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Unterwegs

Petra Unterwegs: Warth-Schröcken

Bergstolz-Autorin Petra Rapp war für uns kurz vor Weihnachten am Arlberg unterwegs.

Der nahende Vollmond zeigt sich am Abend eindrucksvoll am klaren Himmel über dem Biberkopf. Was für ein Naturschauspiel zur Begrüßung in Warth. Ein lang ersehntes Wochenende Skifahren in Warth-Schröcken in Vorarlberg, das einmal mehr durch die sich ständig wechselnden Lockdown-Bedingungen in Österreich bedroht war, ist nun am letzten Wochenende vor Weihnachten doch Realität geworden.

20211221 Wintershooting 2019 c Warth Schröcken Tourismus Fotograf Ratko Medienagentur ratko.at DJI 01631Blauer Himmel, für die Jahreszeit auch auf den meist schattigen Hängen in Warth-Schröcken sehr angenehme Temperaturen. Und die Schneelage ist, wie meist im vom Nordstau begünstigten Skigebiet, ausgezeichnet, auch wenn abseits der Pisten im als Freeridemekka bekannten Arlberg diesmal nicht viel geht, weil eine kurze Warmfront dem Powder vor ein paar Tagen einen fiesen Deckel verpasst hat. Macht aber nichts, denn wie schon bei früheren Besuchen zeigen sich auch diesmal die Pisten hier im Vorarlberger Skigebiet fantastisch präpariert, so dass es auch eingefleischten Off-Pistlern auf den angenehm wenig frequentierten Pisten sichtlich Spaß macht. Und ein bisschen Einfahren und an der eigenen Skitechnik feilen schadet am Anfang der Saison schließlich niemandem.

Dankbare, geduldige Gäste

20211221 Warth Schröcken Foto Petra Rapp 3Die Stimmung überall unter den Skigästen hier in Vorarlberg und auch drüben auf der Tiroler Seite in Lech und Co., wo wir mit Hubert Strolz am Samstag unterwegs sind, ist sehr entspannt. „Man merkt schon sehr, dass die Gäste alle froh und dankbar sind, überhaupt wieder Skifahren zu können“, sagt der 59jährige Olympiasieger in der Kombination von Calgary 1988, der im Sommer als Biobauer eine kleine Landwirtschaft betreibt und im Winter für die Skischule in Warth arbeitet.

„Ja, es ist schon erstaunlich, mit welcher Gelassenheit die Gäste die Corona-Maßnahmen über sich ergehen lassen“, sagt Klaus Wiethüchter, Geschäftsführer der Skilifte Salober Schröcken, der ebenso wie sein Kollege Günter Oberhauser von den Skiliften Warth sowie die Tourismusverantwortlichen und Hoteliers einen turbulenten Herbst hinter sich hat. Ständig neue Corona-Regelungen, deren Umsetzung in der Praxis oft sehr schwierig sei, erzählt er. Personalprobleme in der Hotellerie, weshalb die eine oder andere Schirmbar in diesem Winter geschlossen bleibt oder reduzierte Speisekarten, weil vor allem Köche fehlen, sind nur ein paar der Probleme, mit denen die Destinationen nicht nur hier zu kämpfen haben. „Wir sind zwar jetzt mit unseren Kontrollsystemen und unserem Online-Ticketing mit einigen Click&Collect-Standorten gut gerüstet, aber wer weiß, ob die Gäste dann überhaupt kommen oder kommen können, wenn sie oder ihre Kinder danach in Quarantäne müssen. Und was ich heute sage, kann morgen schon wieder falsch sein.“ Was sich an diesem Wochenende gleich bestätigen soll, als bekannt wird, dass ab dem darauffolgenden Montag die Einreise nach Österreich nur noch für Geboosterte ohne PCR-Test möglich ist.

20211221 Warth Schröcken Foto Petra Rapp 1Schwierige Zeiten. Doch hier in Warth-Schröcken hat man das Gefühl, man muss sich nicht wirklich Sorgen machen. Die beiden Orte mit ihren insgesamt rund 400 Einwohnern haben sich trotz einiger Neuinvestitionen ihren ursprünglichen Charakter bewahrt, die Dorfgemeinschaften mit ihren intensiven Vereinsleben scheinen immer noch gut zu funktionieren und die Menschen dort zusammenzuhalten.

Es ist einfach schön hier, die Kontrollen sind auszuhalten und mit Maske Skifahren bei kalten Temperaturen sogar durchaus angenehm. Wer größerem Andrang am Morgen aus dem Weg gehen will, fährt mit dem Dorflift in Warth hinein ins große Skigebiet des Arlbergs undkann dort den weißen Rausch intensiv ausleben. Carpe diem – wenn und wem es denn, auch finanziell, möglich ist.

www.warth-schroecken.at
www.skischule-warth.com

Bergstolz fragt nach: Petra Rapp / Freie Journalistin, Bergstolz-Autorin

„Ich finde endlich mal wieder Zeit, Bücher zu lesen“

In unserer täglichen Interviewserie anlässlich der Corona-Situation unterhalten wir uns nicht nur mit Ridern, Touristikern oder der Ski- und Bike-Industrie, sondern auch mit unseren Kollegen: Selbstständigen Autoren und Fotografen oder Medienvertretern. Heute im Talk: Petra Rapp, freie Journalistin und Bergstolz-Autorin.


20200421 Petra1SportsMedien: Servus Petra, wie geht es Dir und Deiner Familie?
Danke, meiner Familie und mir geht es gesundheitlich gut und ich hoffe, das bleibt auch so! Körperliche wie mentale Gesundheit ist - nicht nur in diesen Zeiten – schließlich das Wichtigste überhaupt. Alle anderen Probleme regeln sich meist dann schon irgendwann irgendwie.

SportsMedien: Kannst Du uns die Situation bei Dir kurz beschreiben?
Ich musste zwar, wie so viele derzeit, schon starke Einbußen im Auftragsvolumen hinnehmen, habe aber gottseidank schon noch was zu tun. Ich nutze auch die Zeit jetzt, ein bisschen vorzuarbeiten und größere, eigentlich für später eingeplante Reportagen schon mal „wegzuschreiben“. Ich muss aber auch zugeben, ich genieße die Zeit grad auch ein wenig: Endlich mal die Dinge mit mehr Ruhe machen zu können, tut schon gut. Mein jüngerer Sohn hat die Flucht aus der Stadt ergriffen und leistet mir seit dem Shutdown Homeoffice-Gesellschaft, auch sehr schön! Wir wohnen in unmittelbarer Bergnähe, haben einen großem Garten und sind deshalb eh gesegnet und brauchen nicht jammern. Joggen, Biken, Yoga, lange Spaziergänge und kleine Tennismatche auf der Straße stehen seither regelmäßig auf dem Programm. Und was auch sehr schön ist: Ich finde endlich mal wieder Zeit, Bücher zu lesen.

SportsMedien: Die Saison hat ja sehr abrupt geendet. Was hättest Du eigentlich noch am Plan gehabt?
Mitte April wäre ich eigentlich in Richtung Venediger unterwegs gewesen. Einige andere schöne Recherchetouren wie u.a. eine Dachsteindurchquerung wurden leider auch gecancelt. Es wären weiter oben derzeit sicher noch klasse Frühjahrstouren möglich. Da blutet das Ski- wie auch mein Journallistinnenherz schon ziemlich. Auch, weil meine Reportagen darüber in den kommenden Winterausgaben eigentlich schon fix eingeplant waren und jetzt fehlen werden. Aber gut, alles relativ und wahrlich nichts Erwähnenswertes, wenn man an die Krankenhausbilder aus den Corona-Stationen denkt...

20200421 Petra2SportsMedien: Was ist für Dich persönlich gerade die größte Herausforderung? Wie versuchst Du, die wirtschaftlich schwierige Lage als Selbstständige zu meistern?
Im Moment komme ich noch gut klar. Da sind andere, die noch eine große Familie ernähren und hohe Mieten zahlen müssen, viel schlechter dran. Ich kann sehr sparsam leben und habe mir gottseidank auch ein wenig Rücklagen gebildet. Als Freiberufler/in muss man ja immer mit plötzlichen Einbußen rechnen, gerade in der Medien-/Verlagswelt, die ja schon länger am Kriseln ist. An den Freien wird immer zuerst gespart.

SportsMedien: Wagst Du einen Ausblick? Wie verläuft die Sommersaison 20/21? Wo wirst Du heute in einem Jahr sein?
Ich denke, in vielen Branchen werden wir die Corona-Auswirkungen schon noch eine ganze Weile spüren. Auch, wenn der Peak hier bei uns im Alpenraum hoffentlich bald vorüber ist, wird es doch noch dauern, bis alles wieder halbwegs normal läuft. Die wirtschaftlichen Konsequenzen werden sich dann erst in seiner ganzen Tragweite zeigen. Ich hoffe, ich kann im späten Frühjahr/Sommer wenigstens wieder ein paar Geschichten in den Bergen recherchieren, für die ich schon Aufträge hätte. In einem Jahr bin ich dann hoffentlich auf einer wunderschönen Frühjahrsskitour!

SportsMedien: Das wünschen wir Dir von Herzen! Vielen Dank für Deine Zeit und hoffentlich bis bald am Berg!

petra-rapp.blogspot.com

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Bergstolz Unterwegs: Warth-Schröcken

Mit Hubert Strolz im Arlberg Powder

Zwei Tage Mitte Dezember wie sie unterschiedlicher nicht sein können: Der Montag in Warth nebelverhangen, eisiger Wind, der den Schnee ins Gesicht peitscht, und ziemlich schlechte Bodensicht. Besser onpiste bleiben, was bei den sehr gut präparierten Pisten im Skigebiet Warth-Schröcken aber auch Spaß macht. Und ein bisschen einfahren, mal wieder technisch saubere Schwünge ziehen schadet ja am Anfang der Saison keinem.

20181221 Foto Petra Rapp 21Zudem kann man sich an so einem Tag auch mal gut ein paar Dinge anschauen, wie die Pumpstation Hochalpsee samt Speicherteich zum Beispiel. Warth-Schröcken in Vorarlberg in Österreich gilt zwar als das schneereichste Skigebiet Europas. Der geographischen Lage und der Nordexposition der Hänge verdankt das Skigebiet regelmäßige Neuschneefälle, Schneesicherheit sowie eine top Schneequalität bis weit ins Frühjahr hinein. Dennoch investierten die Skilifte vor Ort vergangenen Winter in eine der modernsten Schneeanlagen der Alpen. „Wir wollen den Gästen auch zum Saisonstart sehr gute Pistenverhältnisse garantieren, sollte Frau Holle mal streiken. Für eine Bergregion ist eine technische Beschneiung eine Art Vollkasko-Versicherung“, sagt Siegfried Hollaus, Marketingleiter der Skilifte Schröcken.

20181221 Foto Petra Rapp 23Vollkasko braucht es derzeit nicht. Frau Holle spielt mit und hat über Nacht frischen Powder geliefert. Der Duft aus der Backstube im Keller des Hotel Walserberg, in der Hotelier Thomas Walch die alte Familientradition hoher Backkunst mit Leib und Seele weiterführt und mit seinen delikaten Brotvarianten nahezu den ganzen Arlberg versorgt, verspricht frühmorgens schon einmal einen genussvollen Tag. Zudem keine Wolke am Himmel und vor dem Hotel ein gut gelaunter Olympiasieger, der sich mit uns auf den Weg machen will.

20181221 Foto Petra Rapp 26Hubert Strolz, 1962 in Warth geboren, startete 1981 bis 1994 im Skiweltcup. Sein größter Erfolg war der Olympiasieg in der alpinen Kombination in Calgary 1988. Er betreibt zusammen mit seiner Frau eine kleine Pension direkt an der Skipiste, ist im Sommer Bio-Landwirt aus Überzeugung und im Winter Skilehrer und Tourenguide. Mit der neuen Dorfbahn, einer 8er-Gondelbahn im Warther Dorfzenterum, geht es hinauf ins hier noch schattige Skigebiet, weiter mit dem Steffisalp-Express und durch das Skigebiet hinauf zum Sal-oberkopf (2043 m) und mit dem Auenfeldjet hinüber in eine andere Welt. Vom kleinen, mit seinen 170 Einwohnern beschaulichen Walserdorf Warth zur mondänen Seite des Arlbergs nach Lech. Seit der Saison 2013/14 ist dies möglich. 2016/17 wurde mit der Flexenbahn zwischen Zürs und Stuben zudem das größte zusammenhängende Skigebiet Österreichs geschaffen. 88 Bahnen und 305 Skiabfahrtskilometern.

20181221 Foto Tobias Geisler 3Wir schaffen heute nur einen kleinen, aber sehr feinen Teil davon, zumal „Hubsi“, wie ihn hier alle nennen, immer wieder kurz verweilen muss, weil ihn hier jeder kennt und er, freundlich wie er ist, mit jedem einen kleinen Plausch hält. Panorama genießen, Sonne tanken und Kräfte einteilen heißt das für uns. Denn wenn er dann fährt, gibt er Gas. Immer wieder ein Abstecher in den frischen, exklusiven Powder in diesem grandiosen Skigebiet inklusive.

20181221 Foto Petra Rapp 29Skifahren scheint Hubert Strolz immer noch sehr viel Spaß zu machen. On- und offpiste. Er unternimmt sehr gerne kombinierte Freeride-Touren oder auch reine Skitouren. Zum Beispiel vom Mohnenfluhsattel nordseitig die Klemm runter Richtung Schröcken, für ihn eine der schönsten Varianten hier in der Region. Oder vom Rüfikopf die Seitentäler ins Lechtal oder den Widderstein Ostgrat zum Beispiel. Sein Vollzeit-Job in der Skischule Warth führt ihn heute noch jeden Tag auf die Pisten und ins Gelände von Warth-Schröcken, obwohl sein Tag weit früher startet: "Schließlich versorge ich jeden Tag um halbsechs Uhr morgens mein Vieh!" Vom Skifahren könnte ihn das allerdings nie abhalten, er liebt den Ausblick in der Flexenbahn oder das Panorama vom Rendl ganz im Süden des "Run of Fame", von wo aus er fast den gesamten Arlberg überblickt.

Auch diesmal war Warth-Schröcken eine Reise wert: Wegen der perfekt präparierten Pisten, wegen des genialen Off-Piste-Geländes und wegen der Menschen, die wir getroffen haben. Wir kommen sicher wieder!

www.warth-schroecken.at
www.skischule-warth.com
www.walserberg.at

Text: Petra Rapp
Fotos: Petra Rapp und Tobi Geisler

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