Family Shred - Lenzerheide
Immer mehr Wintersportorte entdecken uns Mountainbiker als lohnende Zielgruppe. Die Berge sind da, die Lifte und natürlich die Hotelkapazitäten.
Klar gibt es von Ort zu Ort Unterschiede in der Ausrichtung und viele Orte schreiben sich seit jüngster Zeit „familienfreundlich“ auf die Fahnen. Ob dem im „Bike Kingdom“ so ist, haben wir uns beim „Family Shred“ in der Lenzerheide genauer angeschaut.
Zum „Bike Kingdom“ gehören der Bike Kingdom Park Lenzerheide und der Alpenbikepark Chur, zwei Skill Center in Arosa und Lenzerheide sowie fünf Pumptracks und natürlich 900 Kilometer Trails, die die alpinen Destinationen Arosa und Lenzerheide und die Stadt Chur miteinander verbinden.
Schon bei der Anreise aus Deutschland via Chur kann man auf den letzten Kilometern hoch die Lenzerheide immer wieder Radfahrer sehen, was natürlich die Vorfreude – besonderes mit vier Mountainbikes auf dem Heckträger – im Auto deutlich steigen ließ. Und meinen Ärger, weil sich die beiden Jungs seit über 100km über meine Aussprache des Hotelnamens „Lenzerhorrrn“ lustig machten, verrauchen ließ.
Die Zimmer (cool, wir haben ein eigenes Doppelzimmer!) – das Spielezimmer (da steht ein Fahrsimulator drin) – und die Pools waren schnell ausgecheckt, der erste Rösti verdrückt, da hatten die beiden schon ihre Helme in der Hand, um den Pumptrack, der in Sichtweite des Hotels lag, zu shredden. Pumptracks haben ja was wunderbar Verbindendes: Bikes, Stuntroller, Jung und Alt, selbst fahren oder zuschauen. Die Jungs hatten auf dem asphaltierten, mit verschiedenen Lines, großen Kurven, aber auch sehr kleinen Hügeln sehr abwechslungsreichen und für uns Oberbayern ein leider viel zu seltener Spaß, der natürlich „eishungrig“ macht. Am Heidsee konnte dieser wunderbar gestillt werden: neben dem Lido-Kiosk und schönen Sitzmöglichkeiten gibt es einen Wake-boardlift, ferngesteuerte Segelboote und einen Abenteuerspielplatz mit Floß und Pirateninsel.
Für den zweiten Tag hatten wir den „Bike Kingdom Familienkurs“ gebucht. Trail Guide Thorsten, ein studierter Psychologe, was sich an dem Tag noch als glückliche Fügung erweisen sollte, holten uns direkt am Hotel ab. Nach einem Abstecher in einen der vielen Bikeshops, um die zuhause liegen gelassen Ausrüstung zu ersetzen, ging es auch gleich zur Gondel. Von der Alp Scharmoin ging es unter Profi-Anleitung dann erst mal auf die Blueline. Ein perfekter Einstieg für die Jungs, um auf dem perfekt präparierten Trails Spaß zu haben und reinzukommen. Beim zweiten Run mussten wir dann noch bei den Kickern eine ausgedehnte Jumpsession einlegen. Rauf, runter, wieder rauf und noch mal springen: „Papa, hast Du meien Jump gesehen!?“ natürlich läßt auch da Thorsten nicht lumpen und zieht einen schönen Wipp und erklärt den beiden Jungs dass sie für den „Dark side of the moon“ fit wären. Der Trail startet auf 2865 Höhenmetern, schlängelt sich auf knapp 10km zurück zur Rothorn 1 Bergstation auf 1904 Höhenmeter. Dark side of the moon hieße der Trail wegen der ersten Kilometer. Karges Gestein, fast keine Vegetation und bei unserer Befahrung grimmig kalt und neblig, was unser jüngstes Teammitglied deutlich überforderte. Der weise Familienpapa schweigt in solchen „Das-kannst-Du-vergessen-das-fahr-ich-niemals-Situation“ und lässt den – Gott sei Dank - genau auf so was spezialisierten Profi ran. Erst schiebend, dann wieder fahrend, mehr fahrend als schiebend und schließlich, nachdem der Untergrund wieder deutlich mehr Erde als Stein war, mit fettem Grinsen und auch wieder Sonne. Da waren die kniffligen Passagen schnell vergessen und die Pizzoccheri wohl verdient! Für den Nachmittag entschieden wir uns für einen klassischen Familien-split: Mama und der Kleine zum Lido an den Heidsee und dem nahe gelegenen Eichhörnchen Wald, in dem die Vögel und Eichhörnchen so zutraulich sind, dass sie direkt aus der Hand fressen. Und die großen Jungs zurück auf die Trails. Direkt unter der Bahn wurde schon für den Downhill Weltcup aufgebaut. Schon beeindruckend, über welche Jumps die Profis fahren, wenn man selbst auf der Red Line unterwegs ist.
Jeder richtig gute Familien Ski- oder Mountainbike Tag ist natürlich keiner, wenn er nicht mit einem vernünftigen Arsch-bomben-Contest im Hotelpool endet! Und natürlich ist ein Aufenthalt in der Schweiz nur dann rund, wenn mindestens ein Käsefondue verköstigt wurde.
Wir waren nur Liftunterstützt im Bike Kingdom unterwegs, waren „nur“ am Parpaner Rothhorn unterwegs, sind nicht rüber nach Arosa oder runter nach Chur. Auch die gesamte Piz Scalottas Seite haben wir in unseren drei Tagen vor Ort nicht geschafft. Was einerseits schade ist, aber andrerseits zeigt, wie umfangreich das Angebot ist und wie leicht man Kinder – und damit Ihre Eltern – glücklich machen kann.
