Rider Profile - Marine Cabirou
Wenn es im Fahrerinnenfeld des UCI Downhill Weltcups 2019 eine gab, die sich das Prädikat „Rising Star“ auf die Fahnen schreiben durfte, dann war das wohl Marine Cabirou. Die 23jährige Französin aus Millau im Süden Frankreichs, die von Voulvoul Biking ins Scott DH Factory-Team wechselte, steigerte ihre Leistungen und das Tempo kontinuierlich: In den ersten drei Bewerben landete sie jeweils noch auf dem undankbaren vierten Rang, übersprang dann aber Platz drei einfach, um in Vallnord und Les Gets hinter Rachel Atherton bzw. Tracey Hannah, der späteren Gesamtweltcup-Siegerin, auf dem Verfolgerrang zu landen. Spätestens jetzt begann das Uhrwerk zu laufen, und zwar so richtig schnell: In Val di Sole, Lenzerheide und Snowshoe lieferte Marine eine eindrucksvolle Probe ihres Könnens und holte sich neben den drei Saisonsiegen auch den zweiten Platz im Gesamtweltcup.
„Ich liebe es, meine Limits zu pushen“
Kein Wunder, dass ihre absolute Lieblingsstrecke auch Andorra ist: „Ich liebe Vallnord! Hier stand ich das erste Mal am Elite-Podium – und hier wurde ich 2015 auch Junioren-Weltmeisterin!“ Bis es soweit war, sollte es aber noch etwas dauern.
Schuld daran, dass Marine heute so schnell am Bike ist, war – wie bei vielen anderen ebenso – ihr Bruder: „Rudy hat mich zum Biken mitgenommen, seit ich acht Jahre alt war. Ich war sofort mit dem Virus infiziert und habe einfach nie mehr damit aufgehört. Ich glaube, die Liebe zum Biken ist tief in mir drin verankert. Es ist fast, als wäre ich zum Biken geboren worden.“ Was sich etwas pathetisch anhört, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als ziemlich exakte Analyse: Marine versucht nicht nur auf dem Bike und im Rennen immer, das Maximum herauszuholen, ihr Bestes zu geben. Wer sie kennt, kennt auch ihr ausgeprägtes Arbeitsethos: „Ich trainiere wirklich hart, es werden schon so 30 Stunden die Woche sein. Aber bei Weitem nicht nur Downhill! Ich fahre viel Roadbike, mache Krafttraining, gehe zum Ausdauertraining laufen, mache Stretching, sogar BMX fahre ich“, zählt sie auf. Dass das nicht immer Spaß macht, macht sie direkt auch klar: „Aktuell trainiere ich zuhause in Millau und genieße die Zeit mit meiner Familie. Ich kann es aber kaum erwarten, wieder mit dem Scott DH Factory Team unterwegs zu sein! Aber mir fehlt das Training, wenn ich einen Tag auslasse. Ich brauche das.“
Auch abseits der Downhill-Strecken ist die Französin ein Arbeitstier: „Ja das stimmt! Ich studiere Kommunikation und Marketing. Da ich so viel reise, absolviere ich Vorlesungen und Prüfungen nach Möglichkeit per Fernstudium. Da nutze ich natürlich die Zeit zwischen den Rennsaisonen, denn mittendrin ist das echt schwierig.“
Momentan heißt es für Marine Cabirou aber noch volle Konzentration auf Plan A. „Klar, eine ‚perfect season‘ ist der ultimative Traum! Genauso unglaublich wäre es für mich, den Gesamtweltcup zu gewinnen oder Weltmeisterin zu werden“, sinniert sie, wirkt aber sofort wieder geerdet, als sie weiter erklärt. „Aber ich denke, wir träumen alle von denselben Dingen. Deshalb konzentriere ich mich lieber auf das Naheliegende, und setze meinen Fokus von Rennen zu Rennen.“ Bald wird es wieder soweit sein, dass Marine ihre sieben Sachen packt – „Die drei Dinge, die ich immer dabeihabe, sind mein Bike, mein Handy und Kopfhörer.“ – und mit Florent Payet, Dean Lucas und Brendan Fairclough als Scott DH Factory unterwegs ist. Die Konkurrenz wird sie am Schirm haben.
Auch wenn sie bei der Weltmeisterschaft 2019 in Mont-Sainte-Anne im Kopf-an-Kopf-Rennen noch das Nachsehen hinter Myriam Nicole und Tahnee Seagrave hatte. Es wäre nicht verwunderlich, sollte sich das 2020 in Leogang ändern. „Ich liebe es, meine Limits zu pushen – das ist doch der Grund, warum wir Biken, oder?“