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Problemfall Taubenberg

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Situation Taubenberg Christoph Bösl Situation Taubenberg

Taubenberg Situation - Gastbeitrag von Christoph Bösl

Warngau, 11.12.2020
Der Taubenberg ist die erste nennenswerte Erhebung von München kommend in Richtung Tegernsee und Voralpen. Mit seinen gut 150-200 Höhenmetern Differenz und einem seit Langem von lokalen Bikern genutzten Wegenetz ist er prädestiniert für das Mountainbiken in vielerlei Hinsicht.

Die örtlichen Fahrradvereine mit hauptsächlicher Ausrichtung XC trainieren hier genauso wie er begeisterte Trailbiker anzieht. Es fanden sogar schon oberbayerische Meisterschaften im XC am Taubenberg statt, ausgerichtet von einem lokalen Fahrradverein zum Beispiel im Jahr 2011.

Der Taubenberg als Destination hat sich mittlerweile überregional herumgesprochen, die Nutzung hat zugenommen und auch das Wegenetz hat sich von bestehenden auf auch neu gebaute Wege erweitert - was wohl eine gewisse Zeit zumindest von Teilen der Waldeigner geduldet wurde, sich jetzt mitunter aber als Eigentor herauskristallisiert. Dass diese Entwicklung nicht bei jedermann auf Zustimmung stößt, liegt in der Natur der Sache. Nach Nagelbrettaktionen, einer dann folgenden zwischenzeitlichen Beruhigung und der Zunahme der Nutzung im ersten Lockdown, haben sich aber Grundbesitzer und Gemeinde darauf verständigt, den Taubenberg aus Naturschutzgründen mit Unterstützung der Unteren Naturschutzbehörde für Fahren auf Wegen abseits der Wirtschaftswege zu schließen, ohne mit den örtlichen Bikern in einen nennenswerten Austausch zu gehen. Eine unbefriedigende Situation für viele örtliche aber auch überregionale Mountainbiker, von denen es laut Statistik gute 12 Millionen in Deutschland gibt, die aber auf eine quasi nicht vorhandene Infrastruktur zurückgreifen müssen.

Auch wir als Firma haben den Taubenberg genutzt, die neue Regelung stellt uns vor nennenswerte Schwierigkeiten im eigenen Testbetrieb unserer Produkte. Gerne würden wir mit am Tisch sitzen und zu Lösungen beitragen. Es stellt sich in jedem Fall die Frage: Muss ich einen gut erschlossenen Berg mit ausgesprochener Nutzung auch durch Einheimische komplett schließen oder kann es einen guten Mittelweg geben? Für mich keine Frage, über die ich lange nachdenken muss. Corona ist eine Ausnahmesituation, der Taubenberg steht da nicht alleine da, die Ausprägungen können im gesamten Alpenraum gemessen werden. Alle Wege sind derzeit sowohl von Fußgängern als auch natürlich durch Mountainbiker überlastet.

Spuren hinterlassen beide in ähnlichem Maß laut ersten Studien. Den Mountainbiker in eine besondere Ecke zu stellen, ist also nicht notwendig. Klar, die einen suchen zumindest beim Runterfahren tendenziell etwas mehr Action, wobei der Wanderer eher die Ruhe sucht. Das sorgt für unterschiedliche Interessen. Dem kann mit einem Regelwerk entsprochen werden, grundsätzlich sollte aber eine Parallelnutzung möglich sein – genannt Trail Tolerance.

Einer generellen und teils auch von kurzfristig denkenden Bikern vorgeschlagenen Quartierung von Mountainbikern in ausgewiesene Zonen würde ich persönlich nicht zustimmen, wobei das Schaffen ausgewiesener Parks oder Zonen sinnvoll ist für eine Kanalisierung oder Organisation des Gesamtbedarfs. Nicht jeder aber will auf ausgewiesenen und gebauten Strecken fahren, das Gros bewegt sich wie der Fußgänger auch frei.

Grundsätzlich gilt für mich, Verständnis zu haben für neue Entwicklungen und für das Bedürfnis auch anderer. Wir sind alle sehr stark, unsere eigenen Interessen zu vertreten und die der anderen auszublenden oder klein zu halten. Der Alpenraum ist ein Bereich, der sowohl zu schützen ist, der aber auch zur Erholung frequentiert und zur Wertschöpfung genutzt wird. Der Bauer fährt mit dem Harvester in den Wald zur Ernte, beschwert sich aber über drastische Folgen eines handtuchbreiten Streifens, der von Wanderern und Bikern genutzt wird. Die Alpenvorländer fahren in Scharen jeden Tag unter der Woche zur Arbeit nach München, beschweren sich aber darüber, wenn die Münchner am Wochenende zur Erholung rauskommen. Die Parkplätze, die für den Kindergarten und die Kirche gebaut werden, sind sehr willkommen unter der Woche. Wenn die am Wochenende aber befüllt werden von Erholungssuchenden, regt sich der erste Widerstand. Nur ein paar schwarz-weiß Sichtweisen, mit denen wir uns gerne jeden Tag die Dinge zurechtrücken – von beiden Seiten.

Der Taubenberg wurde seit ‚ewigen‘ Zeiten genutzt fürs Mountainbiken und er ist ja sonst auch quasi voll erschlossen. Es war wahrscheinlich etwas zu viel und einiges auch zu eigenmächtig, was rund um die Wege dort passiert ist. Aber die Situation war eine Ausnahme, die gegenwärtige Entscheidung ist eine generelle. Daher sollte der Anspruch sein, dem bestehenden Bedarf mit einem ergebnisoffenen Gespräch zu begegnen und auch hier kann eine Wertschöpfung entstehen, die den Grundstückbesitzern zu Gute kommt und der Pflege des Waldes allgemein hilft. Die Nutzer mit zu verantworten und einzubinden in Arbeitstagen zum Beispiel, kann Wunder bewirken. Und der örtliche Supermarkt, der Wirt, der Metzger und die Eisdiele sagen sicher auch nicht nein, wenn sich weiter was rührt im Ort.

Das Fahrrad ist das umweltfreundlichste und effizienteste Verkehrsmittel der Welt, es sollte generell auf Offenheit und Positivität stoßen. Auf dem Taubenberg waren während des ersten Lockdowns so viele Kinder im Wald wie nie zuvor beobachtet. Die Kinder an der frischen Luft anstatt vor dem Bildschirm, im Kontakt mit der Natur. Das ist doch wunderbar und kreiert in jungen Jahren Verständnis für das, was wichtig und schützenswert ist.

Ich möchte das nicht durch die rosarote Brillen sehen, aber ich fordere schon alle auf, an Konsenslösungen zu arbeiten und nicht an Verboten, wo keine sein müssen. Wir feiern die liberalitas bavariae, wir feiern den Ludwig mit seinen Reitwegen (nicht Fußwegen) und handeln aber gerne mal ganz anders, wenn es gerade opportun ist. Insofern appelliere ich an die Parteien, zurück zum Gespräch zu finden.

Christoph Bösl

Christoph Bösl

(SR Suntour Sales & Marketing Management) 

Letzte Änderung amMontag, 14 Dezember 2020 07:52

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