von mannshohen tropischen Pflanzen überwuchert, bergauf ist das Bike über beinahe senkrechte Trampelpfade zu tragen – von fahren kann nicht die Rede sein. Biker gibt’s hier oben nicht, denn die Ridge zu den Kowloon Radio Towers ist unfassbar schwierig, felsig und technisch anspruchsvoll. Und was die Vertikale am Suicide Cliff angeht… Kein Wunder, dass den Menschen, die wir hier am Selfie-Hotspot Hong Kongs treffen, der Mund vor Staunen offen steht, als Martin und Hans auf dem Bike ankommen. Die Aussicht spektakulär zu nennen, wäre die Untertreibung dieses Trips: Wow! Sprachlosigkeit.

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Als wir uns sattgesehen haben, rollen wir bergab, immer in Richtung Wasser. Wegen des horrenden Verkehrs nutzen wir Unterführungen der U-Bahn genauso wie Fußgängerbrücken und Aufzüge, um sicher voran zu kommen. Unser Ziel: Der Blick auf Victoria Harbor von Kowloon aus. Martin, unser „Hong Kong-First Timer“, kriegte sich kaum mehr ein vor Begeisterung. Die Sonne verabschiedete sich hinterm Horizont und die Stadt knipste ihre Abermillionen Lichter an. Zeit für uns, Kowloon bei Vollmond neu zu entdecken. Das Energielevel der Stadt scheint bei Dunkelheit noch einmal anzusteigen, der Shopping District brummt wie ein Bienenstock. Martins Magen meldete sich überdeutlich, und so packten wir uns – nachdem er und Hans im Adidas Megastore wegen verbotenen Radfahrens eine Verwarnung kassiert hatten – in einen der Indoor Essensmärkte. Die Schalterhallen- Atmosphäre vergisst man umgehend, sobald man sich eines der fantastischen Gerichte in den Rachen geschoben hat – göttlich!

Tag drei – die Insel ruft! Lantau, südwestlich von Hong Kong, wird mit der Hauptinsel über einen Damm verbunden. Hier befindet sich Disneyland Hong Kong, der neue Flughafen, die Ngong Ping 360 Gondel und Tian Tan, einer der größten Bronzebuddhas der Welt. Was Biker mehr interessieren dürfte: Hier gibt es ein schier unendliches Trail-Netzwerk, das in Zusammenarbeit von IMBA und lokalen Bike Vereinen entstanden ist. Im Zickzack überzieht das Trailnetz die gesamte Insel, wobei sicherlich der kürzlich erweiterte, 18 Kilometer lange Chi Ma Wan Trail das absolute Highlight ist.

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Am nächsten Tag dann das Großstadtdschungel-Kontrastprogramm: Wir treffen Nick Dover und fahren mit der Fähre nach Central. Unser erstes Ziel: Der 552 Meter hohe Victoria Peak. Die Gegend hier ist eine der exklusivsten Wohngegenden der Welt. Es ist kühler, die Aussicht atemberaubend und direkt vor einem breiten sich das Meer und die Inseln vor der Küste aus. Der Berg selbst ist unglaublich steil und ein wahrer Dschungel. Schon alleine deshalb nehmen die meisten die Bahn nach oben. Bergab und zurück in die Stadt gibt es aber keine Alternative zum Bike: Hans und Martin nahmen alles an Stiegen mit, was sie finden konnten. Wir fahren durch einen weiteren Straßenmarkt, in dem das Essen so frisch ist, dass uns die Langusten noch lebendig auf die Füße springen. Der ihr innewohnende Gegensatz wurde niemals in Hong Kong so deutlich wie hier: Gerade noch hatten wir von den Milliardärsanwesen am Victoria Peak herunter geblickt auf die blitzenden Wolkenkratzer, und nur einen Moment später befinden wir uns auf der Hollywood Road mitten in der Menge, die über den Preis von Fischköpfen verhandelt.

Und doch – es wäre seltsam, eine Story über Hong Kong im November 2019 zu schreiben und die seit Monaten anhaltenden Proteste nicht zu erwähnen. Nick ließ uns schon gleich nach unserer Ankunft eine App installieren, die uns anzeigte, wo die Unruhen gerade im Gange waren. Diese App war immens hilfreich, konnten wir doch so diejenigen Gebiete umgehen, in denen zum Beispiel der öffentliche Transport lahmgelegt war.

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An diesem Tag jedoch half uns auch die App nicht: Nach einem schnellen Abendessen wollten wir zurück ins Hotel aufbrechen, als wir regelrecht überrollt wurden. Pflastersteine flogen, Mülltonnen und Bäume wurden umgekippt. Maskierte Menschen mit Regenschirmen machten urplötzlich kehrt und fingen an, in unsere Richtung zu rennen: „Lauft, lauft!“ Bevor wir überhaupt realisierten, was passierte, hatten wir den stechenden Geruch des Tränengases schon in Augen, Rachen und Nase. So surreal es sich in diesem Augenblick anfühlte, sich zwischen den bewaffneten Polizeibeamten und der singenden und schreienden Protestbewegung zu befinden, so furchterregend war es auch. Trotz zerschmetterter Schaufenster und kreischenden Sirenen gingen andere Menschen in Ruhe joggen oder saßen in Cafés, einer balancierte einfach weiter auf seiner Slackline.

Was für eine Wohltat, dass wir am Finaltag nochmal das komplette Gegenteil genießen durften! In Aberdeen Harbor engagieren wir einen lokalen Fischer, um uns in einem Sampan über den Lamma Kanal nach Pichic Bay auf Lamma übersetzt. Im Zielhafen schon wieder eine neue Welt: Bunte Häuser und Cafés thronen auf Stelzen über dem smaragdgrünen Wasser, überall sind kleine Fischerboote an den Stegen zwischen den Pfahlbauten angebunden. Die kleine Insel ist außerdem vollkommen autofrei. Andy, der auf Lamma wohnt, wartet schon auf uns, um Hans und Martin die Trails der Insel zu zeigen.

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Diese mäandern über die ganze Insel. Sie sind vielleicht weniger professionell angelegt und instandgehalten als das Wegenetz auf Tin Man oder Lantau, aber dafür gelten die Trails auf Lamma als die Hong Konger Original MTB-Trails. Eine Handvoll lokaler Bike-Enthusiasten hat die wild wuchernde Vegetation etwas gestutzt und Trails gebaut. Führen sie einmal aus dem Dschungel heraus, so geht’s ab wechslungsreich von atemberaubenden Aussichtspunkten über kleine Dörfer bergab. Hans und Martin gabeln ständig lokale Rider auf, die sich auf dem Weg zurück nach Sha Po Old Village die Chance auf einen Run mit den Pros keinesfalls entgehen lassen wollen.

Die Fähre legt wieder im Hafen an. Menschen im Business-Outfit strömen aus dem Schiff, nur um sich am Anlegesteg ihr Bike zu schnappen und nach Hause zu radeln. Es schien uns ein unvereinbares Bild zu sein, diese Menschen in Anzügen und Kostümen, die radelten, anstatt Luxusautos zu fahren, hier war das allerdings völlig normal. Wir lassen dieses ruhige Paradies hinter uns und besteigen unsere letzte Fähre dieses Abenteuers…

Am Abend sehen wir der blutroten Sonne zu, wie sie über dem südchinesischen Meer versinkt. Wir feiern unsere gelungene Trans Hong Kong und diskutieren die Faszination dieser Stadt. Vielleicht ist es die Tatsache, dass hier Städte und Bezirke vollkommen unterschiedlichen Charakters räumlich förmlich ineinander gewachsen sind, ihre Persönlichkeit aber stets unterscheidbar und eigenständig blieb. Vielleicht ist es die unangestrengte Verbindung von Tradition und Moderne. Vielleicht ist es aber auch einfach die Schönheit der Landschaft und Natur, die – wo immer man sich auch in Hong Kong befindet – immer nur einen Katzensprung entfernt ist.

An der Hütte angekommen sind die E-Bikes schnell versorgt. Die Bikewaschstation und ausreichend Steckdosen sorgen für das Wohl der E-Esel. Auf Sigrid und Lukas wartet a Flaschl Wein, leckeres Essen und a gmiatlichs Ofenbankerl. Die 22 Uhr-Sperrstunde schaffen sie nicht. Gut ausgeschlafen und mit vollen Akkus schießen die beiden, ohne die Murmel Population angetastet zu haben, talauswärts. Hier und da nehmen sie noch den ein oder anderen Trail mit. An der Mittelstation entscheiden sie sich für die Weiterfahrt nach Ischgl. Wer hier noch nicht genug hat, nimmt die Bergbahn hinauf zur Idalpe. Und von dort beispielsweise mit der Flimjochbahn hinauf zum Einstieg des Velill Trails.

Ganz verlassen wollen sie das Tal aber noch nicht. Patrick hatte was von zwei Almschmankerln in See erzählt. Die Medrigjochbahn befördert Sigrid und Lukas auf 1800 Meter Seehöhe. Von dort pusht der Akku. Das angepriesene Jausenbrettl auf der Gamperthun Alpe übertrifft Patricks Versprechung. Und wer dann noch auf der Suche nach S3 -S4 Gelände ist, fragt am besten auch bei Patrick nach.

Infobox

REGION

Mit dem Flugzeug von München nach Hong Kong ab ca. 500 Euro (Dauer 11 Stunden); Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes:www.auswaertiges-amt.de

MOUNTAINBIKE HONG KONG

Guiding, Trailbuilding & mehr
www.mtbhk.com

HONG KONG MTB ASSOCIATION

www.hkmba.org

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Hans “No Way” Rey gilt als einer der absoluten Heroes in Punkto Mountainbiking. Er ist ehemaliger Trials Weltmeister, Stuntman und Bike-Abenteurer und hat die entlegensten Ecken der Welt mit seinem Bike erkundet. Seit mehr als 30 Jahren lebt und arbeitet Hans in Kalifornien, umtriebig wie eh und je.

www.hansrey.com

Trans Hong Kong Urban - Der Film




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