Rider Profile - Harald Philipp
Während andere Bikeprofis versuchen, so schnell wie möglich rauf und runter zu kommen, liegt Harald Philipps Passion woanders: „Mich treibt der Wunsch an, immer neue Möglichkeiten, Klettersteige oder ausgesetzte Trails zu entdecken und zu befahren.“ Und das nicht nur in und um seine Wahlheimat Innsbruck, sondern weltweit. Seine letzten Reisen haben ihn in den Himalaya und nach Nordkorea geführt. Aus diesen Trips speisen sich die Geschichten, die er in Vortragsreihen im gesamten deutschsprachigen Raum erzählt.
„Der Trail ist das Ziel“
Zwar wurde Harald Philipp in Siegen in Nordrheinwestfalen geboren, seine ersten sechs Lebensjahre verbrachte er allerdings im oberbayerischen Bayrischzell. Hier entstand vermutlich meine Liebe zu den Bergen, schon bevor ich in Siegen eingeschult wurde“, erinnert er sich gerne an diese Zeit. Dennoch: Das Interesse am Mountainbiken ereilte ihn nicht in den Alpen, sondern im flachen Westen Deutschlands. Nach einem Ferienjob hab ich die ersten selbstverdienten D-Mark in ein Focus Killerbee investiert und zog mit meinen Kumpels los. Wir bauten Schanzen und fuhren über Wiesen einfach runter und ich schaffte es, dass ich an einem Tag zwei Lenker verbog.“ Das tat dem Enthusiasmus allerdings keinen Abbruch: „Ich trat in einen Fahrradclub ein und startete bei allen möglichen Bikerennen, vom Cross Country bis hin zum Downhillrennen. Ganz besonders faszinierten mich die kanadischen Freerider und ich wollte unbedingt so einer werden.“
Also arbeitete Harald wie wild an seiner Fahrtechnik, bis er 2002 das Interesse von Dirk Janz von Rocky Mountain weckte. „Freeriden gab es zu der Zeit noch nicht in Deutschland, man kannte nur die Videos aus Kanada. So habe ich 2003 mit ein paar Kumpels den ersten Freeride Contest Expression Session organisiert“, erinnert er sich. „Ich war voll geflasht vom Freeriden. Am Gardasee Bikefestival lernte ich die Vertrider Christoph Mali und „Picco“ Christian Piccolruaz kennen, mich faszinierte, wie Picco am Dalco-Trail das Hinterrad versetzt, das wollte ich auch unbedingt können.“ Von da an war klar, dass dieses Freeriden genau sein Ding war.
Schon 2004/2005 übersiedelte Harald nach Innsbruck, das bis heute seine Heimat ist. „Offiziell hatte ich mich zwar für ein Geologiestudium eingeschrieben, merkte aber schon nach zwei Wochen, dass ich mich mehr fürs Biken und Skifahren interessierte“, erzählt Harald. „Diesen Passionen habe ich mich dann zwei ganze Jahre auch voll und ganz gewidmet.“ Er war in dieser Zeit auch Mitglied der Vertrider, bis er beschloss, an der Uni Salzburg Kommunikationswissenschaften zu studieren. „Ich wollte mich einem seriöseren Leben widmen. Da lernte ich in Salzburg Tom Öhler kennen und wie es der Zufall will, zogen wir gleichzeitig nach Innsbruck zurück. Uni war zu dem Zeitpunkt Geschichte“, grinst er heute.
Das erste gemeinsame Projekt hieß „See of Rock“ und fand im Steinernen Meer statt. „Damals hatte ich die großen Berge alleschon gemacht, aber mit den Videos stellte sich auch der Erfolg ein.“ Zur Berginale 2013 in Berchtesgaden wurde er eingeladen, um einen Vortrag über die Watzmann-Befahrung zu halten. „Mir hat es so viel Freude bereitet, dem Publikum von meinen Erlebnissen zu erzählen, dass ich das heute als meinen Einstieg in die Vortragsreihen sehe. Ich verdiente mein Geld mit Bikeguiding und Fahrtechnikschulungen, die Vortragsevents machten mir aber viel mehr Spaß.“
Harald nahm das Risiko bewusst in Kauf und konzentrierte sich auf die Vorträge. Tatsächlich verlor er dadurch auch einige Sponsoren: „Es hätte durchaus passieren können, dass ich mir einen ernsthaften Beruf hätte suchen müssen. Umso glücklicher bin ich, dass das mit den Vorträgen geklappt hat.“ Aktuell tourt er mit seiner Vortragsreihe „Pfadfinder“ erfolgreich in 35 Städten im deutschsprachigen Raum und schildert unter anderem auch seinen Biketrip in den Himalaya. „So viel kann ich verraten: Es war nicht das letzte spannende Projekt, das ich unternommen habe!“ Es gibt schließlich noch so einige Trailabenteuer zu erleben auf dieser Welt.