SNOWMADS - Griechenland
Autor: Roman Rohrmoser
Elias Holzknecht /NINE&ONE
YA MAS SNOW MADS | In Griechenland
Der Snowmads Truck von Fabi Lentsch – wer kennt ihn nicht?! Ist ja nicht gerade leicht zu übersehen und – hören, letzten Herbst konnte man sich bei einigen Movie Tour Stops sogar live vor Ort die mobile Skihütte, Partykutsche, das Good-Times-Gefährt genau anschauen. Was unter anderem auch die Stadtpolizei und das Magistratsamt nach der Movie Premiere in Innsbruck gemacht hat – um 3:00 und um 4:00 Uhr früh. Was genau drin steckt im Truck, wie der Umbau funktioniert hat und welche Feinheiten da eingebaut wurden lässt sich auf Fabis Homepage ziemlich genau nachlesen.
Ruedi Flück
Auch wo der Truck seine Fahrer schon überall hingebracht hat, um Ski zu fahren… Im Jahr davor gings in den Osten, weit in den Osten – in die Türkei, nach Georgien, Armenien und in den Iran, letzten Winter war der Plan, auf die fetten Dumps in den Alpen zu warten und dann jeweils dorthin zu fahren, wo am meisten Schnee runter gekommen ist. Wie das mit Plänen so ist: der Jahrhundert-Winter blieb wieder einmal aus. Fabi und die Crew beschlossen deshalb, nach Griechenland abzuhauen, da es dort angeblich so viel Schnee hatte, wie es bei uns in den letzten Jahren selten oder gar nicht gehabt hatte. Und ja, Griechenland ist neben Bade Urlaub auch für große Berge bekannt. Zwar weniger fürs Skifahren, aber auf diesen Bergen sollte es jede Menge Schnee geben – also wieso denn nicht probieren?!
Gesagt, getan. So packten Fabi, Jochen Mesle, Moggä Ascher, Julian Zenzmeier, Neil Williman, Aymar Navarro, Filmer Marco und Photograph Elias ihre Sachen zusammen und fuhren in der ersten Januarwoche Richtung Venedig zum Hafen. Dort ging der Truck mit Besatzung an Bord der Fähre und nur zwei Tage später waren sie in Patras angekommen. Der Plan lautete zunächst einfach nur, so schnell wie möglich in den Schnee zu kommen. Und diesen fanden sie in Helmos-Kalavrita, drei bis vier Autostunden westlich von Athen. Als ich die Bilder von dort gesehen hab, dachte ich, die wollen mich mit Shots aus Kanada verarschen! Meterhohe Schneewände, tief winterliche Wälder und ein Road Gap, das sich sehen lassen konnte! Jochen nahm es sich gleich mal vor… Fetter Backy übern Cat Track in eine flache Landung mit einigen Bäumen im Outrun, was für ein Spaß! In Helmos sind die Jungs dann auch – wirklich nicht sehr überraschend bei den Schneemengen dort - für ca. zwei Wochen hängen geblieben. Erst als es ziemlich warm wurde, haben sie sich entschieden, auf eine andere Insel mit der Fähre weiter zu fahren.
Elias Holzknecht/NINE&ONE
Diesen ersten Teil des Trips kenn ich selbst nur von Fotos und aus Erzählungen. Ich bin erst Ende Januar aus Japan zurückgekommen und musste direkt anschließend gleich zu Sponsorenterminen auf die ISPO. Da kamen die Bilder der Jungs aus Griechenland natürlich genau wie gerufen. Ich war immer wieder mal mit Fabi in Kontakt und hab nach den Bedingungen gefragt und ob denn noch Platz im Truck ist bzw. wann jemand abhaut und ich kommen könnte. Und ja! Es gab noch Platz im Truck! Und so flogen innerhalb weniger Stunden Raphi Webhofer und ich direkt von der ISPO nach Kreta. Ja, richtig gehört, Kreta. Dort hatte es angeblich seit 100 Jahren nicht mehr so viel geschneit wie in diesem Winter. Was auch immer das heißen mag…
Sicherheitshalber hab ich noch vor dem Abflug auch den Swellforecast gecheckt (man weiß ja nie) und als Resultat auch noch gleich den Wetsuit mit eingepackt: ziemlich fetter Swell mit Zwölf-Sekunden-Periode von Westen! Das ist im Mittelmeer wirklich mehr als nur selten! Schon beim Anflug auf den Flughafen Chania im Nordwesten von Kreta sahen wir die Berge direkt an der Küste nach oben ragen. Die höchsten sind um die 2.400 Meter hoch. Um ehrlich zu sein hatten wir das Gefühl, irgendwo in Alaska zu landen. Bis auf die Temperaturen, es hatte nämlich auf Meeresniveau 20° Celsius und der Schnee hat erst ab ungefähr 1.400 Metern begonnen.
So schnell wie nur irgendwie möglich organisierten wir unser Leihauto, das leider nicht gerade ein BMW X1 war, sondern nur ein Dacia mit kaputter Lenkung. Aber was solls, wir wollten so schnell wie möglich zum vereinbarten Surfspot, um uns dort mit der gesamten Snowmads Crew zu treffen. Natürlich kam wieder alles so wie es eh schon immer war bei den Plänen der Snowmads: Sie waren plötzlich 100 Kilometer weiter südlich, da der Swell dort nicht ganz so fett war und der Wind offshore blies. In mir stieg schon die Weißglut, da ich so heiß aufs Surfen war. Hätten die einfach eine Stunde früher Bescheid gegeben, dann wären Raphi und ich nicht zweieinhalb Stunden Umweg auf der Ufer-Bergstrasse gefahren!
Pally Learmond/NINE&ONE
Als wir dann an dem Secret Spot im Südwesten von Kreta ankamen, konnte ich meinen Augen kaum trauen: Es lief ein perfekter Point mit kopfhohen Wellen ca. 100 bis 150 Meter auf uns zu. Fast die ganze Crew war schon im Wasser und so blieb nicht viel Zeit zum Schauen. Wir zögerten nicht lange und paddelten ebenfalls raus. Ich hatte ein ziemliches Anfängerbrett mit „hervorragenden“ Fahreigenschaften ausgefasst, wollte aber nicht jammern. Es dauerte aber nicht lange, da hatte ich dann die Schnauze voll. Kostar, unser Local Dude gab mir daraufhin sein nagelneues Surfboard! Die folgenden 3 Stunden waren ziemlich einmalig und wir blieben bis zum Sonnenuntergang im 20 Grad warmen Wasser. Währenddessen hatte ein Teil der Jungs schon ein Feuer direkt am Strand neben dem Truck gemacht, wo wir uns anschließend wärmen konnten! Das war für mich sicherlich der beste Start auf einem Ski Trip ever.
Die folgenden Tage waren Downdays und so erkundeten wir die Städte und Küsten von Kreta, ebenfalls trafen wir einige Locals in den Bergen, die uns alle herzlichst aufnahmen und zum Essen einluden. Einige Gespräche später war uns klar, wieso man Kreta „das Sizilien Griechenlands“ nennt. Im Hinterland wird angeblich einiges an Marihuana angebaut und dann kiloweise weiterverschifft. Angeblich?! Im Übrigen hatte dort auch beinahe jeder eine Knarre. Bisschen seltsam für uns Mitteleuropäer…
Pally Learmond/NINE&ONE
Was uns ebenfalls aufgefallen ist: tausende Amis gehen in den Häfen an den Küsten an Land. „Zum Saufen und zum Rumhuren“, wurde uns gesagt. Angeblich wurden hunderte Prostituierte im Landesinneren „gesammelt“ und in die Küstenorte geschickt um dort auf ihre US Marines zu stoßen. Warum ausgerechnet auf Kreta die US Marines so einfielen, wurde uns auch erklärt: Direkt vor der Insel gab es eine US Militärbasis, die gerade ziemlich besetzt war, weil sie eine gute Ausgangsposition für den Krieg im Osten ist. Wenn man die Amis selber darauf angesprochen hat, sagten sie alle „we are on holidays“ und wenn man etwas intensiver in die Richtung nachfragte, waren sie alle recht schnell pissed und zogen ab. Unter den Einheimischen geht auch das Gerücht um, dass die Amerikaner vor der Küste mit Atomwaffen experimentieren und Atommüll lagern und deswegen die Krebs- und Tumorrate auch seit einigen Jahren stark angestiegen sein soll.
Ich war mittlerweile schon fast 1 Woche auf der Insel und bin mehr Surfen als Skifahren gewesen. Bisher waren wir genauer gesagt ein einziges Mal auf Skitour, auf der wir aber in so dichtem Nebel stecken geblieben sind, dass uns kotzübel wurde. Generell gesehen wären da aber schon einige fette Spots gewesen! Noch vor meiner Ankunft hatten die Jungs eine Scouting Sunrise Tour gemacht, wo sie ziemlich coole Bilder festhalten konnten. Leider hielt uns das Wetter so lange hin, dass wir uns entschieden, die Nachtfähre nach Athen zu nehmen und dort einen neuen Plan zu schmieden. Denn auf der Hauptinsel hatte es auch endlich wieder Neuschnee und anschließend war gutes Wetter angesagt!
Unser neuer Plan sah vor, dass wir ins Skigebiet Parnassos, circa drei Stunden nördlich von Athen, fahren. Dort waren wir zuerst einmal vollkommen überrascht: uns erwarteten topmoderne Doppelmayr-Anlagen! Allerdings liefen alle Lifte so langsam, dass man mit den Fellen fast gleich schnell war. Man hätte auch nur vier Gondeln gebraucht um alle Wintersportler, die vor Ort waren auf den Berg zu bekommen. Das Liftticket kostete 12 (in Worten: zwölf!) Euro und am Wochenende satte 17 Euro. Wahnsinn. Ob die millionenteuren Liftanlagen aus Steuertöpfen und Fördergeldern wirklich den Tourismus so stark ankurbeln, dass sich die Investition lohnt? Ich hab echt keine Ahnung. Aber wir wollten ja Powder shredden in Parnassos! Den haben wir auch gefunden, allerdings nur im Wald, da oberhalb ein saukalter Sturm blies. Zurück im Truck wurde eingeheizt und fett gekocht. Zumindest hatten wir uns das erhofft, denn Fabi hatte über eine griechische Datingplattform zwei Mädels kennen gelernt, die uns frisches Gemüse aus Athen mitbrachten. Die Realität sah etwas anders aus, aber dazu befragt ihr ihn am besten selbst…
Die nächsten 2 Tage war Bluebird angesagt und wir wussten, dass wir etwas in den Kasten bringen müssen, bevor das Wetter wieder schlecht wird und ich noch dazu heimfliege! Also ging es früh los, zumindest für Photograph Ruedi Flück und mich, da die anderen wieder einmal nicht aus den Betten zu kriegen waren. Aber egal, die Sonne musste sowieso bis nach Westen rüber, damit wir das beste Licht bekommen. Am Vortag hatten wir im letzten Licht auf einer Bergkuppe ungefähr zwei Kilometer südlich hinter dem Skigebiet einige Lines gesehen. Dort wollten wir hin. Natürlich stellte sich das alles wieder einmal als etwas schwieriger raus als gedacht und so dauerte es ganze drei Stunden um dort überhaupt hin zu kommen. Was die Laune nicht unbedingt besserte war die Aussicht, gleich lang im Dunkel wieder zurück ins Gebiet zu müssen. Aber irgendwann waren wir ja da. Unsere Kameraleute positionierten sich auf dem Gegenhang und wir probierten auf der anderen Seite rauf zu kommen. Der Schnee war leider nicht so perfekt wie erhofft, vor allem die oberen 150 Höhenmeter waren meistens ziemlich abgeblasen. Trotzdem konnten wir einige coole Lines in das griechische Abendrot zaubern und kamen im Dunkeln heil beim Truck wieder an
Dort endete auch mein Ausflug mit den Snowmads. Am nächsten Morgen flog ich um 4:00 Uhr nachhause, um pünktlich um 10:00 Uhr beim Freeride-Testival in Saalbach zu sein. Oh Mann, what a mission! Die restliche Crew fuhr zum 2.918 Meter hohen Mt. Olymp, um dort ihre letzte Mission zu absolvieren. Nach einer kalten Nacht in einer Schutzhütte stiegen sie am nächsten Tag auf den Berg auf, der laut den griechischen Sagen der Sitz der Götter war, und fuhren die Nordrinne bei mäßig geilen Bedingungen wieder ab. Somit war auch das letzte Kapitel vom Snowmads Trip nach Griechenland erledigt und die Jungs kehrten Anfang März wieder nach Österreich zurück. Wo der Snowmads Truck in Zukunft hinrollen wird? Immer dem Schnee nach natürlich
INFO BOX
ANREISE.- Mit dem Flugzeug von München nach Chania ab ca. 250 Euro
- Mit der Fähre von Venedig nach Patras ab ca. 300 Euro
SKIGEBIET.
- Chelmos-Kalavrita:
Das Skigebiet liegt ca. vier Stunden westlich von Athen und befindet sich auf 1.700 bis 2.340 Metern. Es gibt dort sieben Liftanlagen. - Mount Parnassos – Fterolakka/Kellaria:
Parnassos ist das größte Skigebiet Griechenlands und befindet sich etwa 3 Stunden nordwestlich von Athen. Es gibt dort nicht nur nagelneue Liftanlagen, sondern auch die einzige Gondelbahn Griechenlands in einem Skigebiet.
www.parnassos-ski.gr
DIE SNOWMADS.
- “Snowmads – A Journey Towards Eastern Suns” machte Fabian Lentsch und die Snowmads Crew einem breiten Publikum bekannt. Der heimliche Held der Reisen und Filme von Fabi und seiner Truppe ist aber der Snowmads Truck, das umgebaute Feuerwehrauto, das als Fortbewegungsmittel und mobile Homebase dient.
www.fabianlentsch.com | www.snowmads.world | www.nineandone.com
Ya Mas – Snowmads in Greece | Screenings
14.10.2017 Official World Premiere Exclusive Outdoor Movie Premiere, Innsbruck, AUT
02. – 09.11.2017 Freeride Film Festival, AUT, GER, SUI
03.11.2017 Movie Premiere Salzburg, AUT
14. – 18.11.2017 Mountainfilm Graz, International Film Festival, AUT
15. – 26.11. 2017 24. Bergfilmfestival Salzburg, AUT