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Patagonien


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Das Weite suchen

Endlich ist es soweit und wir können die großen Weiten, mit den vergletscherten Bergen im Hintergrund, mit unseren Bikes erkunden. Bis jetzt hatten wir die Szenerie nur bei der Anreise, aus den Fenstern unserer kleinen Hütte und bei den kurzen Spaziergängen drum herum betrachten können. Denn zunächst mussten Andreas und ich wegen der Corona-Einreise-bestimmungen in Quarantäne. Gedanken an das alles überschattende Thema unserer Zeit können wir nun aber hinter uns lassen.

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Am Morgen darauf machen wir uns daran den Cerro el Paine zu erklimmen. Anfangs können wir beim Aufstieg noch in die Pedale treten. Aufmerksam streift dabei mein Blick durch die Gegend, denn Cristóbal hat uns erzählt, hier gäbe es Pumas. Meine intensive Suche wird aber leider nicht belohnt.

Ab der Waldgrenze geht es dann nur mehr schiebend und tragend weiter. Während wir uns nach oben arbeiten, erreicht uns schlagartig von der gegenüberliegenden Seite her ein lautes Getöse. An einem der steilen Gletscher des Almirante Nieto, einem der Hauptgipfel des Paine-Massivs, hat es einen Eissturz gegeben. Das Sturzeis sucht sich gerade seine Bahn, als wir hinüberschauen. Einmal mehr fühlen wir uns in Angesicht der patagonischen Elementarkräfte klein und unscheinbar.

Weiter oben rücken die Torres del Paine immer mehr ins Sichtfeld. Es sind diese drei pittoresken Monolithen aus Granit, nach denen der Nationalpark benannt wurde. Andreas und mich erinnern sie an die Drei Zinnen in den Dolomiten, unseren Heimatbergen. Am Vorgipfel des Cerro Paine angekommen ist der Blick auf dieses Trio atemberaubend. Allesamt sind wir glücklich hier zu stehen, denn so nahe wie hier kann man den Torres mit dem Mountainbike sonst nirgends kommen, denn im Nationalpark selbst dürfen Bikes nicht rein.

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Wir schießen einige Bilder und wenden uns wieder der anderen Seite mit der ausgedehnten Hügellandschaft und den Seen zu. Die Abfahrt beginnt sehr technisch. Steine und Geröll verlangen einem alles ab und nicht jeder von uns fährt alles durch. Während die Sonne hinter den Torres verschwindet, erreichen wir wieder die Waldgrenze und der Weg ändert seinen Charakter. Mit Schwung geht es den flowigen Trail bergab zur Ebene. Im Licht der Abenddämmerung machen wir noch einen Schwenker zum eisgrünen Nordenskjöld-See, bevor wir zurück zu den Zelten kehren. Und als es schon keiner mehr erwartet, da läuft uns urplötzlich einer über den Weg. Ein Puma! Während wir ihn erstaunt betrachten, schenkt er uns hingegen kaum Aufmerksamkeit und schlendert gemütlich an uns vorbei. Diese Gelassenheit kommt wohl daher, dass er hier an der Wanderroute des Nationalparks des Öfteren Menschen begegnet.

Es sind noch gar nicht so viele Tage vergangen und wir haben schon eine Fülle an Eindrücken gesammelt. Voller Erwartung schauen wir deshalb Richtung Norden, in ein Gebiet das bisher so gut wie keine Touristen gesehen hat. Die Weiden und Steppen der Pampa, die wir durchqueren, sind von grasenden Rindern, Guanakos und vereinzelt auch von den straußenähnlichen Nandùs gesäumt. Nach einigen Stunden rumpelt unser Pick-Up über die letzten holprigen Meter, bevor wir an einer Holzhütte zum Stehen kommen.

Wir befinden uns inmitten der hügeligen Graslandschaft von Baguales, die auf zwei Flanken von dunklen Felsbändern umrahmt wird. Wir laden unsere Bikes ab und machen uns an, einen Buckel emporzusteigen. "Hoch oben gibt es ein paar Lagunas, Werner!", ruft mir Cristóbal zu. Mit Lagunas sind hier kleinere Seen gemeint. Da es hier aber keine wirklichen Wege gibt, können wir sie erst nach etwas Suche entdecken. Hinter den Seen teilen sich die Felsbänder und es tun sich zwei große Canyons auf.

So anders wirkt es hier. Ich komme mir vor wie im Wilden Westen. Anstatt eines angloamerikanischen Cowboys reitet in der Ferne aber ein chilenischer Gaucho mit seinen Schafen und ein paar Schäferhunden durch die weite Landschaft. In der Luft kreisen Kondore. Nahrungsangebot haben die Aasfresser hier in Fülle. Alle paar Meter stoßen wir auf alte Knochen und Kadaver, meist von Guanakos. Blüte und Verfall scheinen hier in Patagonien so nah beieinander zu liegen. Und gerade durch die Allgegenwart des Todes fühle ich mich selbst so lebendig.

Wir lassen nun unsere Bikes wieder laufen. Wie wilde Pferde jagen wir den Abhang runter. Auf den Pfaden der Guanakos, dort wo sie sich abzeichnen, sonst einfach frei durchs Gelände. Die Schwingungen des Erlebten noch in uns tragend, sitzen wir am Abend schließlich mit ein paar Gauchos und deren Freunden zusammen vor einem Bier, erzählen uns Geschichten und essen ein Asado de Cordero, gebratenes Lamm, zweifellos das Gericht Patagoniens.

Am nächsten Tag geht es mit dem Pick-Up wieder Richtung Süden. Der Tag neigt sich schon dem Ende zu, als wir auf Raimundo treffen, der uns in Puerto Natales mit einem Boot erwartet. Rai will uns seine Wahlheimat zeigen, die idyllische aber raue Halbinsel Antonio Varas. Er kommt eigentlich aus einer Gegend nördlich der chilenischen Hauptstadt Santiago. Seine Liebe zu den Pferden und dem Lebensstil der Gauchos hat ihn aber so weit in den Süden verschlagen.

Wir laden unsere Bikes und unser Gepäck auf das Boot und überqueren damit den Meeresarm Última Esperanza. Die Abendröte schenkt allem einen besonderen Glanz und wäre da nicht der heftige Wellengang, der uns auf dem Boot richtig durchrüttelt, man könnte fast verträumt dahindämmern. Abends sitzen wir fünf zusammen mit Rai am offenen Feuer vor unser Estancia, behalten das Fleisch auf dem offenen Feuer unserer Parrillada im Auge, lernen uns im Gespräch besser kennen und schätzen, und lassen von Zeit zu Zeit unseren Blick über den Fjord wandern, wo dieser auf das erhellte Puerto Natales trifft.

Am anschließenden Morgen schwingt sich Rai auf sein Pferd, um uns auf den Monumento Moore zu führen. Er fängt diese Pferde selbst ein und reitet sie zu. Erstaunlich, dass ein gutherziger Typ wie er, zugleich auch so taff sein kann, diese wilden Tiere zu zähmen.

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Während des Aufstiegs erzählt uns Rai einiges über Natur und Landschaft, wir naschen Beeren des Calafate-Buschs und finden auch immer wieder einen guten Grund, herzhaft zu lachen. Als wir den Rücken des Berges erreichen, bläst der Wind kräftig und erstmals regnet es auch leicht. Das Wetter ist nun endlich mal genauso, wie man es sich von Patagonien erwarten würde. Die Schönheit, die wir hier oben bei einem Rundumblick genießen dürfen, mindert es aber keineswegs. Umgeben von malerischen Fjorden und Inseln, reicht die Sicht bis zu den weiter abgelegenen Bergen der Anden und des Paine-Massivs.

Wir sind nun bereit für das Highlight des Tages, den Ritt mit dem Gaucho. Während Raimundo im vollen Galopp seine Reitkünste demonstriert, spurten wir ihm hinterher. Wir flitzen zusammen den Trail hinunter, verzögern stark vor engen Kurven und beschleunigen wieder auf den Geraden. Der Fjord kommt uns immer näher und schließlich erreichen wir das Ufer. Was für eine faszinierende Erfahrung!

Unser Patagonien-Trip neigt sich nunmehr dem Ende zu. In Punta Arenas, am äußerten Süden des südamerikanischen Festlands, zeigen uns Javier, Claudio und Cristóbal noch ihre lokalen Home-Trails. Vom Cerro Mirador aus schauen wir auf die Magellanstraße unter uns und auf das mystische Feuerland. Eine intensive Zeit liegt hinter uns. Wir haben Land und Leute lieben gelernt und Eindrücke und Erfahrungen werden uns noch lange begleiten.

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