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LAUF RAUF


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...ist einer der wenigen Events, der das Thema Freeriden auf den Punkt bringt: Eine Nonprofit-Veranstaltung, bei der – abgesehen vom Ziel beziehungsweise der Route – keine Grenzen gesetzt werden.

Ein temporäres Kollektiv, welches sich aus Snowboardern, Skifahrern und Telemarkern zusammensetzt, verfolgt dabei das Ziel Spuren im Schnee zu hinterlassen und diese fotografisch zu dokumentieren. Da das Lauf Rauf jedes Jahr an einem anderen Ort stattfindet, erhält jede Auflage ihren eigenen Charakter.

2011 fand das Lauf Rauf zum sechsten Mal statt. Der schlechte Winter und die hohen Temperaturen machten Dominik Bartenschlager die Wahl der Location nicht gerade leicht. Unser Ziel wurde schließlich das Walterberger Haus auf 2.085 Meter oberhalb von Oberstdorf gelegen. Der Wetterbericht prognostizierte uns drei Tage, an denen wir – wenn wir früh loslegen würden – gute Firnverhältnisse erhoffen konnten. Mit dieser Information und Proviant für drei Tage machten wir uns am 14. März auf den Weg.

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Ab Einödsbach lag ausreichend Schnee, und so stapften wir ins Bacher Loch. Ich weiß nicht, woher die Bezeichnung Bacher kommt, der zweite Teil trifft die Beschreibung des Tals aber ganz gut: Loch. Da die über uns liegenden Nordwesthänge alle schon am Vortag abgegangen und wir früh dran waren, konnten wir beruhigt Richtung Talende gehen, um kurz vor Schluss links zum vorderen Bockkar aufzusteigen. Da der Sommerweg bei Schnee nicht begehbar ist, gingen wir etwas weiter ins Bacher Loch, um durch eine Rinne ins vordere Bockkar zu gelangen. Die knapp zehn Meter breite Rinne würde uns schnurstracks bis knapp unters Walterberger Haus bringen. Wir waren gerade dabei die Ski und Snowboards an den Rucksack zu zurren, als ein Donnern die Stille brach.

Im ersten Moment zuckten alle zusammen und schauten sich um, wo denn das Monster vom Berg herabfährt. Auf der gegenüberliegenden Seite entlud sich die Südostflanke vom Linkerskopf: ein gewaltiger Anblick, den uns die Natur da bot. Es zeigte uns, wie klein wir doch sind. Im Schutz der sonnenabgewandten Seiten stiegen wir die Rinne hoch. Im vorderen Bockkar angekommen, legten wir wieder unsere Bretter an. Erst jetzt bemerkte Stefan, dass etwas mit seiner Tourenbindung nicht stimmte. „Ist wahrscheinlich nur das Gewinde der Schraube durch, das reparier’ ich an der Hütte.“ 

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Dort angekommen schraubte Stefan an seinem Ski herum, während wir Licht und Luft in den Winterraum ließen und das Brennholz zum Kochen vorbereiteten. Er bohrte das Loch auf und setzte ein Insert. Ohne Bohrmaschine dauert so etwas dann doch etwas länger. Erst als Stefan die Fritschi wieder auf den Ski geschraubt hatte, erkannte er die Ursache: Die Bindung muss wohl beim Traversieren eines Harschdeckels gebrochen sein, darum hatte er dort auch den Ski verloren. Eine ernüchternde Erkenntnis, denn für Stefan war die Ausfahrt hier zu Ende. Während wir eine Spur ins Bockkar legten, um in der Früh einen einfacheren Aufstieg zu haben, blieb Stefan in der Hütte, machte Feuer und ließ Schnee schmelzen, so dass wir nach unserer Rückkehr genügend Wasser zum Kochen und für Tee hatten.

Mit den letzten Sonnenstrahlen erreichten wir die Bockkarscharte. Der Schnee färbte sich golden und die vereinzelten Wolken am Himmel taten ihr bestes, um uns einen Sonnenuntergang deluxe zu präsentieren. Je mehr die Sonne verschwand, desto rosafarbiger leuchtete der Schnee. Man konnte glatt geneigt sein zu sagen: „Mensch ist das kitschig“, und ich glaube, diejenigen, die so etwas noch nie erlebt haben, denken auch so – gerade weil sie es nicht kennen.

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Das ist aber die tagtägliche Realität, wenn es nicht gerade saut. Durch die Herumsteherei ist es dann doch recht frisch geworden, da konnten uns die paar Schwünge zur Hütte auch nicht wärmen. Umso erfreulicher war es, in einen warmen Raum zu treten und heißen Tee serviert zu bekommen.

Während das Abendessen vorbereitet wurde, kümmerte sich Dominik ums Wetter. Die Vorhersagen waren ernüchternd: Für den nächsten Tag war alles im grünen Bereich, solange wir die Hänge verlassen, bevor sie durchnässt sind. Das Dilemma war jedoch der Föhn. Die Nullgradgrenze sollte auf über 2.500 Meter steigen, und es würde dann auch nachts nicht mehr gefrieren. Somit würden wir auch auf der Nordseite keinen tragenden Schnee mehr haben. Diese Nachricht ließ das Lauf Rauf um einen weiteren Tag schrumpfen, aber wenn es nicht sein soll, dann ist es halt so.

Den Rest der Nacht verbrachten wir recht unterhaltsam beim Versuch eine weitere Tagesration, die wir jetzt ja nicht mehr benötigten, zu verdrücken. Da kam das halbstündliche Aufstehen und Schneeholen gerade recht. Wer nach einem anstrengenden Tag sein Teewasser aus geschmolzenem Schnee zubereiten muss, wird zu schätzen lernen, wie kostbar Wasser ist.
Vor Sonnenaufgang klingelten die Wecker der Handys. Für den Abstieg zurück nach Oberstdorf hatte Dominik noch einen Klassiker der Allgäuer Alpen ausgesucht. Während Stefan durch das Bacher Loch abstieg, machte sich für uns die am Vortag angelegte Spur verdient. Am Bockkarsattel erwarteten uns schon die ersten Strahlen der Morgensonne. Wir traversierten hoch Richtung Mädelegabel, wo sich der Einstieg der Trettachrinne befindet. Bis zur Spielmannsau sind es dann noch 1.400 Höhenmeter – nichts für Sessellift-Furzer!

Diese Tour wird nicht umsonst als alpine Skitour bezeichnet. Die Trettachrinne ist ein magischer Ort und hat in meinen Erinnerungen einen ganz besonderen Platz erhalten. Wer einmal dort gewesen ist, wird verstehen, was ich meine. Ich hätte mich noch gerne länger dort aufgehalten, jedoch waren über uns die Südosthänge, von denen ein Großteil zwar wohl schon die Tage zuvor abgegangen war. Aber dies herauszufinden, waren wir nicht bereit. Auf der Suche nach Abenteuer bewegen wir uns auf einem schmalen Grad.
Und um das Abenteuer zu überleben, muss man die richtigen Entscheidungen treffen.


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