bergstolz

JAPAN JOURNALS


00

Japow, es schneit tagelang ununterbrochen, meterweise Neuschnee, Faceshots ohne Ende……das sind nur einige Phrasen die oft verwendet werden, wenn vom Schifahren in Japan erzählt wird. Deshalb erfüllten wir uns letztes Jahr um die Weihnachtszeit einen langersehnten Traum und flogen für zwei Wochen nach Japan, um diese Aussagen auf ihre Richtigkeit zu prüfen. Soviel vorne weg – wir wurden nicht enttäuscht!

TAG 1 - 4
Liebes Tagebuch, heute am Flughafen in München läuft mit den BCA Zylindern für unsere Lawinenrucksäcke Gott sei Dank alles reibungslos ab. Trick: Kartusche einfach mit Duschgel und anderen ähnlich geformten Flaschen und Behältern in die Toilett - tasche geben, einchecken, und niemand merkt was.

02

Nach ca. 10-stündigem Flug landen wir in Osaka, wo wir uns während unseres achtstündigen Aufenthalts die Stadt ansehen. Viel Zeit bleibt aber leider nicht, da die Busfahrt in die Stadt und wieder zurück zum Flughafen ca. 2 Stunden dauert. Man sollte also wirklich genug Zeit haben, wenn man in Osaka nur auf Durchreise ist.
Die Stadt ist riesig, wirkt aber eintönig. Überall große Betonbauten, die wenig an traditionelle japanische Bauwerke erinnern. Im Zentrum der Stadt gibt es ein Riesenrad, von wo wir einen Überblick über Osaka bekommen. Danach finden wir eine Spielhalle, die uns dann doch eindeutig zu erkennen gibt, dass wir in Japan sind. Überall kann man Hello Kitty oder ähnliche Plüschtiere oder Spielsachen gewinnen. Nachdem wir unser gesamtes Kleingeld losgeworden sind, hat der Angestellte in der Halle ein bisschen Mitleid mit uns – er hilft uns vielleicht ein ganz klein wenig – und wir schaffen es! Ein nicht definierbares Stofftier mit einem Fliegenpilz am Kopf gehört uns. Mit unserem Schwammerltier im Gepäck geht es zurück zum Flughafen. Nächster Stopp: Tokio!
In Tokio angekommen dauert es ca. eine Stunde bis wir unserem (im Voraus gebuchten) Gepäckservice endlich erfolgreich erklären, wo unsere Ski hingebracht werden müssen. Merke für die nächste Japan Reise: Vorher unbedingt eine App fürs Handy herunterladen, die Englisch oder Deutsch auf Japanisch übersetzen kann. Als dann schlussendlich unser Skigepäck auf dem Weg zu unserer Lodge in Hakuba ist, machen wir uns nur mit unseren Rucksäcken auf den Weg in die Stadt, um in unserem Hostel einzuchecken. Am Abend machen wir dann gleich noch Bekanntschaft mit dem U-Bahnnetz Tokios, das ganz schön unübersichtlich wird, wenn man erstmal in die falsche Richtung fährt. An unserem Ziel, dem Tokio City View Tower, kommen wir aber trotzdem an. Von dort oben kann man über alle Bauten hinweg sehen und trotzdem kein Ende der Stadt erkennen. Tokio ist ein einziges, extrem beeindruckendes Lichtermeer. Am nächsten Morgen fahren wir zur berühmten Shibuya Kreuzung im Zentrum Tokios, wo wir uns erst einmal mit den Menschenmassen über die Kreuzung und in die Shoppingstraßen treiben lassen. Als ob die gefühlten fünf Millionen Menschen im Stadtteil Shibuya nicht genug gewesen wären, wird es bei unserem nächsten Stopp in der Takeshita Street noch kuscheliger. Ist man hier einmal im Menschenstrom gefangen, gibt es kaum noch ein Entkommen. Um durch diese Menschenmassen in ein Geschäft zu kommen, müssen wir ordentlich Schwung nehmen. Wieder gibt es überall Hello Kittys, Tamagotchis (die gibt es wirklich noch) und alles was blinkt, glänzt oder pink ist. In einem der Geschäfte in der Takeshita Street finden wir Panda Neckwarmer, die wir auf jeden Fall haben müssen und auch sofort kaufen.

03

Ca. 10 Minuten Fußmarsch von der Takeshita Street entfernt sind wir ziemlich überrascht, als wir mitten im Yoyogi Park stehen. Dort sind wir auf einmal im Grünen, umgeben von traditionellen Tempeln. Beeindruckt von der Vielfalt Tokios nehmen wir die U-Bahn zurück zum Flughafen, von wo aus wir mit unserem Mietauto zur Kodama Lodge nach Hakuba fahren. Merke für unseren nächsten Japan Urlaub: Auch wenn es Winter ist bekommt man in Tokio nicht automatisch ein Mietauto mit Winterreifen. Und so kommt es wie es kommen muss, und wir bleiben kurz vor der Lodge auf schneeglatter Straße hängen. Das ist allerdings kein Problem, erstens, weil einem als Skitourist in fremden Ländern so etwas mindestens einmal passieren muss und zweitens, weil Geraldine von der Lodge so nett ist und uns mit ihrem Allrad (mit Winterreifen) abholt.

04

TAG 5 - 8
Liebes Tagebuch, wir fühlen uns hier in der Kodama Lodge sofort wohl. Die Besitzer Geraldine und ihr Mann Simon sind Schweizer, die ausgewandert sind, um sich in Japan ihren Traum von der eigenen Skilodge zu erfüllen. Ihre Liebe zum Skifahren und Snowboarden spürt man sofort. Nur wenn man die strengen japanischen Sitten bezüglich der Hauspatschen nicht einhält, ist es vorbei mit der Liebe. Für Wohnbereich, Küche und Bad gibt es jeweils andere Patschen, die man immer brav wechseln muss, je nachdem, wo man sich gerade aufhält.
An unserem ersten Skitag fahren wir nach Happo-One, wo die legendäre Abfahrt (Hermann Maier Sturz) bei den Olympischen Spielen 1998 stattfand. Wegen zu starken Windes werden die oberen Lifte alle geschlossen. Wir holen deshalb die Felle aus unseren Rucksäcken, laufen hoch und finden eine steile Abfahrt, die uns allerdings in ein komplett anderes Tal führt. Zurück nach Happo-One müssen wir den Skibus nehmen. Merke: Auch beim Versuch herauszufinden welcher Skibus der richtige ist, wäre eine Japanisch-App von Vorteil.
Am nächsten Morgen hat es ca. 20 cm Neuschnee und wir beschließen nach Cortina zu fahren. Dort erleben wir zum ersten Mal die typisch japanischen Powder-Treeruns. Der Neuschnee ist so locker, dass wir teilweise bis zum Bauch darin versinken. Vorsicht ist allerdings beim Fahren zwischen Bambus geboten. Der gibt nämlich nicht so leicht nach, wie wir am Ende des Tages anhand blutiger Lippen feststellen müssen. Da Happo-One steiler ist als Cortina und es dort auch längere Abfahrten gibt, beschließen wir noch einen Tag dort zu verbringen. Diesmal schließen wir uns einer Gruppe Schweizer an, die auch in unserer Lodge wohnen. Um das Gelände in Happo-One besser erkunden zu können, buchen wir einen Guide. Andy, ein US-Amerikaner, zeigt uns einige großartige Abfahrten und führt uns am Ende des Tages bis ganz nach unten ins Tal, wo wir als Abschluss noch einen Fluss überqueren müssen. Mit nassen Füssen aber glücklich beenden wir unseren Skitag.

05

Zum Ausklang eines perfekten Tages wollen wir noch im Onsen, das ist ein heisses, japanisches Schwefelbad, im Hotel neben unserer Lodge ein bisschen relaxen. In traditionellen Onsen badet man nackt, Männer gemeinsam mit Frauen. Die Onsen im Hotel sind jedoch für Jungs und Mädels getrennt. Trotzdem kommen wir uns vor wie exotische Tiere im Zoo. Anstarren wird hier anscheinend nicht als unhöflich angesehen. Zwei nackte Blondinen sind für die Japanerinnen, die mit uns im Onsen sitzen offensichtlich etwas, das sie noch nie gesehen haben.
Die berühmtesten Bewohner Hakubas sind wohl die Schneeaffen. Am besten kann man die Affen im Jigokudani Snow Monkey Park beobachten.
Dort sitzen sie ganz gemütlich in den heissen Schwefelquellen und lassen sich auch von den unzähligen Touristen nicht aus der Ruhe bringen. Obwohl der Park, wie bereits erwähnt, sehr touristisch ist, sollte man auf jeden Fall dort vorbei schauen um die unzähligen Affen beim Spielen oder Faulenzen zu beobachten.
Von der Idylle der Berge geht es heute wieder zurück nach Tokio, von wo wir in den Norden, nach Sapporo fliegen.

06

TAG 9 - 13
Liebes Tagebuch, wir sind heute in der Früh gut in Sapporo angekommen, haben unser Mietauto abgeholt (diesmal mit Winterreifen, dafür aber mit Navi auf Japanisch) und in unserem Hotel Mitten in der Stadt eingecheckt. Das Hotel haben wir mit einer HandyApp gefunden, weil das Navi auf Japanisch unmöglich zu bedienen ist. Von dort erkunden wir das Zentrum zu Fuß und finden ein kleines Sushi Restaurant. Bedient werden wir vom Koch und seiner Frau. Leider schaffen wir es nicht auch nur ein Wort mit den beiden zu sprechen. Mit viel Pantomime und Deuten gelingt es uns schlussendlich trotzdem das beste Sushi zu bekommen, das wir je gegessen haben. Essen gehen sollte man eher in die kleinen, traditionellen, oft ein bisschen versteckt gelegenen Restaurants.
Sapporo ist eine extrem coole Stadt. Hier findet man Tempel und kleine traditionelle Bauten in Mitten von Hochhäusern und unzähligen bunt blinkenden Reklametafeln. Und dazu schneit es auch noch, was diese Stadt für uns noch beeindruckender macht.

Unser erster Skistopp auf der Nordinsel ist Teine. Dieses Skigebiet ist nur ca. 30 Minuten Autofahrt von Sapporo entfernt, bietet tolle Treeruns und eine spektakuläre Aussicht über Sapporo und das Meer in der Ishikari Bucht. Dass man sich in unmittelbarer Nähe einer Millionen Stadt befindet, merkt man auch an den vielen Sendemasten der Fernseh- und Radio stationen, die alle den Berg als Sendepunkt nutzen.
Nach einer weiteren Nacht in Sapporo fahren wir zeitig am Morgen Richtung Kiroro, dem nächsten Stopp auf unserer Ski-Bucket-List. Wir sind begeistert von Kiroro: Kaum Leute, unzählige Abfahrten, 30 cm Neuschnee und es schneit unaufhörlich weiter. Wir fahren den ganzen Tag. Nur einmal gehen wir kurz zum Aufwärmen und Kraft tanken ins Gipfelrestaurant und stärken uns schnell mit einem Chicken Curry. Schweren Herzens steigen wir nach einem perfekten Powdertag ins Auto und machen uns auf den Weg nach Niseko. Dort verbringen wir unsere letzten Tage in Japan.

06

In der Früh brechen wir Richtung Rusutsu auf. Zuvor holen wir aber noch unsere Freunde Briar Peters aus Neuseeland und den Franzosen Sébastien Varlet ab. In Rusutsu angekommen, fällt uns sofort der Vergnügungspark auf, der sich zwischen den zwei Bergen des Schigebietes befindet. Ein Anblick, der sich uns sobald sicher nicht wieder bieten wird: Achterbahnen zwischen Skiliften! Das Skigebiet besteht, wie oben erwähnt, aus zwei Bergen, die mit einer Gondelbahn verbunden sind. Dadurch ergeben sich endlos viele Möglichkeiten im Gelände neue Spuren zu ziehen. Selbst einen Park, der dem Supernatural Park von Travis Rice in den USA nachempfunden ist, findet man hier zwischen japanischen Eisenbirken und Bambus.
Heute ist unser letzter Tag in Japan. Wir machen unseren letzten Run “Japanese Style” mit unseren Panda Neckwarmern und Ninja Stirnbändern. Wieder in Niseko angekommen wollen wir nicht akzeptieren, dass heute unser letzter Skitag sein soll. Deshalb beschließen wir kurzfristig in Niseko Grand Hirafu noch Nachtskifahren zu gehen. Obwohl wir erst um 19:00 am Berg sind ist hier viel mehr los, als in all den Skigebieten in denen wir zuvor gewesen sind. Die Aussicht über Niseko bei Nacht und die Fahrten zwischen den Birken im gelben Scheinwerferlicht sind aber auf jeden Fall einen Ausflug wert.

Japan war für uns extrem imposant und außergewöhnlich. Trotz des kulturellen Unterschiedes und der Sprachbarriere schaffen es die Japaner, dass man sich in ihrem Land sehr wohl und willkommen fühlt. Man kann von den Menschen und ihrer Kultur viel lernen.

TEXT: Julia Neumann & Birgit Ertl | FOTO: Lorenz Masser

Infobox

Dinge, die wir in Japan gelernt haben und die man beachten soll, wenn man (wie wir) zum ersten Mal nach Japan reist:

Freundlichkeit und Benehmen haben einen riesigen Stellenwert im täglichen Leben. Man merkt in Japan sofort, mit wie viel Respekt die Menschen einem begegnen. Man wird überall freundlich begrüßt und man bedankt sich für jede Kleinigkeit mit einem "Arigatou gozaimasu". Meistens verbeugt man sich dabei auch noch.
Es gehört auch zum guten Benehmen, Dinge mit beiden Händen zu überreichen. Jemanden etwas nur mit einer Hand entgegen zu halten ist respektlos! So wird zum Beispiel ein Einkauf im Supermarkt bei dem man mit Kreditkarte bezahlen will schnell zu einem Ritual, bei dem man sich beim Überreichen der Kreditkarte (natürlich mit beiden Händen) verbeugt und bedankt, dass man zahlen darf, der Kassierer das gleiche macht als Dank, dass man bei ihm einkauft und dann das selbe noch einmal wenn man sich bedankt, dass man die Kreditkarte zurückbekommt und den Einkauf entgegennehmen darf. Die Japaner betrachten Trinkgeld als "Almosen" und es gilt als würdelos, Almosen anzunehmen. Also kein Trinkgeld geben!
Eine wichtige Notwendigkeit zum Schluss: Der Besuch einer japanischen Toilette! Zuerst empfiehlt es sich den Knopf für die Spülung zu suchen, der ganz sicher nicht unter den verschiedenen Knöpfen auf der Armlehne zu finden ist. Diese Knöpfe dienen dazu, etwaige, als unhöflich empfundene Geräusche zu übertönen bzw. für verschiedene Waschmöglichkeiten. Der gesuchte Knopf befindet sich meistens direkt seitlich am Spülkasten.

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