bergstolz

Timeout


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Bike & Ski
Timeout: „Zeit aus!“ So ungefähr war es, als ich in den Flieger nach Kanada stieg. Es war der 13. März 2020 und zwei Tage später, als der erste Lockdown startete, sollte nichts mehr so sein wie zuvor. Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass mir in den zehn Tagen in British Columbia nicht viel durch den Kopf gegangen ist. Die einzige Zeit, wo ich wirklich zu 100% bei der Sache war, war beim Drop-In, ansonsten war nur Stress und Wirbel um den ganzen Corona Mist, die Organisation der Rückreise, die anschließende Quarantäne zuhause – und das mit meiner hochschwangeren Frau, die bald unser zweites Kind bekommen sollte. Meine Gedanken fuhren nur mehr Achterbahn.

 

Genauso fühlte sich auch mein Ski/Bike-Projekt „Timeout“ an. Die Idee hatte ich schon seit Jahren. Es stand sogar schon einmal ein Konzept, jedoch wurde daraus nichts. In Kanada in der Lodge sah ich ein Bild von einer Ridge: links Sommer mit einer Motocross, rechts dieselbe Ridge im Winter mit Heli-Drop Off. Dieses Bild brachte mir mein altes Ski/Bike-Projekt in Erinnerung, das immer noch in der Schublade auf seine Verwirklichung wartete. Und so begann ich die Idee wieder weiter zu spinnen und erneut niederzuschreiben.

Hier stellte sich mir die erste Schwierigkeit: Da ja heutzutage ein jeder Skifilm eine Story im Hintergrund haben muss, überlegte ich, wie man das machen könnte, dass das Ganze Sinn ergibt, im Optimalfall etwas „ganz Neues“ ist und authentisch rüber kommt. Früher war das anders, da brauchte es nicht viel Geschichte drum rum, da reichte es, wenn man 90% des Films fette Action zeigte. Heute will der Zuschauer von einer Story gefesselt werden, hört man von manchem Film Festival Veranstalter, das Publikum hat ja praktisch schon alles gesehen, da muss man sich weiterentwickeln, ein Regisseur könnte auch nicht schaden, damit der Film auch was wird... Und dann komme da ich mit meiner Ansicht, dass wir immer noch Sportler sind und keine Schauspieler und meinem Gefühl, dass sich die Zuschauer gezielt die Filme ansehen, weil sie heiß auf den Winter sind und nicht, weil sie ihren spirituellen Horizont erweitern wollen. Also zumindest nicht als Hauptgrund. Natürlich haben wir „Profisportler“ eine gewisse Reichweite und Vorbild Wirkung, die wir nutzen sollten. Und unsere Filme sind hervorragend dafür geeignet, eine Message nach außen zu tragen. Aber es soll authentisch sein und nicht aufgesetzt, denn nur weil es „von der Story her“ ganz gut passen würde, merkt das Publikum, ob etwas echt ist oder ob jemand in eine bestimmte Rolle hineingezwungen wurde. Lange Rede, kurzer Sinn: Es dauerte also, bis ich den Spagat zwischen Filmgeschichte und dem authentischen Roman hinbekam – doch dazu komme ich noch.

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Ziemlich einfach war dagegen die Beantwortung der Frage, mit wem ich den Film machen wollte. Es lag auf der Hand, dass mein Kollege Mone mit an Bord ist (im wahrsten Sinn des Wortes): Er produzierte schon den ein oder anderen sehr erfolgreichen Snow-board movie und war ja selber Profi Snowboarder. Außerdem teilen wir uns auch schon seit zwei Jahren ein Büro und so waren die Wege kurz. Vor allem hieß es bei dem Projekt aber, flexibel sein zu können und kurzfristig zu entscheiden, ob wir auf den Berg fahren oder nicht.

Als die Finanzierung über die Sponsoren geklärt war, begannen wir im November 2020 die ersten Bike Aufnahmen zu drehen. Wir waren guter Dinge, aber dann dauerte es nicht lange: Zweiter Lockdown. Lifte geschlossen. Nächste Planänderung, es blieb uns ja nichts anderes übrig als mit Fellen los zu starten. Ehrlich gesagt fand ich das aber gar nicht so schlimm, da wir eigentlich den ganzen Berg für uns allein hatten. Das war unser Glück, dass wir beide im Zillertal wohnen und den gesamten letzten Winter mehr oder weniger uneingeschränkt Skifahren durften. Dafür bin ich sehr dankbar, besonders weil ich weiß, dass viele überhaupt nicht auf die Bretter gekommen sind...

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Der Planungshorizont blieb den ganzen Winter über kurz – schließlich war in der einen Woche ja nicht absehbar wie die Regelungen und Auflagen in der darauffolgenden Woche sein würden und so blieb die Organisation des Filmdrehs spontan. So entschlossen wir uns irgendwann, einfach zuhause im Zillertal zu bleiben, und bis auf einen Trip nach Kärnten haben wir das dann auch so gemacht.

Schneetechnisch war das sicher nicht die schlechteste Entscheidung, allerdings auch wieder gar nicht so einfach. Zuerst ok, dann zu wenig, dann zu viel und dann lange richtig beschissener Aufbau und gefährlich. Zu der Zeit haben wir unter anderem die fetten Bike Shots am schneebedeckten Trail mit der Cable Cam gemacht. Der Februar war dann brutal, ich kann mich nicht erinnern, jemals zuvor in kurzer Hose zu Sunset Touren aufgebrochen zu sein, mit einer 0-Grad-Grenze weit über 3.000 Metern.

Um den 20. März rum kam dann nochmal der Winter zurück und wir hatten eine Woche lang die fettesten Bedingungen. Wie zu dieser Jahreszeit üblich, hatten da die meisten Gebiete schon wieder nur mehr am Wochenende geöffnet, daher hieß es wieder: „Bitte auffellen!“ Wer bei bis zu 70 Zentimeter Blower Powder spurt, weiß am Ende des Tages auch, was er getan hat... Aber die drei, vier Shots die dabei rauskamen, die waren es wert und die sind so fett, die kriegt man selten in Japan oder BC so hin.

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Als Saisonabschluss stand die Befahrung der Hochfeiler Nordwand im Morgenlicht auf dem Plan, zusammen mit Servus TV war eine Doku für Bergwelten geplant und wir hätten das Material für unseren Film ebenfalls nutzen können. Aber leider blieb es bei dem „hätten können“... Das Frühjahr war wettertechnisch leider richtig mies und die ersten möglichen Schönwetter Tage waren erst Ende Juni. Leider wurde es aber so schnell warm, dass wir abbrechen mussten und umdrehten.

Letztendlich konnten wir das Maximum aus dem Winter und für unseren Film rausholen. Wir hatten einige phänomenale Shots im Kasten, die so wahrscheinlich noch nie produziert wurden. Besonders die Befahrungen derselben Lines mit Ski und Bike waren für uns ein außergewöhnliches Erlebnis. Was mich zurück zu „Timeout“ bringt.

Wie schon ausführlich besprochen, braucht ein moderner Skimovie nicht nur fette Action, sondern auch eine Story und eine Message. Und beides sollte noch dazu mir als Person entsprechen. Darüber zerbrachen wir uns lange den Kopf und landeten letztendlich bei „Timeout“.

Wir entschieden uns für diesen Titel, erstens, weil er perfekt zum Lockdown-Winter 2020/21 passt und zweitens, wegen der Message, die wir rüberbringen wollten: Es musste ja fast ein jeder ein gezwungenes Timeout machen und in der heutigen, viel zu stressigen Zeit, wo man 24/7 erreichbar sein sollte, wollten wir darauf hinweisen, dass es wichtig ist, sich regelmäßige Auszeiten zu nehmen.

So kam auch Georg, der Almer vom Märzengrund, ins Spiel. Er lebt seit 65 Sommern mit seinen Kühen und Schafen auf 1.800 Metern, ohne Stress und Druck, ohne Internetverbindung. Jedes Mal, wenn ich ihn auf der Alm oben besuche, dann bin ich ein anderen Mensch. Dasselbe Gefühl hatte ich als kleiner Junge, als ich mit zur Jagd Hütte im hinteren Zillertal ging. Drei Stunden Zustieg, kein Mensch weit und breit, kein Empfang, einfach die Natur und ich bzw. wir.

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Immer mehr lerne ich die Momente zu schätzen, wo ich irgendwo, weit weg vom ganzen Trubel in der Natur sein kann. Das liegt viel-leicht auch daran, dass ich mittlerweile Daddy zweier ziemlich aktiver Kids bin... Scherz beiseite, auch die Momente mit meinen Kids, Freunden und meiner Fa-mily, genau dort draußen zu sein und nicht ständig erreichbar zu sein, ist so viel Wert! Ich habe das Ge-fühl, dass in dieser Zeit, in der wir leben, alle nur noch von Erfolg und Geld getrieben sind, nicht mehr abschalten können und dafür keine Zeit mehr haben auf ein schnelles Bier, einen Ratscher oder „amol verhocken“

Ich kann mich noch dran erinnern, wie es war ohne Handy, ohne Internet, ohne Computer und TV aufzuwachsen. Unsere Kinder wis-sen es nicht mehr, für die ist das alles „normal“, der Stress, der Druck. Ich frag mich nur manchmal, ob das wirklich schön ist, das Leben, wie wir es jetzt führen. Es passt doch so viel nicht mehr zu-sammen. Viele Leute sind ausgebrannt, gestresst und genervt, antriebslos, überarbeitet und kurz vor dem Burnout. Mit unserem Film wollen wir genau denen zuru-fen: „Nimm Dir ein Timeout! Hab Spaß! Egal ob auf Ski, auf dem Bike oder sonst wie!“

Ich hoffe jedenfalls, dass Euch auch der Film gefällt, Euch zum Nachdenken anregt und Euch Bock auf einen Winter draußen macht. Nehmt Euch das Timeout!

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