Rider Profile - ERIC “HOJI“ HJORLEIFSON
“Bitte entschuldige, dass sich das Interview so verzögert hat. Ich bin gerade mit meinem neuen Film ‚Hoji‘ auf Tour, da hab ich leider nicht überall Internet.“ Gleich beim ersten Live-Kontakt mit Eric „Hoji“ Hjorleifson bekommt man das Gefühl, dass einem da der bodenständige, nette Kerl von nebenan gegenübersitzt. Und nicht einer der komplettesten und stylischsten Freerider der Gegenwart. Sein flüssiger, weicher Fahrstil lässt die höchsten Cliffs und steilsten Faces nach Kindergeburtstag aussehen. Nicht umsonst hat er legendäre Segmente und Auftritte in einigen der größten Freeride-Produktionen der vergangenen 15 Jahre zu verbuchen.
“Ich habe es gehasst, dass mein Equipment nur bergab funktionierte”
Aufgewachsen ist Hoji in Canmore, Alberta: „Die Dolomiten Kanadas!“ Mit nicht einmal zwei Jahren steht er das erste Mal in Mount Norquay im Banff National Park auf Ski – in seiner Familie völlig normal. Er und sein Bruder Steve fuhren für den lokalen Skiclub: „Das Niveau war ziemlich hoch. Ich war technisch gut, aber mochte Racing nicht besonders. So ging es auch einigen meiner Freunde, und aus diesem Grund gründete unser Coach Guy Mowbray das wahrscheinlich erste Freeride-Programm in Nordamerika“, erinnert sich Eric an seine Anfänge.
Nur wenige Jahre später schlug er in der Freeride-Szene ein: “Auf meinem ersten richtigen Filmdreh war ich 2002 mit meinem Mentor Andrew Sheppard aus Banff. Der überzeugte seinen Freund Dustin Lindgren – der eine Kamera besaß – dass sie mich Jungspund mitnehmen sollten, auf ihren Filmtrip nach Las Lenas in Argentinien. Das waren meine ersten Erfahrungen mit Big Mountain Skiing, davor konzentrierte ich mich hauptsächlich darauf, Kicker zu bauen und zu springen. Ich war ja schließlich noch fast ein Kind mit meinen 19 Jahren.“ Dieser Trip ebnete Hojis Weg in die vielen Freeride-Produktionen, die folgen sollten, seitdem taucht sein Name in beinahe allen Matchstick Produktionen auf.
Helis und Pillow Lines sind aber nur ein Teil, der Eric Hjorleifson als Skifahrer ausmacht: „Ich habe es immer gehasst, dass meine Ausrüstung nur bergab ordentlich funktioniert hat. Deswegen hab ich angefangen, an meinem Equipment herumzubasteln“, erklärt der Kanadier. „Ich habe alles so modifiziert, wie ich es haben wollte. Das war zwar kreativ, aber ich hatte keine Ahnung, wie ich selber die Parts herstellen sollte, die ich benötigte.“
Das änderte sich, als Eric vor einigen Jahren mit seinen veränderten Boots auf der ISPO mit den Dynafit-Entwicklern zusammentraf: „Ich hatte ein paar Ideen für Boots und Bindungen im Gepäck und ein Video um ihnen zu zeigen, was ich mit ihren Produkten anstelle. „Dort traf ich Fritz Barthel das erste Mal“, erinnert sich Hoji. „Wie das auf Messen so ist, hatten wir keine Zeit, um uns kennen zu lernen, aber einige Jahre später verbrachten wir gemeinsam ein paar Tage in der Schweiz auf einem Event. Wir fuhren zusammen Ski und kippten das eine oder andere Bier und ich erzählte ihm von meiner Idee für den Hoji Lock Mechanismus. Fritz lud mich sofort zu sich nach Hause ein, wo er eine komplett ausgestattete Werkstatt hat um Prototypen herzustellen.“
Diese großzügige Einladung trug schnell Früchte, denn Hoji blieb drei Wochen in Tirol. „Ich verliebte mich in seine Maschinen! Und da Fritz Lehrer war, hatte er auch ziemlich viel Geduld, einer simplen Natur wie mir Ingenieurswissen beizubringen“, lacht Eric. „Natürlich waren wir auch Skifahren, schließlich ist das die Belohnung für die ganze Arbeit!“ Sich selbst bezeichnet er mittlerweile als „skifahrenden Bastler“, denn „das Skifahren war vorher da“. „Aktuell bin ich aber total fokussiert darauf, Dinge herzustellen. Die Arbeit mit Fritz hat ihre Spuren hinterlassen“, grinst er, „auch meine Werkstatt zuhause in Whistler ist jetzt deutlich besser ausgestattet.“ Der Bastler Hoji wird wohl auch weiter tüfteln, in seinem Keller in British Columbia, wo er zusammen mit seiner Frau Jennifer Ashton, dreifache Gewinnerin der Freeride World Tour, lebt. „Die Zukunft sind sicher Hybrid-Konzepte, die Touring und Freeride verbinden. Viele Skifahrer wollen vielseitig einsetz - bares Equipment, so wie ich. Deshalb bin ich auch richtig stolz auf den Hoji Lock Mechanismus – meine beste Erfindung bisher.“ Denn auch wenn bei Filmdrehs Helis bereitstehen, mag er das Aufsteigen mit Fellen: „Mit Tourenequipment bewegt man sich so effizient in den Bergen!“ Und wer glaubt, dass man mit der Ausrüstung nicht ordentlich bergab kommt: „Ich fahre seit 2013 ausschließlich Pin-Bindung.“ Noch Fragen?