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JAPAN CALLING


Von Muttis Vanillekipferl direkt in den tiefsten Powder der Alpen des Ostens.
Text: Birgit Ertl / Fotos: Simon Favez, Birgit Ertl

Während halb Österreich am Tag nach dem Heiligen Abend gerade die Reste vom Weihnachtsbraten genießt und die harten Kunstschneepisten der Alpen bei strahlendem Sonnenschein glänzen, sitze ich im Auto Richtung München. Neben mir meine Skischuhe, im Schoß eine Schüssel mit Weihnachtskeksen, die mir meine Mama am Vorabend nach der Familienfeier noch eingepackt hat. Die letzten Kekse verdrücke ich auf der A8 und freue mich, weil ich weiß, dass ich in weniger als 24 Stunden statt in der Sonne im Pulverschnee Paradies landen werde.

Der Grund für diese spontane Reise ist schnell erzählt: Powder- FOMO. Seit Wochen kein Neuschnee in Österreich, keine Chance auf Freeriden. Der Wetterbericht verspricht zehn Tage Sonne – was normalerweise ein Traum wäre, für Powder-Süchtige aber die reinste Folter bedeutet. Ein Blick auf den Wetterbericht für Hakuba macht die Entscheidung leicht: null Sonnenstunden, dafür fünfzig Zentimeter Neuschnee in drei Tagen. Der „Book now“-Button war schnell geklickt, und so finde ich mich am 25. Dezember am Flughafen in München wieder. Kleiner Tipp: Flüge am 25.12. sind meist deutlich günstiger als an allen anderen Tagen der Weihnachtsferien.

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Freundschaften, die ein Leben verändern
Wie kam ich überhaupt auf Hakuba? Die Antwort führt elf Jahre zurück: Neuseeland und eine Wanderung zu einer Lodge in den neuseeländischen Alpen. Dort treffe ich Géraldine „GG“ Grand und Simon Favez, zwei Schweizer Snowboarder auf Weltreise. Ihr nächstes Ziel: Japan. Wenige Monate später erfahre ich, dass sie dort, wie es sich für echte Abenteurer gehört, nicht nur Urlaub machten, sondern kurzerhand beschlossen, sich niederzulassen. Inspiriert von Freunden, die in Japan eine Lodge gekauft hatten, halfen sie diesen zunächst einige Wochen beim Betrieb der Lodge. Doch die Idee, selbst etwas auf die Beine zu stellen, ließ sie nicht mehr los. So fanden sie 2015 schließlich ihr Traumhaus: Eine Ski-in/Ski-out-Lodge direkt neben den Skiliften im Gebiet Hakuba Norikura, mit Liftverbindung zum benachbarten Skigebiet Cortina. Aus diesem Fund entstand die Kodama Lodge – ein kleines Paradies, in dem Skifahrer und Snowboarder vom ersten Check-in an keine Straßenschuhe mehr brauchen. Schuhe aus, Hausschuhe an, Skischuhe in den Vorraum: So einfach und unkompliziert ist das Leben dort. Schon 2015 war ich Gast in der Lodge. Seither verbindet uns nicht nur die Liebe zum Skifahren und Snowboarden, sondern auch eine tolle Freundschaft, sodass ich komme, wenn Hakuba ruft.

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Drei Tage Tokyo
Am 26. Dezember lande ich in Tokyo. Die erste Herausforderung: Das Skigepäck schon nach Hakuba schicken während ich noch ein paar Tage Tokyo erkunde - in Japan kein Problem. Am Flughafen gebe ich meine Taschen bei “Black Cat” (Yamato Transport, oft Kuroneko genannt, was schwarze Katze bedeutet) ab, einem Unternehmen, das Gepäck zuverlässig im ganzen Land zustellt. Für rund 30 Euro verschwindet mein Skisack um nach zwei Tagen vor der Kodama Lodge wieder aufzutauchen. Ich hingegen reise bequem, nur mit einem kleinen Rucksack, der gerade genug Kleidung für drei Tage Citytrip fasst.

Tokyo selbst empfängt mich mit allem, was man sich vorstellt: Riesige Kreuzungen in Shibuya, die Lichter von Shinjuku, schrille Outfits in Harajuku, traditionelle Stille im Meiji-Jingu-Tempel. Ich schlendere durch die Takeshita Street, shoppe Souvenirs, probiere Running Sushi und heiße Ramen, lasse mich von Neonlichtern blenden und finde abends in einem Kapselhotel zur Ruhe.

Für den zweiten Tag habe ich noch von zu Hause eine Busfahrt zum Mount Fuji gebucht. Zugegeben: Touristisch organisiert bis ins Detail – doch der Berg bleibt ein Symbol, das man einmal aus der Nähe gesehen haben will. Leider zeigt er sich an diesem Tag nicht in voller Pracht, sein Gipfel steckt in einer dichten Wolke. Aber der Spaziergang durch die kleinen Orte am Fuß des Vulkans lohnt sich trotzdem. Nach einem letzten Frühstück in Shinjuku steige ich am dritten Tag in den Bus nach Hakuba. Sechs Stunden später, als die Dunkelheit bereits über den Bergen liegt, holt mich Simon am Busstopp ab. In der Kodama Lodge wartet mein Gepäck schon. Japanische Organisation eben.

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Hakuba Valley – das Herz der Japanischen Alpen
Das Hakuba Valley liegt in der Präfektur Nagano, rund 270 Kilometer nordwestlich von Tokyo. International bekannt wurde es spätestens mit den Olympischen Spielen 1998. Heute umfasst das Tal zehn Skigebiete – Happo One, Tsugaike, Iwatake, Hakuba 47, Cortina, Norikura und weitere –, die zusammen eine der vielseitigsten Ski-Regionen Asiens bilden.

Hakuba ist eine faszinierende Mischung: Einerseits die perfekte Infrastruktur für internationale Gäste, andererseits eine tiefe Verwurzelung in japanischer Kultur und Tradition. Zwischen Karaoke Bars und Zen Tempeln, sowie Sushi Bars und Sake Stuben fühlt man sich sofort wie in einer anderen Welt. Und wenn die Schneewolken vom Japanischen Meer über die Alpen ziehen, fallen hier Schneemengen, von denen man in Europa nur träumen kann.

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Powderstart mit Hindernissen
Mein erster Morgen in Hakuba ist ein Geschenk: blauer Himmel, dreißig Zentimeter Neuschnee in der Nacht. Geraldine und Simon stehen schon mit ihren Snowboards bereit. Noch beim Frühstück warnen sie mich eindringlich: „Pass auf die Fischmäuler auf!“ Vom Lift aus sehe ich, dass aufgrund der Neuschneemassen wirklich viele Risse entstanden sind, teilweise metertief. Auch an den Liften wird mit Schildern gewarnt: Caution Cracks! Ich denke mir: Wird schon nicht so schlimm sein. Ich sehe sie sicher rechtzeitig. Doch die japanischen Alpen haben ihren eigenen Humor. Bei meiner ersten Abfahrt bleibe ich mit beiden Skiern in einem Fischmaul stecken. Beide Bindungen lösen aus, und ich vollführe einen lupenreinen Tomahawk. Geraldine und Simon lachen, ich klopfe den Schnee aus der Jacke und habe meine Lektion gelernt: Warnungen von Locals vor Fischmäulern sollte man ernst nehmen.

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Lodge Life in Japan
Die Kodama Lodge ist mehr als nur Unterkunft – sie ist ein Zuhause. Der Tag beginnt mit einer Mischung aus Frühstücksbuffet und frisch Gekochtem aus der Küche, angeregten Gesprächen über den kommenden Powder Tag mit GG, Simon und den anderen Gästen der Lodge. Von der Haustür bis zur Piste sind es ca. zehn Schritte. Am Ende des Skitages schwingt man direkt vor der Lodge ab und genießt die warme Atmosphäre und das phänomenale Essen der Kodama Lodge. Typisch japanisch ist die klare Hausordnung: Skischuhe und Straßenschuhe im Vorraum, Hausschlapfen für den Wohnbereich, Klopatschen fürs Klo. Man kann den gesamten Aufenthalt in der Lodge verbringen, ohne ein einziges Mal wieder die Straßenschuhe anzuziehen. Sogar der Skibus zu den weiter entfernten Gebieten wie Happo One oder Tsugaike ist direkt von der Piste erreichbar. Und doch ist es nicht nur diese Bequemlichkeit, die die Kodama Lodge besonders macht. Geraldine und Simon haben es geschafft, einen Ort zu schaffen, an dem man sich sofort als Teil einer Gemeinschaft fühlt. Hier treffen sich Powderhungrige aus aller Welt, tauschen Geschichten aus und schmieden Pläne für den nächsten Tag.

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Acht Tage Powder
Zehn Tage verbringe ich bei GG und Simon, an acht davon schneit es in der Nacht und am Morgen liegen zwischen zehn und dreißig Zentimeter Neuschnee auf den Hängen. Jeden Tag dasselbe Ritual: Kaffee und Frühstück– zehn Schritte bis zur Piste und hinein ins weiße Paradies. Ein besonderes Highlight ist unser Tag in Happo One, jenem Skigebiet, in dem 1998 die legendäre Olympia-Abfahrt stattfand, bei der Hermann Maier seinen unvergesslichen Sturz baute. Wir starten an derselben Stelle an der Hermann Maier damals sein Rennen begann, schultern die Ski und steigen noch zwanzig Minuten weiter Richtung Gipfel. Der Ausblick reicht über die gesamte Nagano-Region. Ich bin froh, GG und Simon an meiner Seite zu haben. Allein hätte ich zu viel Respekt vor den steilen, exponierten Hängen, den Fischmäulern und den enormen Schneemassen. Besonders oberhalb der Baumgrenze, wo sich das Gelände weit öffnet, sollte man wirklich nur mit ortskundigen Guides fahren. Wir schaffen zwei Abfahrten, jede ein kleines Meisterwerk: Unverspurter Pulver, Sonnenschein und das leise Rauschen des Schnees unter den Brettern.

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Begegnungen im Schnee
Wer Glück hat, entdeckt zwischen den verschneiten Bäumen die scheuen Kamoshika – japanische Serau-Ziegen, die wie eine Mischung aus Gämse und Antilope wirken. Mit ihrem dichten, graubraunen Fell und den kleinen Hörnern bewegen sie sich mühelos durch Hänge, in denen wir ohne unsere Powder Ski knietief einsinken würden. Hin und wieder zeigen sich auch Schneeaffen, die berühmten japanischen Makaken, die sich gerne in Onsen, das sind heiße Quellen, aufwärmen.

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Vom Powder direkt in den Onsen
Nach einem langen Skitag gibt es in Japan nichts Besseres als einen dieser Onsen, ein traditionelles Thermalbad. Das heiße, mineralhaltige Wasser entspringt vulkanischen Quellen und gilt als Quelle für Gesundheit, Entspannung und seelisches Gleichgewicht. Auch in der Nähe der Kodama Lodge ist ein Onsen, nur etwa hundert Meter entfernt. Man kann direkt mit den Skiern davor abschwingen und für umgerechnet ca. 7 Euro das warme Wasser genießen. Und auch dazu benötigt man keine Straßenschuhe. Dampf steigt in die kalte Luft, draußen fällt der Schnee, drinnen herrscht absolute Ruhe. Ein perfekter Tagesabschluss.

Silvester auf japanisch
Silvester feiern wir gemeinsam mit den anderen Gästen der Lodge und den Mitarbeitern. In Japan ist der Jahreswechsel ein Familienfest, kein lautes Feuerwerkspektakel. Wir halten es ebenso: Stoßen um Mitternacht mit einem Glas Sake an, laufen kurz in den Neuschnee hinaus und gehen dann schlafen. Schließlich wollen wir am nächsten Morgen wieder die Ersten sein, die ihre Spuren in den frischen Powder ziehen.

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Abschied mit Wiederkehr Garantie
Dreimal war ich bisher in Japan, und immer weiß ich schon beim Heimflug, dass ich wiederkommen werde. Die Kombination aus Bergen, Schnee, Kultur und Natur aber vor allem die Herzlichkeit der Menschen fasziniert mich! Die Kodama Lodge ist längst mehr als eine Unterkunft – sie ist ein Zuhause geworden, ein Fixpunkt in meinem ganz persönlichen Powder-Kalender.

Danke GG und Simon, für zehn Tage voller Schnee, Lachen, Onsen und diese besondere Mischung aus Abenteuerurlaub, Tradition und Kultur, die man nur in Japan so erleben kann.

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