bergstolz

X7 | COME ON HOJI


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X7 war wirklich ein einzigartiges Erlebnis in meiner Ski - Karriere, es war sicherlich eine der körperlich und geistig anspruchsvollsten Leistungen in meinem Leben als Skifahrer. Text: Eric "Hoji" Hjorleifson

ISPO Februar 2013, nach zwei Tagen Business-Meetings mit Sponsoren treffe ich mich zu einem ruhigen Mittagessen mit Dynafit-Produktmanager und Freund Schorsch Nickaes. Zwischen Schlutzkrapfen und Risotto schlägt er vor, dass ich mich der Dynafit X7-Mission im Frühjahr anschließen soll. Mit großer Begeisterung erklärt er, wie die "Mission" vonstatten gehen soll. Logistik, Standorte und Höhenmeter beeindrucken mich extrem: sieben Tage, sieben Gipfel, sieben Länder! Was für eine Tour! Und alles aus eigener Kraft! Die Schwierigkeit der Tour lässt sich am einfachsten mit dem Ziel des letzten Tages beschreiben - den Mont Blanc. Nach sechs aufeinander folgenden Tagen planen sie noch einen 3000 Höhenmeter Schlussspurt! "Come on Hoji, das wird einfach", provoziert Schorsch. Widerwillig sage ich, dass ich interessiert bin, aber mein endgültiges "Ja oder Nein" kann ich erst in ein paar Wochen geben.
Leider hab ich die "Mission" nicht mehr aus dem Kopf bekommen, war aber gleichzeitig sehr skeptisch. Der Gedanke des Scheiterns wollte nicht aus meinem Kopf. Ich konnte nicht aufhören, über den letzten Tag und den Mont Blanc nachzudenken. Nach ein paar Wochen des Grübelns konnte ich meiner Neugierde aber nicht widerstehen: Ich willigte Schorsch und dem X7-Team ein…

X7 | COME ON HOJI

Ich kam schon einige Tage früher am Dynafit Standort Deutschland in Aschheim an, um meine Ausrüstung für X7 vorzubereiten. Die Ausrüstung war eine ganz andere, als ich sie gewohnt war. Als Freerideprofi liegt der Fokus voll und ganz auf der Abfahrt. Der Berg, die Schneebedingungen oder Hochgeschwindigkeitsabfahrten sind mein Alltagsgeschäft. Doch hier war das anders: Das einzige, worum es bei der X7 ging, war Gewicht, Gewicht, Gewicht und nochmals Gewicht!
Ich musste mein Setup ändern, um meine Performance zu optimieren. 4800 Gramm unter jedem Fuß. Mit einem Kilo weniger auf jeder Seite, dachte ich, dass ich gut aufgestellt wäre. Meine Kollegen lachten mich immer noch aus.

X7 | COME ON HOJI

Band of Brothers, es war unglaublich, Teil eines solch internationalen Teams zu sein: Deutsche, Österreicher, Schweizer, Italiener, Spanier und Kanadier. Jeder Teilnehmer hatte eine eigene Perspektive und eine Menge Erfahrung.
Auch ein Supportteam hinter uns zu wissen, war eine neue Erfahrung für mich. Die Pflege der Ausrüstung, Logistik und der Transport haben uns sehr geholfen. Es fühlte sich an wie eine perfekt organisierte Veranstaltung. An alles war gedacht, alles war erstklassig.

Der tägliche Wahnsinn: In der Regel zwischen 1 und 3 Uhr aufstehen. Essen, Ausrüstung vorbereiten und sich dem Berg nähern …! Der Aufstieg und die Abfahrt. Finish Skiing, essen und was trinken. Rein in die Autos. Ankunft am neuen Standort. Auspacken und so gut es geht, trocknen lassen. Wieder einpacken, essen, das tägliche Treffen für den nächsten Tag, erneut essen, schlafen (meist nur vier Stunden), essen, Skifahren…. und dann geht es wieder von vorne los.
Beim fünften Versuch auf die Dufourspitze habe ich auf der Patellasehne Schmerzen verspürt, weil ich vor zwei Jahren eine Operation hatte. Leider war die Dufourspitze für uns nicht zu erreichen. Sturm und Schneefall machten uns einen Strich durch die Rechnung. In der ganzen Zeit in Zermatt war es uns nicht möglich, das Matterhorn zu sehen. Am nächsten Tag haben wir den Gran Pardaso bezwungen. Unter Schmerzen musste ich meine Geschwindigkeit verringern und konnte so nicht mehr mit den anderen mithalten. Die ganze Tour mit der Erkenntnis im Kopf zu laufen, die X7 nicht zu schaffen – das fand ich abartig. Ich war total frustriert. Auch meine Kollegen haben nicht an mich geglaubt. Trotzdem habe ich es dann doch irgendwie geschafft. Ein wenig erschöpft war ich allerdings schon.

X7 | COME ON HOJI

Am späten Nachmittag sind wir in Chamonix angekommen und haben den Sonnenuntergang hinter den Bergen genossen. Der nächste Tag hat sehr gut begonnen. Zusammen mit einem Tourguide konnte ich frühzeitig losgehen, damit ich einen kleinen Vorsprung auf die anderen hatte. Um 13 Uhr erreichten wir den Tunnel des Mont Blanc. Vom Tunnel ging es erst in Schuhen bis zur alten Zughaltestelle. Von dort sind wir auf die Ski umgestiegen. Meine Verletzung machte es auf jeden Fall nicht leichter.

Wir sind in die Dunkelheit hinein geklettert, und das Eis kam uns entgegen. An einem bestimmten Punkt, so dachte ich, flacht es ab. Aber ich täuschte mich. Es war weiterhin absolut finster und brutal steil. Sogar das Camp konnte nicht aufgebaut werden, es war einfach zu kalt. Der gute Start in den Tag war dann endgültig vorbei, als wir den Rest des Teams hinter uns erblickten. Der kalte Hauch im Nacken der Kollegen war, ohne zu übertreiben, klar zu spüren. Jedoch konnte ich überraschend meine Geschwindigkeit halten, und der Abstand verringerte sich nicht.
Als wir die alte Mittelstation Plan de l´Aiguille erreichten, war ich mit einer schwierigen Entscheidung konfrontiert. Rückzug mit einem Führer oder versuchen, die X7 bis zum Ende durchzuziehen. Meine Motivation war riesig, und ich musste deswegen auch gar nicht lange hin und her überlegen. Trotz Bedenken der Führer habe ich beschlossen, nicht umzudrehen und die Tour fortzusetzen.
Als wir endlich unser Nachtlager aufgebaut hatten, kamen auch schon die anderen am Camp an. Ich wollte am nächsten Tag erneut früher als die anderen los, doch die Guides haben keinen Grund dafür gesehen. Nicht weil ich so gut mithalten konnte, sondern weil der Rest der Gruppe uns auf jeden Fall einholen würde.

X7 | COME ON HOJI

Durch die Entscheidung der Führer habe ich erneut auf die Gruppe an Zeit eingebüßt. Ich musste die Geschwindigkeit erhöhen, schon wieder. Ich war sehr erleichtert, dass mein Knie gehalten hat und ich nur mit vergleichsweise wenigen Problemen zu kämpfen hatte. Knapp unterhalb der Grands Mulets-Hütte, auf 3.051 Metern, hatte ich meine Mannschaft wieder im Blickfeld. Ich habe geschrien, damit die anderen auf mich warten. "Come On Hoji" war zu hören. Obwohl meine Kollegen auf mich gewartet haben, wusste ich, dass noch 1.800 Höhenmeter zu gehen sind …! Ich werde nie den Gesichtsausdruck meiner Kollegen vergessen, als wir uns an einer Hütte zusammengefunden hatten. Sie waren froh, mich zu sehen und gleichzeitig überrascht, dass ich es gepackt habe.
Nach einer kurzen Pause haben wir uns erneut darüber beraten, wie es weiter gehen soll. Jedoch war es dieses Mal schnell klar: Jetzt noch aufzugeben – das kam mir nicht in die Tüte. Ich machte weiter!

Wir stiegen die Dome du Gouter hinauf. Kurz nachdem wir die Kuppe überwunden hatten, nahm mich Javier ans Seil und führte mich über das Plateau des Dome du Gouter. Auf die Unterstützung des Teams in dieser Situation bauen zu können, das war eine tolle Erfahrung. In meinem Freundeskreis bin ich ein starker Tourengeher und Skifahrer. Aber die Position, die ich in der X7 eingenommen habe, war mir komplett neu: Das schwächste Glied in der Gruppe zu sein.

X7 | COME ON HOJI

Als wir das Refuge Vallot Biwak erreichten, forderte ich das Team auf, den Gipfelgrat allein zu besteigen. Der Termin mit dem Heli für schöne Hubschrauberaufnahmen musste eingehalten werden. Kaum hatte ich das ausgesprochen, waren sie auch schon weg. Nach all den Tagen haben die Jungs ein Tempo hingelegt, das Seinesgleichen sucht. Wahnsinn!
Als ich dann den Gipfel erreichte, war ich überrascht und schockiert zugleich zu sehen, dass das komplette Team zusammengedrängt unterhalb des Grades auf mich wartete.
Frierend in ihren Spandex-Rennanzügen hatten sie dort schon mindestens eine Stunde auf mich gewartet. Es war einfach unglaublich, und ich wurde von meinen Emotionen überwältigt, als die Gruppe mich umarmte. Leider war die Freude nur von kurzer Dauer, da sich das Wetter verschlechterte. Wir machten uns hastig für die Abfahrt bereit. Wir fuhren den Grat hinunter bis zur Nordwand, wo wir perfekte Powderbedingungen vorfanden. Es war eine Genugtuung, nach so einem anstrengenden Gipfelsturm mit solch perfektem Powder belohnt zu werden. Wir erreichten das Ende der Nordwand und hatten so den schwierigsten Teil des Tages geschafft. Mit unseren müden Beinen wurde es zunehmend schwerer, über den Grand Mulets Hut zu fahren. Als wir an der alten Tramstation ankamen, schnallten wir unsere Skier ab und wanderten mit den Ski auf dem Rücken los. Darüber war mein Knie nicht sehr erfreut, ich fiel erneut hinter die Gruppe zurück.
Endlich erreichten wir den Parkplatz neben dem Tunneleingang, wo das Supportteam bereits mit den Mountainbikes auf uns wartete - ready to go. Die letzte Etappe der X7-Mission war eine Biketour zurück zum Stadtplatz von Chamonix. Da ich keine Kraft mehr in meinen Beinen hatte, war ich ganz froh, dass es so gut wie nur bergab ging. Es war ein herrlicher Frühlingstag und so genossen wir während unserer Fahrt den atemberaubenden Blick auf den Mont Blanc.

Kaum auf dem Stadtplatz angekommen, feierten wir auch schon unsere erfolgreiche Mission. Ich konnte es nicht fassen, was für ein Glück wir hatten. In Chamonix anzukommen und so einen perfekten Tag vorzufinden - das ist nicht selbstverständlich.
Nach knapp einer Stunde an Feierlichkeiten verstaute die X7 - Crew ihre Ausrüstung und begann ihre siebenstündige Heimfahrt. Ich konnte es nicht fassen. Aufgrund der besten Schneebedingungen seit mehr als 30 Jahren beschloss ich, meinen Aufenthalt in Chamonix um zehn Tage zu verlängern.

Wie sagte Schorsch so schön nach unserem Trip: " Wir hätten niemals gedacht, dass du das schaffst, ehrlich!" Tja, da hab ich´s euch wohl gezeigt!

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