bergstolz

MEGAVALANCHE | Challange


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Da sitzen wir nun (drei Freunde) mit unseren Bikes und zwei polnischen Gastarbeitern, dieuns freundlicherweise mit ihrem Bus mitnehmen. Wir sind auf dem Weg von Kiruna nachAbisko, dem Startpunkt unserer Reise. Die zwei Jungs gehen fischen, wir drei gehen biken.Aber von Anfang an...


Vor einem Jahr hatten wir die Idee, den Weitwanderweg Kungsleden, 498 Kilometer, inzehn Tagen zu befahren. Wir, Frowin, Marcel und Michi, Bike-Enthusiasten, die abseits dertäglichen Routine ein wenig Abenteuerluft schnuppern wollten. Der Plan war schnellgefasst, es folgten Kartenstudium, intensive Trainingstage (man wollte schließlich fit sein)und all die restlichen Reisevorbereitungen, die es eben so braucht. Ende Juli ging es dannendlich nach Kiruna, die nördlichste Stadt in Schweden.

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Tag 1 | Kiruna - Alesjaure
Kiruna steht auf Eisen. Unter Kiruna im Erdreich liegt das beste Eisenerz Europas. Ohne Eisen keinKiruna! Alle, die hier leben, sind abhängig vom Erzabbau. Aber das intensive Schürfen hat denBoden instabil werden lassen. In den nächsten Jahren muss Kiruna umziehen, sonst werden Teileder Stadt einstürzen. Die ersten Häuser sind bereits abgebrochen und das neue Gemeindehausbefindet sich bereits im Bau - fünf Kilometer östlich. Dort entsteht das "neue" Kiruna.Der Kungsleden beginnt aber nicht in Kiruna, sondern in Abisko. Und weil wir unsere Bikes nichtmit dem Zug transportieren durften, waren wir nun auf die Hilfe unserer polnischen Freundeangewiesen.Am späten Nachmittag in Abisko angekommen, kann es so richtig losgehen. Wir wollen heutenoch das erste Stück des Kungsleden befahren und Alesjaure erreichen. Ein tolles Gefühl, nachintensiver Vorbereitung endlich auf dem Bike zu sein. Wobei das gute Gefühl nicht allzu langeanhält. Oft haben wir in der Vorbereitung technische Trails befahren und das war, wie sich jetztzeigt, auch bitter nötig gewesen. Auf dem Kungsleden, technisch äußerst anspruchsvoll, mussman sich mit dem Bike jeden Meter hart erarbeiten.Mit Flussüberquerungen, Sümpfen, viel Wasser und den schmalen, rutschigen Holzplanken zeigtder Kungsleden bereits am ersten Tag sein wahres Gesicht und wir sind froh, als wir unsereUnterkunft in Alesjaure erreichen.

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Tag 2 | Alesjaure – Sälka
Drei Uhr morgens in Alesjaure: Wir versuchen uns in der Hütte für die bevorstehenden Tage einwenig zu erholen. Alles schläft, als Marcel von einem dringenden Bedürfnis geweckt wird.Zimmertüre auf und... Stopp! Auf dem Gang patrouilliert ein Hund, der mit Marcels Plan, dasZimmer kurz zu verlassen, offensichtlich nicht einverstanden ist. Wie der liebevolle Nachbarshundsieht er nicht gerade aus. Der zweite Versuch, eine halbe Stunde später das Zimmer zu verlassen,misslingt aus demselben Grund. Marcel gibt den Plan mit dem Toilettengang auf und übt sich fürden Rest der Nacht in Körperbeherrschung.Ein neuer Tag bricht an. Auf dem Trail bestätigt sich unser gestriger Eindruck. Eine gute Linie durchden mit Steinen besetzten Weg zu finden, ist anspruchsvoll und kräftezehrend. Mit jedemHöhenmeter kommt nun auch immer mehr Schnee dazu. Wir müssen bereits am zweiten Tag unse-res Abenteuers die Bikes schieben und tragen – für die kommenden Tage schwant uns Böses.Mittagshalt auf dem Tjäktja-Pass. Endlich was zu Essen, auch wenn es nur Knäckebrot mitWürstchen ist, die unsere Bäuche füllen. Die Vorfreude auf die anstehende Abfahrt lässt das Essengleich doppelt so gut schmecken. Doch Schnee und Wasser trüben das Abfahrtserlebnis erheblichund die Bedingungen bessern sich auch auf dem Weg aus dem Tal hinaus nicht merklich. JedePedaldrehung kostet Kraft und ständig sinken wir tief in den Schnee ein. Zu allem Übel befindensich unter dem Schnee versteckt oft kleine Tümpel und Bäche und wir spüren, dass unsere Füßedie nächsten Tage wohl nicht mehr trocken werden. Acht Stunden sind wir an diesem Tag unter-wegs, nur eine davon im Sattel.Etwas Gutes hat das langsame Vorankommen: Wir können unseren Blick schweifen lassen undgenießen die atemberaubende Landschaft und die von Menschen unberührte Natur. Wildnis – soweit das Auge reicht!Am Abend wollen wir bei einem Besuch in der Sauna entspannen und gleichzeitig die lokalen Gebräuche pflegen. Muskellockerung mit Lokalkolorit, sozusagen. Doch wir sind offenbar nicht dieEinzigen mit dieser Idee und so finden wir die Sauna hoffnungslos überfüllt vor. Auch eine Stundespäter sieht es noch nicht besser aus. Also verschieben wir den Saunabesuch auf nach demAbendessen. Zu unserem Schrecken scheint die Sauna rund um die Uhr voll belegt zu sein, und soquetschen wir uns beim dritten Versuch einfach irgendwo dazwischen. Den Wellness-Teil des Tageshatten wir uns anders vorgestellt…

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Tag 3 | Sälka – Hukejaure
Schnee soweit das Auge reicht, Seen die mit Eis bedeckt sind, und zu allem Übel auch noch star-ker Regen. Der schwedische Sommer hatte dieses Jahr definitiv noch nicht begonnen. Dass wireinen Fluss überqueren müssen, macht die Sache nicht besser. Aber uns bleibt keine Wahl. Also rausaus den Schuhen und rein ins kalte Wasser. Die Minuten im Eiswasser fühlen sich wie Stunden anund erst am Abend, als wir schon in unseren Schlafsäcken liegen, kehrt das Gefühl in unsere Zehenzurück. Nach und nach erfahren wir, dass es sich hier im Fjäll, der schwedischen Hochebene, umden kältesten Sommer seit 60 Jahren handelt. Kombiniert mit dem schneereichsten Spätwinter seitBeginn der Aufzeichnungen ergibt das für uns eine denkwürdig schlechte Ausgangslage. Auchheute schieben wir mehr als dass wir fahren und auch das nur mit Mühe, da die aufgeweichteSchneedecke uns bei jedem Schritt einsinken lässt. An diesem Tag, rückblickend wohl dem streng-sten unserer Reise, ist Niemandem zum Lachen zumute. Wir sind froh, als wir die urige Hütte inHukejaure erreichen und uns aus unseren nassen Kleidern schälen können. Auch wenn es keinervon uns ausspricht, auf die Erlebnisse des dritten Tages hätten wir wohl alle verzichten können.

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Tag 4 | Hukejaure - Ritsem
Post ist da! Im Auftrag der Hüttenwartin von Hukejaure überbringen wir nach der ersten flowigenAbfahrt unserer Reise einen Brief in die nächste Hütte. Postverteilung wie zu alten Zeiten bei gutemWetter und tollem Singletrail. So macht es Spaß, durch das schwedische Fjäll zu fahren.Nach den ersten Tagen, geprägt von Schnee, Eis und unseren Flüchen, werden wir heute end-lich mit fahrbaren Trails und einigermaßen gutem Wetter belohnt. Auch wenn die Bedingungenimmer noch anspruchsvoll, das Vorankommen auf den technischen, verblockten Trails anstren-gend ist, im Vergleich zu den vergangenen Abschnitten haben wir heute erstmals das Gefühl,auf statt nur mit und neben dem Bike unterwegs zu sein. Immer wieder sehen wir Rentiere,Schneeeulen und Lemminge. Die Eindrücke der Natur lassen uns die Anstrengung jeweils füreinige Momente vergessen.Doch weder die verbesserten Bedingungen noch die schwedische Fauna können darüber hinweg-täuschen, dass uns die ersten Tage auf dem Kungsleden weit mehr Kraft und Zeit gekostet haben,als wir ursprünglich eingerechnet hatten. Trotz guter Stimmung schleichen sich erste Zweifel inunsere Gedanken. Wir alle wissen, dass der Zeitplan nicht mehr zu schaffen ist. Wir verdrängen die-sen Gedanken so gut es eben geht und lassen diesen Tag in einer – man höre und staune – lee-ren Sauna ausklingen.

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Tag 5 | Ritsem - Sitojaure
Mit viel Vorsicht laden wir unsere Bikes in den Reisebus. Wir müssen den Stora Sjöfallets -Nationalpark umfahren, in dem das Biken seit dem Sommer 2015 nicht mehr erlaubt ist. Nachknapp zwei Stunden im Bus wechseln wir das Transportmittel und steigen auf die Fähre nach Saltoluokta um. Unsere Bikes werden von riesigen Händen umfasst und auf die kleine Fähregehievt. Alle drei Bikes gleichzeitig, wohlgemerkt. Der zu den Händen gehörende Fährmann ist einBaum von einem Mann. Im Gegensatz zu uns macht er sich beim Handling der Bikes ganz offen-sichtlich keine Sorgen um unsere teuren Carbonrahmen. Von Saltoluokta führt uns ein guter Singletrail nach Sitojaure. Für einmal kommen wir richtig gutvoran und schaffen unser Tagessoll ohne viel Mühe. Doch was wäre ein Tag auf unserer Expeditionohne Ärgernis? In Sitojaure scheinen sich sämtliche Stechmücken Schwedens versammelt zu habenund so lassen wir das erfrischende Bad im See ausnahmsweise aus. Glücklich, im Besitz vonMoskitonetzen zu sein, lassen wir den Tag Revue passieren. Früh legen wir uns schlafen, denn wirwollen verlorene Zeit wieder wettmachen, indem wir, die Mitternachtssonne nutzend, bereits umdrei Uhr morgens die nächste Etappe in Angriff nehmen.

Tag 6 | Sitojaure - Jokkmokk
"The river has taken the bridge!" Mit diesen Worten werden wir aus dem Schlaf gerissen. DerHüttenwart steht in unserem Zimmer und faselt, dass unsere geplante Route nicht funktioniere.Eine Brücke auf halbem Weg sei vom Fluss weggerissen worden. Hinter ihm steht die Tür weitoffen. Wir sehen Unmengen von blutrünstigen Mücken in unser Zimmer ziehen. Die wenigenStunden bis zum Aufbruch werden wir den Stechmücken wohl als Verpflegung dienen müssen. Die weggerissene Brücke sollte nicht zum Hindernis werden. Wir starten wie geplant frühmorgensgegen drei Uhr, um im schlimmsten Fall genügend Zeit zu haben, um wieder umkehren zu können.Nachdem wir uns zwei Stunden durch dichtes Birken-Buschwerk gekämpft haben, erreichen wirdie Überreste der Brücke. Wir erkennen, dass die Schilderungen des Hüttenwartes doch weitausdramatischer waren als die Realität. Wohl war die Brücke weg, doch dieser Fluss ließ sich ohneWeiteres zu Fuß durchqueren. Damit hatten wir ja nun wirklich schon genug Erfahrung. Wir ver-bringen den Tag zu großen Teilen im Sattel und die letzte Abfahrt zur Straße in Richtung Jokkmokkzaubert uns noch einmal ein Lächeln ins Gesicht, vor allem weil sie einfach zu meistern ist. Wir allemerken, dass es mit unseren Energiereserven nicht mehr weit her ist.In Jokkmokk beratschlagen wir über das weitere Vorgehen. Die Tatsache, dass es von Jokkmokkaus wieder in die Berge gehen würde, die Trails noch schwieriger werden sollten und ein weitererNationalpark mit dem Bus umfahren werden müsste, lässt uns unser Vorhaben nach nur einemDrittel des Kungsledens abbrechen. Wir wären gern noch weitergefahren, und paradoxerweisemachten wir genau deswegen nicht weiter. Denn mit Fahren hätten die kommenden Kilometerwohl reichlich wenig zu tun gehabt.

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Tag 7 | Jokkmok
Da sitzen wir nun, drei Freunde im hohen Norden. Biken und ein gemeinsames Abenteuer warunser Ziel. Mit Biken war es leider nicht weit her: Der Kungsleden ist ein einziger Singletrail, der,nebst Ausdauer, größtes technisches Können vom Biker verlangt. In diesem Jahr war er wetterbe-dingt für Moutainbikes schlicht unfahrbar. Dafür lag einfach noch zu viel Schnee, dafür war esschlicht zu nass. Das gemeinsame Abenteuer allerdings, das haben wir wohl erlebt, und auch wenn wir unser Ziel,den Kungsleden zu bezwingen, nicht erreicht haben, so kehren wir doch mit unvergleichlichenEindrücken und Erinnerungen nach Hause zurück.

Infobox | MEGAVALANCHE

Termin 03.- 09. Juli 2017

  • • Streckenlänge Qualirennen: 9 Km
  • • Höhendifferenz: 1000 Hm
  • • schnellste Zeit 2016 18:17Min.
  • • Streckenlänge Hauptrennen 21 Km
  • • Höhendifferenz: 2560 Hm
  • • schnellste Zeit 2016 43:19 Min. Remy Absalon

Veranstalter:

Unterkünfte Alpe d`Huez:




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